Gesundheitszentrum Meisenheim
BI gegen Krankenhausverkauf gegründet
Der Saal im Gemeindehaus war proppenvoll. Einige Zuhörer fanden auch auf der Empore Platz.
Roswitha Kexel

Gut 400 Menschen besuchten den Infoabend zum Gesundheitszentrum Glantal (GZG) in Meisenheim. Gesundheitsminister Clemens Hoch bekannte sich zum Krankenhausstandort, sprach sich aber auch für den Übergang des GZG zu einem somatischen Träger aus. 

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Stoppt den Verkauf des Gesundheitszentrums Glantal in Meisenheim!“ Das fordert die Bürgerinitiative (BI), die sich am Freitag im Gemeindehaus Meisenheim gründete, vom Aufsichtsrat des Landeskrankenhauses (LKH), dem Träger des Gesundheitszentrums Glantal (GZG).

Knapp 400 Personen konnte Stadtbürgermeister Reinhold Rabung zur Versammlung begrüßen, an der neben Gesundheitsminister Clemens Hoch und LKH-Geschäftsführer Dr. Alexander Wilhelm weitere Vertreter des LKH und der Politik teilnahmen. Dabei wurde deutlich: Die BI kann auf vielseitige Unterstützung zählen.

Rabung bat die Zuhörer um einen ruhigen, effizienten Gedankenaustausch ohne Emotionen, was mit Stimmengemurmel quittiert wurde. Bis auf einen Zwischenrufer verlief der Abend jedoch in einem geordneten Rahmen.

Viele Argumente gegen Abgabe des GZG

Alt-VG-Bürgermeister Dietmar Kron, den Rabung als „Kopf der BI“ bezeichnete, hatte zahlreiche Argumente gesammelt, die für das Verbleiben des GZG in der Trägerschaft des LKHs sprechen. Kron dankte den Bürgern, die gekommen waren, um sich für das Personal des GZG, die Ärzte und die Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region einzusetzen. In seiner gut 40 Minuten dauernden Rede, die mehrfach von spontanem Applaus unterbrochen wurde, ging er auf die Entwicklung des GZG ein, das als Vorzeigeobjekt für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum galt. Nun soll das Krankenhaus samt der im August 2019 gegründeten Pflegeschule und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) ConMedico verkauft werden (wir berichteten).

Unterschriften, Mahnwachen, Videobotschaften

Viele Bürger haben sich bereits mit ihrer Unterschrift gegen den Verkauf des GZG ausgesprochen. Am Abend kamen weitere hinzu. Zudem liegen Unterschriftslisten in Meisenheimer Geschäften aus. Das BI-Team, dem neben dem Stadtbürgermeister und den Beigeordneten Torsten Wenzel (FLM), Martin Zimmermann (CDU) und Eugen Krax (FDP), auch Altbürgermeister Gerhard Heil, Ralf Gillmann (SPD) und Barbara Bickelmann (Bündnis 90/Die Grünen) angehören und somit alle Fraktionen vertreten sind, leitet weitere Aktionen ein.

Anita Paschke, die während ihrer Tätigkeit im Sprachheilzentrum im Gesamtpersonalrat des GZG vertreten war, berichtete LKH-Geschäftsführer Alexander Wilhelm (links) und Gesundheitsminister Clemens Hoch von eigenen positiven Erfahrungen.
Roswitha Kexel

So sind wöchentlich Mahnwachen geplant, mit denen ebenfalls an den LKH-Aufsichtsrat appelliert werden soll, den Verkauf des GZG zu stoppen. Die erste Mahnwache startet am Freitag, 13. Juni, 14 Uhr, am GZG. Alt-VG-Bürgermeister Alfons Schneider (CDU), der sich aktuell zur Rehatherapie im GZG befindet und in einer Gruppe mit auswärtigen Rehapatienten die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen hautnah miterlebt, war Initialzünder für die BI.

