Versammlung in Bad Kreuznach
Beifall für den „Stargast“ Julia Klöckner
Die gerade erst gewählte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner berichtete bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung und Delegiertentagung des Weinbauverbandes Nahe und des Bauern- und Winzerverbandes an Nahe und Glan über Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen. Harald Sperling (von links), Benjamin Purpus und Rainer Klöckner komplettierten die Runde.
BWV-Kreisverband

Nicht nur regionale Landwirtschaftsaspekte und Brancheninteressen standen diesmal im Mittelpunkt der gemeinsamen Mitgliederversammlung und Delegiertentagung der Bauern und Winzer, sondern auch ein Einblick in die aktuelle Bundespolitik.

Die Tagesordnung war nicht außergewöhnlich, aber ein besonderer Gast machte die jährliche gemeinsame Mitgliederversammlung und Delegiertentagung des Bauern- und Winzerverbandes an Nahe und Glan sowie des Weinbauverbandes Nahe zu etwas ganz Besonderem: Es war keine Geringere als die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Mit Beifall begrüßten rund 85 Landwirte und Winzer die Rednerin, die ihr Versprechen der Teilnahme trotz der jüngsten Entwicklungen in Berlin von der Nahe und vom Glan einhielt.

Aus hautnaher Erfahrung berichtete die Spitzenpolitikerin so vor wenigen Tagen über die Koalitionsverhandlungen. Das eigentlich geplante Thema „Zukunftsperspektiven der Agrarwirtschaft und Erwartungen an die Bundesregierung in herausfordernden Zeiten“ musste sich da den aktuellen Entwicklungen beugen. Alle Verhandler hätten realisiert: „Wenn die Wirtschaft nicht brummt in unserem Land, dann kann man all die anderen schönen Wünsche, die man hat, überhaupt nicht erfüllen. Wir werden auch im Ausland nicht richtig ernst genommen, wenn wir keine starke Volkswirtschaft sind“, so Klöckner.

Das veränderte Konsumverhalten prägt auch die Märkte

Thema war auch das Konsumverhalten und die Auswirkungen auf die Märkte: „Wir wissen sehr wohl, dass das Thema Tierhaltung in Deutschland komplett auf einem rückläufigen Kurs ist. Aber wir konsumieren deshalb nicht weniger Fleisch oder Milchprodukte. Aber wenn hier produziert wird, kann ich andere Standards setzen, als wenn ich importiere.“ Gleiches gelte für den Obst- und Gemüse- sowie den Ackerbau.

Den versammelten Branchenvertretern sprach Julia Klöckner auch aus der Seele: Wenn Landwirte in Gebäude oder Maschinen investierten, müssten sie sich darauf verlassen können, dass Rahmenbedingungen und andere Regelungen langfristig gelten. Es brauche längere Linien der Planbarkeit.

Eigener Wintertag zur Stärkung regionaler Identität

Der im Juni 2024 als Nachfolger von Thomas Höfer gewählte Weinbaupräsident Rainer Klöckner (Guldental) beleuchtete die wichtige Rolle der Schutzgemeinschaft Nahe sowie die Zusammenarbeit mit Weinbau- und Bauernverbandsgremien und Behörden auf Landes- und Bundesebene. Auf die erfolgte Zusammenlegung der traditionellen Wintertagungen von Bad Kreuznach und Nieder-Olm zu den Mainzer Agrartagen habe man erstmals und sehr erfolgreich mit einem Wintertag des Bad Kreuznacher DLR reagiert. Es gehe um den kollegialen Austausch und die regionale Identität. Der Nahe-Weinbaupräsident kritisierte auch die spürbare Alkohol-Verteufelung in manchen Medien: „Man berauscht sich aktuell an der Abstinenz.“

„Man berauscht sich aktuell an der Abstinenz.“
Rainer Klöckner

Benjamin Purpus, der Vorsitzende des Bauern- und Winzer-Kreisverbandes an Nahe und Glan, berichtete über ein Gespräch bei Landrätin Dickes in der Kreisverwaltung zum Thema vermeidbare Bürokratie. Er erinnerte an den gelungenen Bauernmarkt und dankte den Landfrauen für deren Unterstützung. Zu Problemfeldern wie der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Düngeverordnung und der Digitalisierung stehe der Vorstand mit Fachleuten in Kontakt. Fortschritte bei der Digitalisierung forderte Frank Schätzel als Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses ein. Die Kreisverwaltung müsse bürgernah arbeiten.

Verbandsgeschäftsführer Harald Sperling schilderte die Arbeit der Kreisgeschäftsstelle sowie die Betreuung und Beratung von 1065 Mitgliedern (334 Weinbaubetriebe, 319 landwirtschaftliche Betriebe, sechs Obstbaubetriebe sowie Wald- und Forstbetriebe mit insgesamt 19.220 Hektar Fläche).

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