Waldbrandgefahr steigt
Brandwächter im Kreis Bad Kreuznach sind auf der Hut
2020 mussten die Feuerwehren einen Brand mitten im Wald beim Winterbacher Ortsteil Kreershäuschen löschen.
Archiv Christine Jäckel

Regen wird mittlerweile von vielen herbeigesehnt, die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden steigt. Forstverwaltung und Feuerwehren haben deshalb aufgerüstet: Mit gemeinsamen Übungen und spezieller Ausrüstung für den Ernstfall.

Seit Wochen hat es nicht geregnet und stetiger Wind sorgt zusätzlich dafür, dass die Böden stark austrocknen. Das ist nicht nur ein Alarmzeichen für die Landwirte oder die Schifffahrt auf dem Rhein, sondern auch für den Wald.

Gefahrstufe 3 für Waldbrand erreicht

„Man rechnet nicht wirklich damit, weil es noch keine Hitzeperiode gab, aber es besteht eine erhöhte Waldbrandgefahr“, bestätigt Konrad Leicht, Leiter des Forstamtes Soonwald eine Anfrage dieser Zeitung. Die Mitarbeiter der Forstverwaltung erleben diese Situation im Frühjahr seit einigen Jahren, mit wenigen Ausnahmen wie 2024. Für die Einschätzung der Gefahrenlage gibt es eine fünfstufige Skala, von sehr gering (Stufe 1) bis sehr hoch (Stufe 5). Am vergangenen Wochenende wurde die Stufe 3 erreicht. „Wir Förster werden bei Stufe 4 nervös, wir sind in Alarmbereitschaft und haben die Lage auch an den Wochenenden im Blick“, erklärt Leicht. Weil sich die Wetterkonstellation seit Jahren immer wieder so einstellt, hat der Forst Vorkehrungen getroffen und unter anderem eine Notfall- und Bereitschaftsnummer für Polizei und Feuerwehr eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt ist.

Zur Ausrüstung für Wald- und Vegetationsbrände gehören geländegängige Fahrzeuge mit spezieller Ausstattung.
Rouven Ginz/Feuerwehr VG Rüdesheim

Außerdem ist man mit den örtlichen Wehren in Winterbach, Allenfeld, Bockenau und Spabrücken im Austausch und führt gemeinsam Übungen im Wald durch. Für den Mai steht wieder eine Übung Personenrettung und im Oktober eine große Waldbrandübung an. Um ein Unglück zu verhindern, sind alle Waldbesucher aufgerufen, die Forstverwaltung oder die Feuerwehr umgehend zu verständigen, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt. Außerdem sollten Spaziergänger, die mit dem Auto anfahren, darauf achten, dass sie ihr Fahrzeug nicht auf unbefestigtem Gelände abstellen und keine Zigarettenkippen oder Müll im Wald entsorgen. Da im Wald vor allem die Bereitstellung von Wasser ein Problem darstellt, hat der Forst sich damit beschäftigt, wie der Nachschub verbessert werden kann.

Übungen mit spezieller Ausrüstung

„Wir haben einige alte Löschteiche reaktiviert und Ringverkehre eingeplant“, erläutert Forstamtsleiter Leicht. Die lange Trockenphase beschäftigte die Wehren bereits. In der Verbandsgemeinde Rüdesheim wurde am vergangenen Wochenende eine Übung Vegetationsbrandbekämpfung auf dem Kesselberg bei Rüdesheim mit den Einheiten Rüdesheim, Hargesheim-Roxheim und Niederhausen durchgeführt, wie Rouven Ginz, stellvertretender Wehrleiter der VG Rüdesheim, erklärt. Seit 2017/2018 wurden wegen der Waldbrandgefahr gezielt Anschaffungen gemacht, unter anderem Tanklöschfahrzeuge. Verstärkt wurde die Beschaffung spezieller Ausrüstung noch nach dem großen Waldbrand bei Kreershäuschen 2020. Für die schwierige Situation mitten in einem Waldgebiet wurden zwei geländegängige Fahrzeuge gekauft, die in Winterbach und in Niederhausen stationiert wurden.

Mit Übungen wie hier auf dem Kesselberg bei Rüdesheim oder im Wald proben die Aktiven der Wehren den Ernstfall.
Rouven Ginz/Feuerwehr VG Rüdesheim

Die beiden Ford Ranger sind mit einem Waldbrandmodul ausgestattet, bestehend aus einem 400 Liter Wassertank und einer Hochdruckpumpe. Außerdem gehören zwei Schnellangriffsleitungen zur Ausstattung. „Der Vorteil ist, dass man mit dem geländegängigen Fahrzeug auch abseits der Wege gelegene Brandherde anfahren kann“, stellt Ginz heraus. Die Wassermenge reicht für etwa zehn Minuten Löschen aus. Ein weiteres Utensil, das für Waldbrand- und Vegetationsbekämpfung beschafft wurde, sind Rollcontainer, die mit D-Schläuchen und den passenden Strahlrohren bestückt sind. „Das sind die kleinsten Feuerwehrschläuche, die im Wald oder Feld den Vorteil haben, dass sie leichter zu handhaben und flexibel einsetzbar sind“, unterstreicht Ginz. Landwirte hatten die Wehren bei dem Waldbrand 2020 unterstützt, indem sie Löschwasser in ihren Tanks herantransportierten.

Problem Löschwassernachschub

Bei Einsätzen in Feld und Wald ist der Wassernachschub die große logistische Herausforderung, deshalb wurden mehrere Faltcontainer angeschafft.
Rouven Ginz/Feuerwehr VG Rüdesheim

Im Ernstfall können die Wehren künftig Faltcontainer einsetzen: Bei der Stützpunktwehr Spabrücken ist ein Faltcontainer angesiedelt, der 25.000 Liter Wasser fasst und in Rüdesheim stehen zwei Faltcontainer bereit, die je 5000 Liter fassen. Zum Equipment gehören außerdem Waldbrandrucksäcke, bestückt mit D-Schläuchen, die den Feuerwehrleuten flexibles Arbeiten ermöglichen. Die Einheiten Winterbach und Hargesheim-Roxheim haben Löschrucksäcke in ihrem Arsenal. Die Rucksäcke können einen Wasservorrat von zehn Litern aufnehmen, mit denen sich kleinere Brandherde abseits der Wege bekämpfen lassen. „Das Thema Wald- und Vegetationsbrände ist auch Bestandteil der Fortbildung“, erklärt Rouven Ginz. Mehrere Mitglieder der Feuerwehr der VG Rüdesheim haben inzwischen Seminare besucht und sind damit Multiplikatoren, die ihr erworbenes Wissen für diese Einsätze an die Kameraden weitergeben.

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