Bingen – In der Innenstadt hängt der Himmel voller glitzernder Noten und Saxofone, in den Schaufenstern sind musikalische Accessoires fantasievoll drapiert, die Hotels sind gut gebucht und an den Bühnen wird emsig gewerkelt: Bingen ist gerüstet für die 19. Auflage des Internationalen Jazzfestivals Bingen swingt.
Das Tor zum Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal präsentiert sich vom 27. bis 29. Juni wieder als Hochburg des Jazz. An den drei Festivaltagen begrüßen auf acht Bühnen in der Stadt und am Rhein 31 Bands den Sommer mit allem, was der Jazz zu bieten hat – und die Fans werden wieder aus allen Himmelsrichtungen strömen. Die Macher der 19. Ausgabe des musikalischen Spektakels um Patricia Neher vom Binger Kulturbüro sind sich sicher: „Wir haben für jedermann was dabei!“ Ob Tausendsassa Max Mutzke mit seiner Formation monoPunk oder „Zaubergeigerin“ Martina Eisenreich, ob Jazzästhet Emil Mangelsdorff, die temperamentvolle Barrelhouse Jazzband, Jazzlegende Benny Golson, Publikumsliebling Bill Ramsey oder Senkrechtstarter Klaus Heidenreich – Bingen swingt präsentiert Erfolgsgaranten und vielversprechende Neuentdeckungen, so das Konzept.
Bingen swingt gehört für die eingefleischten Jazzfans bereits fest zum sommerlichen Festivalprogramm. Wenn am 27. Juni der Startschuss für die 19. Ausgabe des Festivals fällt, kommen Kenner und Liebhaber von nah und fern in die Stadt, um vor einzigartiger Kulisse die vielfältige Mischung der Jazzstile zu genießen. Zu Füßen der Burg Klopp, die selbst im Burghof auch wieder bespielt wird, erstreckt sich die Festivalmeile über die Altstadt bis zum Kulturufer als eine Art „Naturbühne“ an der Ufer-Promenade. Das Besondere an der Traditionsveranstaltung ist die Begegnung auf allen Ebenen, betont Patricia Neher. Während das Publikum sich flanierend aufmacht, auch Unbekanntes zu entdecken, finden die Musiker sich in oft spontanen Jam-Sessions zusammen, um musikalisch ungewohnte Wege zu beschreiten. Und wenn mal einer sich verspätet oder ausfällt, springt ein anderer kollegial ein, wie im Vorjahr zu beobachten war.
Apropos Verspätung: Dem Wunsch nach verlässlichen Auftritts- und Pausenzeiten kamen die Organisatoren mit einer übersichtlichen Zeitschiene im aufgewerteten, ausführlicheren Programmheft nach. Beides sind Umsetzungen aus der aufschlussreichen Publikumsbefragung des Vorjahres. Unter anderem will man vermeiden, dass mehrere Bands gleichzeitig pausieren und flanierende Besucher beim Bühnenwechsel quasi „ins Leere“ laufen. Aber es sind nun einmal Künstler ...
Ganz besonders freuen sich die Macher von Bingen swingt über die Zusage von Platin-Jazz-Award Gewinner Max Mutzke. Dabei mischt Mutzke zusammen mit seiner Band monoPunk eine gehörige Portion Soul und Pop in seine Lieder. „Ob eigenes Material oder Cover-Songs, immer besticht Mutzkes besonderer Stimmklang und sein intensiver, sehr eigenwilliger Gesangsstil, wie auch die Live-CD des Schwarzwälders beweist, sind nicht die prominenten Jazzer wie Klaus Doldinger und Nils Landgren seines Studio-Albums vonnöten, um höchstes musikalisches Niveau zu erreichen“, wie es in der Ankündigung heißt. Mit monoPunk hat er eine elektrisierende und dynamische Begleitband gefunden, die dem Energiebündel Mutzke in nichts nachsteht.
Wer das kulturelle Sommer-Highlight in Bingen besucht, kommt aber nicht nur, um die großen Stars zu sehen. Es sind die unterschiedlichsten musikalischen Ingredienzien, die Bingen swingt so besonders machen, wie die Festivalmacher unterstreichen. Da entführt die Violinistin Martina Eisenreich in eine Welt musikalischer Bilder, zwei Bühnen weiter huldigt der Star aus dem „Pott“, Jeff Cascaro, dem Soul, und parallel zeigt der instrumentale „Songwriter“ und „Storyteller“ Nils Wülker, welche Kraft Melodien haben können. Zwischendrin erklingt der groovige Sound der Hammond-B von Andy Kissenbeck und wieder weiter bringen temperamentvolle Salsa-Rhythmen von Or-questa Rumbón die Tanzbeine in Schwung. „Kein Wunder also, dass drei Tage Bingen swingt einer Entdeckungsreise gleich kommt“, wird versprochen. Den Abschlusssonntag prägen diesmal am Rhein-Nahe-Eck Bill Ramsey mit den European Swing Allstars und danach die Saxofonlegende Benny Golson mit Claus Reichstallers All@Jazz.
Die Binger Kulturmacher und Touristiker haben auch eine Übernachtungspauschale rund um Bingen swingt gestrickt. Diese Paketangebote sollen in Zukunft noch deutlich ausgebaut werden. Diesmal gehören die Übernachtung mit Frühstück, das Dreitages-Ticket, ein Jazzdinner an der Hauptbühne, eine Loreleyfahrt mit der Bingen-Rüdesheimer Schifffahrtsgesellschaft und Stadtbustransfers dazu. Die Kosten liegen bei 159 Euro pro Person im Doppelzimmer. Weitere Hotels haben bereits Interesse signalisiert, ebenfalls im Zusammenhang mit den städtischen Stellen an Paketen zu basteln.
Bei der 20. Auflage im kommenden Jahr soll Bingen swingt noch besser, größer und schöner werden, versprechen Patricia Neher und Oberbürgermeister Thomas Feser. Was den in der Vergangenheit immer wieder politisch diskutierten Festivaletat angeht, haben allerdings der Kultur- und der Touristikausschuss des Stadtrats ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Gleiches gilt für die Gestaltung der Eintrittspreise.
Neu ist in diesem Jahr übrigens auch ein „Bingen-swingt-Bier“ eines Brauers aus Bacharach, das auf dem Neffplatz ausgeschenkt wird. Das kulinarische Angebot verspricht ebenfalls einiges – Bingen swingt soll kein Bratwurstfest sein.
Weitere Infos unter www.bingen.de
Rainer Gräff