Sehr viel stärker als in Deutschland leiden die Menschen in Ruanda an den Folgen der Corona-Pandemie. Insbesondere die Kirchen sind davon betroffen. Pascal Bataringaya zeichnete ein bewegendes Bild von der Notlage der Gemeinden. „In Ruanda lebt die Kirche von Spenden“, erläuterte er. „Während des Lockdowns waren alle Gemeinden geschlossen, fanden keine Gottesdienste statt.“ Das bedeutete: keine Gehälter für Pfarrer und kein Geld für diakonische Projekte. Viele Menschen verloren ihre Arbeit und hungerten. Nur allmählich kommt das Leben wieder in Gang, nachdem inzwischen 70 Prozent der Ruander geimpft sind.
Verbundenheit mit dem Partnerland
„Es ist schön, dass wir uns nach der langen Corona-Pause wieder einmal persönlich begegnen“, sagte Superintendentin Astrid Peekhaus zur Begrüßung des Kirchenpräsidenten. Sie betonte die Verbundenheit mit den Geschwistern in Ruanda: „Wir unterstützen uns gegenseitig mit Beratungen, Gesprächen und Gebeten.“
Die SFR-Vorsitzende Andrea Hügle erinnerte an die Spendenaktion der Gemeinden in Rubengera für die Opfer der Flutkatastrophe an der Ahr. „Dieses Zeichen der Solidarität hat uns gutgetan und gezeigt, wie nah wir uns sind.“
Unabsehbar sind nach Darstellung Bataringayas die seelischen Folgen der Pandemie. „Wenn nur Wenige an einer Beerdigung von Angehörigen teilnehmen dürfen, löst das bei den Menschen ein Trauma aus“, berichtete er. „Die Kirche begleitet die Gemeindeglieder im Lockdown und versucht, bei den vielen Konflikten in den Familien zu helfen.“
Besonders schwer haben es derzeit junge Frauen, die ungewollt schwanger werden, die Schule verlassen und von ihren Familien abgelehnt werden. Hier verfolgt die EPR eine neue Strategie. Sie bezieht junge Männer in Aufklärungs- und Seelsorgegespräche ein und macht ihnen die Verantwortung bewusst, die sie als mögliche werdende Väter tragen. „Gleichzeitig schützen wir die Mädchen und helfen ihnen.“ Mit dem Projekt „Junge Mütter“ unterstützt der Kirchenkreis diese Teenagermütter und eröffnet ihnen durch seelischen Beistand und auch Babypflegekurse, vor allem aber eine Berufsausbildung Chancen auf ein eigenständiges Leben.
Allerdings sorgt sich der SFR um den spürbaren Rückgang der Spenden, mit denen diakonische und entwicklungspolitische Projekte in Rubengera unterstützt werden. Burkhard Gosch (Bad Sobernheim) verzeichnet einen Einbruch in Höhe von 60 Prozent gegenüber 2021. „Trotz des Rückgangs der Spenden konnte das laufende Projekt Junge Mütter erfolgreich abgeschlossen werden“, berichtete Gosch.
Besuch für 2023 wird vorbereitet
Für 2023 wird derzeit der Besuch einer Delegation aus Rubengera an Nahe und Glan vorbereitet. „Wir denken daran, die Partnerschaft auszuweiten und eine Begegnung von Jugendlichen zu ermöglichen“, stellt Superintendentin Peekhaus in Aussicht. Zunächst plant der Fachausschuss jedoch einen Termin in näherer Zukunft: Anfang September wird traditionell seit mehr als 30 Jahren in manchen Gemeinden des Kirchenkreises sowie bei den afrikanischen Partnern ein Partnerschaftsgottesdienst mit einem gemeinsamen Thema gefeiert.
Der soll diesmal zentral vom Kirchenkreis gestaltet und mit einem Fest verbunden werden. „Wegen der Pandemie konnten wir das 30-jährige Bestehen der Partnerschaft nicht feiern“, erläutert Superintendentin Astrid Peekhaus. „Das wollen wir nun mit dem Gottesdienst, der uns über Kontinente hinweg verbindet, nachholen.“
Ökumenisches Geflecht
Der Presbytery Rubengera, die Partnerregion des Kirchenkreises an Nahe und Glan, ist eine von sieben autonomen Regionen der Eglise Presbytérienne au Rwanda. Insgesamt ist die Kirche in dem zentralafrikanischen Land 400 000 Mitglieder stark. Zusammen mit der Evangelischen Kirche im Rheinland gehört sie zur internationalen Gemeinschaft der Vereinten Evangelischen Mission mit 38 Kirchen und einer diakonischen Institution in Deutschland, Afrika und Asien. noi