„Bingen swingt“ hat auch im 26. Jahr nichts von seiner Anziehungskraft und Strahlkraft verloren. Es gehört weiterhin zu den festen Größen in der Jazzszene. Mit hochkarätiger Musik, einem vielfältigen Rahmenprogramm und der einzigartigen Atmosphäre begeistert das Jazzfestival. Internationale Größen, regionale Acts und aufstrebende Talente sorgten auf vier Bühnen für mitreißende Klänge, während der verkaufsoffene Sonntag das Angebot abrundete. Die Mischung aus Konzertflair unter freiem Himmel, kulinarischen Genüssen und kulturellen Highlights machte das Event zu einem unvergesslichen Erlebnis für Musikliebhaber aus Nah und Fern.

Bei tropischer Hitze startete der Freitag auf dem Neff-Platz. Die Besucher mussten lange vor der Absperrung ausharren, bevor sie eingelassen wurden. Die charismatische Sängerin Lily Dahab aus Buenos Aires machte den Soundcheck unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Schattige Plätze waren gesucht. Eingefleischte Festivalbesucher hatten Stühle und Decken dabei und machten es sich im Schatten bequem.
Thomas D von den Fantastischen Vier entfaltete mit Soulmann Flo Mega ein Live-Erlebnis zwischen Hip-Hop, Funk und gefühlvollem Soul. Das Publikum stand bis an der Bühne und erlebte den ersten Top-Act des Festivals.

Unter dem Motto „Music meets Rhine & Wine“ traten 26 Acts auf vier Bühnen an der Burg Klopp, dem Neff-Platz, am Freidhof und am Rhein-Nahe-Eck auf. Die Veranstaltung vereint verschiedene Stilrichtungen von klassischem Jazz über Funk bis hin zu innovativen Klangwelten und richtet sich an ein breites Publikum.
Neben musikalischen Darbietungen erwartete die Besucher ein umfassendes Rahmenprogramm mit kulturellen und kulinarischen Angeboten. Für Tourismuschef Jens Thiele ist es wichtig, erstklassige Musik zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Ein Ticket für alle drei Festivaltage lohnt sich besonders, wenn man die üblichen Kosten für ein Konzert einzelner Stars bedenkt.
Gewitter zog am Samstag an Bingen vorbei
Die künstlerische Leitung des Festivals lag erneut in den Händen von Jazzexpertin Christiane Böhnke-Geisse und Alex Funk. „Es war eine spannende Herausforderung und eine reizvolle Aufgabe, ein buntes Programm zusammenzustellen.“
Aufatmen am Samstag, als sich die Gewitterwolken verzogen und nicht nur die Sonne das Publikum ins Schwitzen brachte. 13 Bands gingen auf eine 13-stündige musikalische Reise voller Rhythmus, Leidenschaft und kreativer Improvisation. Das gesamte Festival war geprägt von hochkarätigen Acts, aber auch von Newcomern und lokalen Größen.

Dass nicht nur die „Herren der Schöpfung“ dem Saxophon oder der Gitarre die richtigen Töne entlocken können, bewiesen neben anderen auch Anika Nilles, das Susi Lotter Quintett und Nicole Johänntgen. Die in der Nähe von Saarbrücken geborene Frau brachte einen Groove auf die Bühne, der in die Beine und ins Gemüt geht. Ihr Sound, geprägt von kubanischen Rhythmen, brachte die Besucher zum Swingen und mittanzen.
Feuerwerk der Heavytones
Der Top-Act in der schwülen Nacht dürfte der Auftritt der „Heavytones“ am Rhein-Nahe-Eck gewesen sein. Sitzgelegenheiten aus Paletten und Weinkisten bildeten den optischen Rahmen für eine Band, die weiß, wie man das Publikum mitnimmt. Die Musiker um den in Idar-Oberstein aufgewachsenen Wolfgang Norman Dalheimer, die mehrere Jahre lang bei „TV total“ den rhythmischen Rahmen vorgaben, sorgten für ein musikalisches Feuerwerk.

So gar nicht in den „Jazzrahmen“ passte der Auftritt von Tobias Sudhoff im Hof der Burg Klopp. Bei dem Münsteraner sollte das Publikum mitsingen, doch es wollte nicht so richtig gelingen:„Sie singen mit westfälischem Engagement.“ Für ihn war es jedenfalls eine Premiere auf einem Jazzfestival. Verwundert fragte er sich: „Wie kann man auf so eine Idee kommen?“
Aber insgesamt gesehen war es eine runde Veranstaltung, bei der aber noch Luft nach oben ist. Oberbürgermeister Thomas Feser sagte es bereits bei der Eröffnung des Jazzwochenendes, und alle Besucher konnten ihm am Ende der Veranstaltung zustimmen: „Das war’s wert.“