1980 drehten Jugendliche von St. Gordianus unter der Regie von Kurt Krämer einen Vampirfilm
Bier, Vampir und Lederhosen: Draculajagd im Super-8-Format
Marian Ristow

Planig/Bretzenheim. „Flugs, flugs, Franz-Josef, da läuft Dracula“, ruft Vampirjäger Prof. Hubermayer und eilt in bayerischen Lederhosen, bewaffnet mit Pflock, Hammer und Kreuz, über den Hof eines mittelalterlichen Anwesens. Begleitet wird er von seinem Assistenten, eben jenem Franz-Josef.

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Gemeinsam bringen die beiden schließlich Dracula, der sich aus seinem Dämmerschlaf befreit hat, nachdem er nach einer Behandlung von Dr. Frankenstein formverändert die Jahrhunderte in einem Einmachglas auf der Fensterbank einer Burg verbracht hat, in der die beiden Protagonisten zufälligerweise auf der Durchreise übernachten, zur Strecke. Statt eines Pflockes gibt es einen Zapfhahn durchs Herz – „eine völlig neue Art der Vampirbekämpfung“, stellt Prof. Hubermayer am Filmeende treffend fest.

Gespielt wird er von Diakon Bodo Stumpf, Jahrzehnte lang für die Katholischen Kirchengemeinden St. Michael (Hackenheim mit der Außenstelle Volxheim) und St. Gordianus (Planig mit den Filialen Biebelsheim, Bosenheim und Ippesheim) im Einsatz und seit März 2017 im pastoralen Ruhestand, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 31 Jahre alt und Student. Die Rede ist vom Film „Bier, Vampir und Lederhosen“, einem Film von Kurt Krämer, mittlerweile verstorben, aus dem Jahr 1980. Der Bad Kreuznacher, der später im Stadtteil Planig lebte, zeichnet bei der 25-minütigen, auf 8 Millimeter gedrehten Hommage an die berühmten Vampirfilme aus den englischen Hammer Studios der 1970er-Jahre für die Regie, Kamera und Drehbuch – in diesem Fall ein grobes Skript – verantwortlich.

Der Film entstand an mehreren Wochenenden unter der Mitwirkung von Mitgliedern und Freunden der Jugend von St. Gordianus, die allermeisten kamen aus dem Stadtteil Planig. Ohne richtiges Drehbuch, improvisiert, leicht trashig, etwas punkig, aber irgendwie charmant. Ein Spaßprojekt eben, das sich nicht zu ernst nimmt. Und bei dem, wenn man genau hinhört, auch die Darsteller lachen hört.

„Ich leitete damals die Jugendgruppe der Gemeinde. Wir hatten unseren Raum im Keller des katholischen Kindergartens. Kurt Krämer nahm die Stelle des Hausmeisters dort an und zog mit seiner Familie in die Hausmeisterwohnung“, erinnert sich Stumpf. Mit seinem neuen Nachbarn Krämer, der ein begeistertes Mitglied im Bad Kreuznacher Filmklub war, verstand sich Bodo Stumpf prächtig. Man trank häufiger abends gemeinsam mal ein Bier. Krämer erzählte von seinen Filmplänen, die Jugendlichen, so um die 16 Jahre alt, waren sofort als Darsteller mit an Bord. Aus der fruchtbaren Filmverbindung gingen gleich zwei Werke hervor: Der besagte Vampirfilm und ein Film über einen Banküberfall.

„Den Banküberfall drehten wir in der kleinen Sparkassen-Filiale in der Hospitalgasse, Alfred Schneider mimte den Bankräuber. Die Beute wurde anschließend in der Orgel der Planiger Kirche versteckt. Ausgerechnet an diesem Tag kam der Bischoff vorbei, den der Planiger Pfarrer Wendelin Loeb gespielt hat, und hat sich an die Orgel gesetzt. Als er begann zu spielen, gab es einen Geldregen“, fasst Bodo Stumpf, der in dem Film wiederum den Planiger Pfarrer mimte, die Handlung zusammen.

Doch zurück zu den Dracula-Jägern Prof. Hubermayer und seinem Assistenten Franz-Josef, der von Wolfgang Wittkowski gespielt wird. Der Film sei an bloß zwei Drehorten entstanden, erinnert sich Diakon Stumpf: dem Planiger Friedhof und dem historischen Bretzenheimer Schloss. „Der Kontakt zum Besitzer des Schlosses kam über Kurt Krämer zustande. Wir nutzten dort den großen Hof und den Keller. Der Besitzer war da sehr großzügig, wir konnten da im Grunde tun und lassen, was wir wollten“, erzählt Stumpf unserer Zeitung. Auch Planigs Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf hat in dem Film in einer Minirolle mitgewirkt. Da ausschließlich Laiendarsteller am Werk waren – ein Umstand, den man bemerkt und auch bemerken sollte –, kam es zu einigen kuriosen Szenen.

Den Besitzer des Schlosses, wo die Vampirjäger nächtigen, wird von Reinhold Spegt gespielt. Als der Wirt den Vampirjägern die Ahnengalerie zeigt, natürlich befindet sich Dracula darunter, die Gemälde wurden übrigens von Werner Diehl eigens für den Film hergestellt und hängen noch heute in Planig, sagt er den Satz: „Das sind die Bilder vom Schloss.“ Ein Satz, der nur eine Notlösung war, wie sich Gaul-Roßkopf und Stumpf erinnern. Eigentlich sollte Spegt „Das hier ist die Ahnengalerie“ sagen, machte aber auch nach mehreren Versuchen konsequent „Das hier ist die Hahnengalerie“ daraus. Also veränderte man den Text.

Der Film, der von Holger Lange digitalisiert wurde, hat es mittlerweile auch auf YouTube geschafft. Wer nach „Bier, Vampir und Lederhosen“ sucht, wird rasch fündig.

Von unserem Redakteur Marian Ristow

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