Die Initiative „Kunst in der Kapelle“ bietet Künstlern ein eher rares Gut: Ausstellungsraum. „Wir haben die Hoffnung, dass es zu einer Einrichtung wird, die immer wieder kommt, dass auch andere Künstler hier ihre Werke zeigen wollen“, erläutern Pfarrerin Elfi Decker-Huppert und Ferdinand Friess die Idee der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach.
Ausstellung und Konzert zu 80 Jahre Frieden
Der Bad Kreuznacher Künstler Ferdinand Friess macht mit einer Auswahl von acht seiner Arbeiten den Anfang. Sein Thema „Kunst und Frieden – Frieden schaffen mit Kunst“ schlägt den Bogen zum Ausstellungskonzept, das auch ein Konzert umfasst, das unter der Überschrift „80 Jahre Frieden“ steht. Es wird vom Vokalensemble der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Kreuznach zum Gedenken an das Kriegsende am Donnerstag, 8. Mai um 19 Uhr in der Kapelle aufgeführt. Kantorin Carla Braun hat dafür mit dem Chor ein musikalisches Programm mit den Säulen „Krieg – Heimat – Gebet – Frieden“ vorbereitet.
Das Vokalensemble führt unter anderem Rudolf Mauersbergers Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ auf, die unter dem Eindruck der verheerenden Folgen der Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 entstand. Für Ferdinand Friess ist „Kunst eine Kraft, unverzichtbare Komponente der Evolution und eine Möglichkeit, den Frieden zu denken.“ Unter der Vielzahl von Künstlern, die sich gegen Krieg und Gewalt positionieren, greift Friess mit Picasso und Banksy zwei bekannte Vertreter der Bildenden Kunst heraus. In seiner Ausstellung in der Pauluskapelle zeigt er unter anderem ein Triptychon, dessen Zentrum eine Kreuzigungsszene ist.
Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen
Friess hat darin den Opfertod Jesus dynamisch gestaltet mit zerstiebender Dornenkrone und einem schreienden Erlöser, der sich vom Kreuz gelöst hat und dem Betrachter entgegenläuft. Die Seitenteile hat der Maler später ergänzt, sie stellen aktuelle gesellschaftliche Bezüge her. Damit die Besucher das komplexe Werk in Ruhe aufnehmen können, sind gegenüber des Triptychons Stühle aufgestellt. „Wir haben im Moment eine Kriegs- und Friedensproblematik, die uns von rechts auf links stülpt. Wir wollen hier auch eine Möglichkeit zum Gebet geben oder einfach, um zur Ruhe zu kommen“, unterstreicht Pfarrerin Decker-Huppert.