Als das Festival 1989 gegründet wurde, wollte man der Jugendkultur in Bingen eine Bühne geben. Niemand hatte damals erwartet, dass sich das Festival, das sich ganz autonom aus einer kleinen Jugendbewegung gründete, über die Jahre so in Bingen und Umgebung etabliert. Noch immer – und das ist zugleich das Besondere – wird das Festival komplett ehrenamtlich von rund 30 Organisatoren und mehr als 100 jugendlichen Helfern gestemmt. Seit jeher liegt das Open-Air-Gelände auf dem Binger Rochusberg von Wald und Weinbergen umgeben, mit Ausblick auf den Rhein und die Region.
Ganz reibungslos verliefen die vergangenen 30 Jahre für die Veranstalter allerdings nicht: Die wachsende Zahl an Festivals und finanzielle Krisen in der Musikbranche brachten Schwierigkeiten mit sich. Kreativen Ideen und viel Herzblut seien dagegen die besten Mittel gewesen.
Charakteristisch für das BOAF ist die Mischung in der Besetzung des Festivals: Neben den Stars der Szene treten auch junge, unbekanntere Musiker auf, die so die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren Idolen auszutauschen und sich selbst auf der großen Bühne zu präsentieren. Jugendarbeit und soziales Engagement seien den Veranstaltern wichtig, deswegen setze das Binger Open-Air-Festival auf kulturelle Vielfalt und Toleranz vor, auf und hinter der Bühne. Man habe sich bewusst dazu entschieden, Künstler verschiedenster Musikstile und Herkunftsländer einzuladen, und möchte so ein Zeichen für eine offene Gesellschaft, ein freundliches Miteinander und den Zusammenhalt verschiedener Generationen setzen.
Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches Line-up: Heute Abend startet das Festival mit einer Kombi aus Hip-Hop und Elektro. Ajan bringen afrikanische Sounds, gepaart mit energetischen Rockgitarren und raveartiger Atmosphäre auf die Bühne. Anschließend feiert die Band Illbilly Hitec auf dem Binger BOAF ihr zehnjähriges Bestehen mit dicken Bässen, Offbeats und eingängigen Melodien. Kollaborationen mit Künstlern aus aller Welt lassen alle musikalischen Grenzen verschwimmen.
Freitags geht es in die Vollen: Der Abend widmet sich Punkklängen und Stonersound mit scheppernden Drums, tief gestimmten Gitarren und rauem Gesang. Im Mittelpunkt steht die Terrorgruppe als eine der einflussreichsten deutschsprachigen Punkbands. „Live bietet die Band einen bunten Mix aus alten und neuen Songs im Spannungsfeld zwischen Punk, Trash, Politik, Pop, Subversion und pietätlosem Entertainment“, wie die Veranstalter ihren Headliner ankündigen.
Der Samstag startet dann gemütlich mit Frühschoppen, Programm auf der Kleinkunstbühne und Unterhaltungsattraktionen für die Kinder. Teilnehmen dürfen Familien daran kostenlos.
Am Abend wartet dann der Höhepunkt der Jubiläumsfestivaltage auf die Besucher: Die Band Frau Doktor gibt ein Comeback-Konzert auf der Open-Air-Bühne. „Es ist für die Open-Air-Kooperative eine Herzenssache, die legendärste Skaband Deutschlands auf der Bühne exklusiv ankündigen zu dürfen“, erklären die Veranstalter.
Was ein gutes Festival ausmacht, ist neben der Musik auch das Rahmenprogramm. Essen gibt es reichlich und vielseitig: darunter Burger, Indisches, Sandwiches und vieles mehr. Auch für Vegetarier und Veganer ist gesorgt. Zusätzlich gibt es Info- und Verkaufsstände auf dem Gelände, denn insbesondere das soziale Engagement sei der Kooperative sehr wichtig. Deswegen wird auch die Organisation Viva Con Aqua vertreten sein und Spenden sammeln, die sich für sauberes Trinkwasser in Entwicklungsländern einsetzt.