Bad Kreuznach
Bosenheimer Straße: Ein Radweg durchs Kreuznacher Gewerbegebiet für Nobody
Am hinteren Ende der Bosenheimer Straße Richtung Planig und Bosenheim sind am wenigsten Radler unterwegs, obwohl es mittlerweile eine Zuwegung Richtung Michelin gibt.
Robert Neuber

Die Radwege in der Bosenheimer Straße wurden einst auf Druck der Bündnis 90/Grünen zu beiden Seiten der Fahrbahn angelegt. Die Alternative, nämlich ein Radweg entlang Ringstraße, Schneider Optik und Korellengarten, blieb unberücksichtigt. Doch der Radweg wird nicht angenommen, die Nutzung ist marginal. Das haben wir nun als Radler über eine Woche lang zu unterschiedlichen Tagzeiten beobachtet.

Am hinteren Ende der Bosenheimer Straße Richtung Planig und Bosenheim sind am wenigsten Radler unterwegs, obwohl es mittlerweile eine Zuwegung Richtung Michelin gibt.
Robert Neuber

Am Radweg der Bosenheimer Straße wird seit Jahren deutlich, dass eine Führung über die vielen Zufahrten der Gewerbebetriebe nicht angenommen wird. Die massive Nutzung der Radwege ist nicht eingetreten, so wie das vor allem die Bündnis 90/Grünen einst prognostiziert hatten. Damals, sie waren 2009 bis 2013 Bestandteil der Jamaika-Koalition mit CDU und FDP, bestanden sie auf die beidseitige Führung der Radstreifen in der Bosenheimer Straße, als es um die Sanierung dieser wichtigen Gewerbeachse ging.

Sie argumentierten, diese Radwege bräuchten Zeit, um angenommen zu werden. Die Wege wurden zum Ausbau der Bosenheimer Straße bis 2019 angelegt. Ihre Annahme durch die Radler hat sich indes als unerfüllte Hoffnung erwiesen, das können wir nach einer Woche mit mehrfachem Zählen zu unterschiedlichen Zeiten feststellen.

Wie wir gezählt haben: Wir sind jeweils die komplette Bosenheimer Straße gefahren und haben jeden Radler gezählt, der auf den Radwegen zu sehen war, egal ob stadtein- oder stadtauswärts. Die Zählung betrifft immer eine Fahrt in eine Richtung.

Unsere erste Fahrt erfolgte am Dienstagmorgen gegen 10.30 Uhr vom Holz-Verkaufsgebäude und der Shell-Tankstelle bis zur Ochsenbrücke. Es war kein einziger Radfahrer auf den Streifen unterwegs, nur wir.

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Gestauter Auswärtsverkehr am Donnerstagmittag auf der Bosenheimer Straße zwischen Fleischhauer-Kreisel und Schneider. Radler sind keine unterwegs.
Robert Neuber

Am Donnerstag fuhren wir die Bosenheimer Straße vier Mal hin und her. Insgesamt kamen wir auf elf Radler um die Mittagszeit. Darunter war übrigens kein Kind und kein Jugendlicher, also kein Schüler. Dafür staute sich der Autoverkehr vom Fleischhauer-Kreisel bis zum Schneider-Kreisel. Gegen Abend versuchten wir es noch einmal. Aus der Stadt hinaus sahen wir gegen 17.55 Uhr nur eine einzige Radlerin, in die Stadt wieder hinein waren es zwei Radler.

Beeindruckend im negativen Sinne war der Montag, der Brückentag zum Tag der deutschen Einheit. Die Bosenheimer Straße war am Morgen gegen elf Uhr über weite Teile mit Autoschlangen gefüllt. Wir mussten teils abrupt und heftig bremsen und diversen Autos ausweichen, die aus den Gewerbeparkplätzen auf die Straße wollten und über die Radwege mussten. Wir fuhren vier Mal hin und her, die festgestellten Radler waren einmal vier, dann drei, dann wieder vier und als nächstes zwei.

Die letzten Beobachtungen machten wir am Mittwochmorgen gegen 8 Uhr: drei Fahrten absolvierten wir, und pro Fahrt sahen wir zwei Radler.

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Gestauter Autoverkehr am Montagmorgen - mit viel blankem Asphalt für Bus und Rad.
Robert Neuber

Interessant ist der Vergleich dieser Zahlen mit einem Tag im Juli 2020, an dem wir die Radler am Spätnachmittag von 16.30 bis 17.30 Uhr auf der Bosenheimer Straße gezählt hatten. Hier kamen wir bei einer Fahrt auf neun Radler, bei der nächsten auf immerhin 16, bei der dritten auf 17 und bei der vierten auf 16. Es waren also deutlich mehr als in diesem Jahr.

Die Radler, die uns auf der Bosenheimer Straße begegnet sind, waren allesamt erwachsen – bis auf zwei kleine Kinder, die am Montagnachmittag mit ihren Eltern unterwegs waren. Das leuchtet auch ein, denn verantwortungsvolle Eltern werden ihre Kinder sicher nicht allein zum Radeln auf die Bosenheimer Straße schicken. Die Zu- und Ausfahrten der Geschäfte sind riskante Passagen. Wir mussten mehrfach ausweichen, wir wurden auch mehrfach übersehen – trotz leuchtendem Scheinwerfer an unserem Rad.

Robert Neuber

Der Radweg ist größtenteils auf dem Bürgersteig geführt, was insbesondere auf der Passage zwischen Schneider Optik und Korellengarten beziehungsweise Gabelsbergerstraße (Woolworth) auf beiden Seiten sehr heikel ist. Die Passage stadteinwärts von der Gabelsbergerstraße bis zum Kreisel Dürerstraße/Wöllsteiner Straße ist gefährlich.

Die Radwege auf der Bosenheimer Straße werden auch nach Jahren ihrer Existenz nicht angenommen, das ist der durch unsere Zählungen vor Ort gestützte Eindruck. Welcher Schluss daraus zu ziehen ist, das wäre eine Frage der Politik. Tatsache ist, dass wir während unserer Befahrungen regelmäßig Auto-Staus beobachten konnten. Der Asphalt für die Radler, er blieb indes blank...

Die Radler auf der Bosenheimer – Zahlen

  • Dienstag, 26. September, 10.30 Uhr: null Radler
  • Donnerstag, 28. September, 11.55 Uhr: 7 Radler; 12.05 Uhr: 2 Radler, 12.15 Uhr: 2 Radler, 12.25 Uhr: null Radler, 17.55 Uhr: ein Radler, 18.05 Uhr: 2 Radler
  • Montag, 2. Oktober, 10.30 Uhr: 4 Radler, 11 Uhr: 3 Radler, 11.10 Uhr: 5 Radler, 11.20 Uhr: 2 Radler, 14.50 Uhr: 2 Radler, 15 Uhr: 4 Radler, 15.10 Uhr: fünf Radler, 15.10 Uhr: 6 Radler, davon zwei kleine Kinder mit ihren Eltern
  • Mittwoch, 4. Oktober, 8 Uhr: 2 Radler, 8.10 Uhr: 2 Radler, 8.20 Uhr: 2 Radler

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