Lokale Ökonomie kämpft mit

In einer Videobotschaft meldete sich die Unternehmergruppe um Michael Groß von der IGM Medard und Sabine Bittmann von Bito Lagertechnik Meisenheim und Lauterecken zu Wort. „Wir haben eine Bitte: Lesen Sie unsere Briefe und antworten Sie darauf!“ appellierte Michael Groß. Auch bat er nachdrücklich, die Trägerschaft des LKH fortzuführen, verunsicherte Ärzte und Fachpersonal bei der Stange zu halten, und solche, die dem GZG bereits den Rücken gekehrt haben, zurückzugewinnen. Sabine Bittmann bescheinigte dem Krankenhaus und dem MVZ, bisher „grandiose Arbeit“ geleistet zu haben. Sie forderte offen den Austausch der Geschäftsführung.

Jörg Vetter besucht wöchentlich das Medizinische Therapiezentrum Hans Linn im GZG. Er sagte: „Wenn ich sehe, dass die Schranke zum Parkplatz seit Monaten kaputt ist, dann wirkt das auf mich so, als habe man den Standort schon aufgegeben.“

„Nicht nur Gebäude, sondern Menschen“

Alexandra Blöck hielt ein leidenschaftliches Plädoyer. Das GZG sei nicht nur ein Gebäude des LKH, es beinhalte ein blühendes Krankenhausleben und sei innerlich ein Produkt der Menschen, die dort tätig sind, der Stadt und des Umfeldes. Ihr Lob – „etliche Ärzte und Mitarbeiter haben über ihre Kräfte hinaus gearbeitet. Arbeit, die von Herzen kommt!“ – wurde mit Applaus und Jubel belohnt. Andere Wortmeldungen lauteten, man hätte die Krankenhaus-Reform, die 2027 in Kraft tritt, abwarten und nicht schon jetzt die Beschäftigten verunsichern sollen.

Geschäftsführer verzichtet auf Stellungnahme

LKH-Geschäftsführer Dr. Alexander Wilhelm verzichtete auf eine Stellungnahme, nachdem die Zuhörer zuvor applaudiert hatten, als der Austausch des Geschäftsführers gefordert wurde. Stattdessen trat Gesundheitsminister Clemens Hoch ans Mikrofon. Er sagte: „Ich möchte ein Bekenntnis zum Standort abgeben.“ Auch war ihm ein Lob für Alexander Wilhelm wichtig: „Der Geschäftsführer macht einen super Job.“

Minister verweist auf Krankenhausreform

Er verwies auf die Krankenhausreform, die erforderlichen Fallzahlen, die Tatsache, dass künftig mehr ambulante als stationäre Behandlungen erfolgen werden und auf das Landeskrankenhausgesetz, wonach die Sicherstellung auch dem Landkreis obliege. Somit wolle das Land wohl die Verantwortung an den ohnehin klammen Landkreis abgeben – so jedenfalls vermuteten einige.

Jörg Vetter schnitt auch das Thema MVZ an, das in Kooperation mit einem privaten Unternehmen möglicherweise im Verwaltungsgebäude am Meisenheimer Obertor betrieben werden könnte. „Aber nichts wäre besser, als das MVZ, das bisher sehr gute Arbeit geleistet hat, beim LKH zu belassen“, so Vetter.
Roswitha Kexel

Aus Sicht der Landesregierung soll Meisenheim als Krankenhausstandort erhalten bleiben, versicherte Hoch. Das GZG soll an einen somatisch ausgerichteten Träger übergehen, der besser agieren könne als das LKH. Falls sich kein geeigneter Träger finde, werde das GZG jedoch zu den Rahmenbedingungen der Krankenhausreform vom LKH weiterbetrieben.

Nach dem Ende des offiziellen Teils suchten einige das persönliche Gespräch mit den Vertretern des LKH und dem Gesundheitsminister.

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