Das entschied die Kommunalaufsicht des Kreises Mainz-Bingen. Ausschlaggebend war ein Flugblatt des jetzigen Ortsbürgermeisters Armin Brendel (FWG), das für mächtigen Wirbel sorgte. Neben dem Gensinger Wappen und einem Foto von Brendel bittet er die Bürger, wählen zu gehen. Aber als Ortsbürgermeister fordert er zudem die Wähler auf, seinen Parteikollegen und Bürgermeisterkandidat Pascal Leclerc von der FWG zu wählen.
Wörtlich heißt es: „Mein Favorit für dieses Amt ist Pascal Leclerc. Mit ihm wird es keinen Stillstand oder Rückstand geben. Unterstützten Sie mit Ihrer Stimme einen klaren Wahlauftrag an Pascal Leclerc.“ Nach dem Kommunalwahlgesetz ist es einem amtierenden Bürgermeister nicht erlaubt, eine Empfehlung für einen bestimmten Kandidaten abzugeben. Drei Personen hatten kandidiert.
Er ist zur Neutralität verpflichtet, sagt auch die zuständige Aufsichtsbehörde im Kreis Mainz-Bingen. In einem Schreiben der Kommunalaufsicht wurde Brendel aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben und den Flyer zurückzuziehen.
Auf der Homepage der Gemeinde Gensingen entschuldigt sich Armin Brendel, der seit 20 Jahren Bürgermeister ist, für die Unannehmlichkeiten. Er schreibt: „Ich wurde zuvor oft angesprochen, wen ich zur Wahl empfehlen würde – daher habe ich diesen Flyer verfasst. Dies war jedoch rückwirkend betrachtet ein Fehler. Ich möchte damit nicht die anderen Kandidaten aus dem Fokus rücken. Das Flugblatt stellt meine ganz persönliche, private Meinung dar.“
Die Kommunalaufsicht sieht einen klaren Verstoß gegenüber der Neutralitätspflicht des Ortsbürgermeisters. „Deshalb gibt es keine andere Möglichkeit, als die Wahl zu verschieben“, sagt Pressesprecherin Dörte Emrich. Dass die Wahl nun erst im September stattfindet, geschieht vor dem Hintergrund, dass bei einem späteren Zeitpunkt „die Beeinflussung nicht mehr so präsent ist.“
VG-Bürgermeister Manfred Scherer findet das Verhalten des Ortsbürgermeisters dramatisch: „Es entstehen zusätzlicher Aufwand für die Wahlvorstände und die Verwaltung – und zusätzliche Kosten.“ Wer diese trägt, müsse geklärt werden. „Das alles schadet unserem demokratischen Gemeinwesen.“ Auf unsere Nachfrage sagte Brendel, dass ihm mittlerweile bewusst ist, dass er mit dem Flugblatt über das Ziel hinausgeschossen ist. „Dafür habe ich mich entschuldigt.“ Er versteht, dass die Kommunalaufsicht die Wahl verschoben hat, um einer Wahlanfechtung aus dem Wege zu gehen. edi