Er war mutiger Rechtsanwalt in der Weimarer Republik, verteidigte und half Opfern von rechter Gewalt, bis er im Konzentrationslager Dachau ums Leben kam: Hans Achim Litten bekämpfte Adolf Hitler und gilt als Jurist, der Hitler bloß stellte. Bald könnte in Bad Kreuznach ein Weg nach ihm benannt werden. Der Verein der Rechtsanwälte beim Landgericht Kreuznach möchte, dass ein Weg im Bürgerpark (zwischen George-Marshall-Straße, Dürerstraße und John-F.-Kennedy-Straße) nach ihm benannt wird.
Der Weg, der vom Justizzentrum zum Telekom-Parkplatz führt, soll künftig Hans-Litten-Weg heißen. Das geht aus einem Schreiben des Vereins vor, das die Vorsitzende des Vereins Kornelia Punk nun Oberbürgermeister Emanuel Letz gesendet hat. „Wir sind überzeugt, dass die Erinnerung an Hans Litten, einen der mutigsten Rechtsanwälte der deutschen Geschichte, gerade in einer Stadt mit einer lebendigen Justizkultur ihren Platz finden sollte“, heißt es in dem Schreiben, an dem auch Rechtsanwalt Thomas Scheffler beteiligt war.
Der Verein der Rechtsanwälte beim Landgericht Kreuznach sei überzeugt, diesen mutigen Juristen auch in Bad Kreuznach sichtbar zu ehren. Die Widmung des genannten Weges würde nicht nur an Hans Littens außerordentliche Lebensleistung erinnern, sondern auch ein starkes Zeichen für die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit und Zivilcourage setzen.
Ein Zeichen für Mut, Gerechtigkeit und Einsatz für die Rechte von Schwächeren
Der Weg zwischen Justizgebäude und Telekomparkplatz sei ein Ort, der täglich von Juristen, Mitarbeitern der Justiz und Bürgerinnen und Bürgern frequentiert werde. Eine Benennung nach Hans Litten würde dort als Mahnmal dienen und die Werte widerspiegeln, für die er stand: Mut, Gerechtigkeit und der unermüdliche Einsatz für die Rechte der Schwächeren.
„Wir bitten die Stadt Bad Kreuznach, sich diesem Anliegen anzuschließen und diese bedeutungsvolle Ehrung Hans Littens zu ermöglichen. Gerne stehen wir für weiterführende Informationen, eine persönliche Vorstellung des Anliegens im Stadtrat oder für eine begleitende Veranstaltung zur Verfügung. Der Verein würde es außerordentlich begrüßen, wenn die Stadt Bad Kreuznach dieses Vorhaben unterstützt. Als besonders symbolisches Datum für eine Einweihung schlagen wir den 19. Juni vor – den Geburtstag Hans Littens“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Litten stellte Hitler beim Edenpalast-Prozess bloß
Hans Litten war ein außergewöhnlicher Strafverteidiger in der Weimarer Republik. Früh erkannte er die Gewaltbereitschaft und den Terrorcharakter der NSDAP und stellte dies in spektakulären Strafprozessen öffentlich heraus. Besonders eindrucksvoll ist sein mutiges Vorgehen im sogenannten Edenpalast-Prozess, in dem es ihm gelang, Adolf Hitler als Zeugen vorzuladen und in einem stundenlangen Kreuzverhör in Widersprüche zu verwickeln.
Diese Bloßstellung hatte weitreichende Folgen: Hitler setzte Litten auf seine persönliche Feindesliste. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Hans Litten bereits am 28. Februar 1933, unmittelbar nach dem Reichstagsbrand, in „Schutzhaft“ genommen. Er durchlief eine jahrelange Odyssee durch mehrere Konzentrationslager, wurde gefoltert und misshandelt. Doch selbst unter diesen unmenschlichen Bedingungen hielt er an seinem unbeugsamen Willen fest, seine Überzeugungen nicht zu verraten. Am 5. Februar 1938 nahm er sich im KZ Dachau das Leben, um sich weiterer Folter zu entziehen und seine anwaltliche Verschwiegenheit nicht zu gefährden.

„Hans Litten steht heute weltweit für Zivilcourage, Unabhängigkeit der Justiz und den Einsatz für die Werte des Rechtsstaates – auch unter größter persönlicher Gefahr. Sein Name wird in vielen Städten durch Straßenbenennungen und Gedenktafeln geehrt. So befindet sich das Landgericht Berlin in der Littenstraße, und die Bundesrechtsanwaltskammer trägt mit dem Hans-Litten-Haus seinen Namen“, schreibt der Anwaltsverein.