Von unserem Redakteur Stefan Munzlinger
In Merxheim, aus dem zwei der Opfer zwischen 16 und 23 Jahren stammen, sind die Menschen schockiert. Ortsbürgermeister Egon Eckhardt beschreibt die Anteilnahme mit den betroffenen Familien. Ein für 2. Oktober geplantes Fest des Jugendraums Alte Schule ist bereits abgesagt, auch ein für das vergangene Wochenende terminiertes Traktortreffen fiel aus. Am Nachmittag des Unglückstags versammelten sich trauernde Jugendliche am Denkmal in der Dorfmitte.
Kerzen und Stille im Altarraum
Ein gemeinsames Gesprächs- und Schweigeangebot unterbreiteten Diakon Joachim Höhn von der katholischen Pfarreiengemeinschaft sowie Jutta Goldschmidt und An-drea Weiß von der Nachversorgungsseelsorge den jungen Menschen, hatten zunächst in die Merxheimer Räume der Malteser eingeladen. Doch es wurden mehr und mehr, und so trafen sich knapp 60 junge Leute und Erwachsene im Altarraum der Karl-Borromäus-Kirche, gedachten, am Boden sitzend, der Verstorbenen bei Kerzenschein und mit nur wenigen Worten. Manche brachten ihre Empfindungen zu Papier, trauerten schweigend. Am Ende wurden die Kerzen gelöscht und die Namen aller fünf Verstorbenen laut genannt.
Auch die Einsatzkräfte an der Unglücksstelle verarbeiten ihre Trauer: Gestern Abend kamen die Feuerwehrleute um Andreas Bender im Sobernheimer Gerätehaus zusammen, begleitet ebenfalls von Seelsorgern. Diese Form der Trauerbewältigung bietet die Seelsorge beider Konfessionen häufig nach schwierigen Einsätzen.
Gottesdienst in Merxheim
Zu einem ökumenischen Trauergottesdienst laden die evangelische und katholische Kirchengemeinde alle Menschen für morgen, Mittwoch, 16. September, ab 19 Uhr in die evangelische Kirche Merxheims ein. Dann sind auch die Martinsteiner dabei. Auch sie trauern um einen bei dem Unglück gestorbenen jungen Mann. Die für das vergangene Wochenende terminierte Kirmes wurde sofort abgesagt, das Oktoberfest des FC verschoben. Darüber informierte Ortsbürgermeister Paul-Walter Bock. Er möchte sich keinesfalls an Spekulationen darüber beteiligen, wie es zu dem Unglück kam, doch von manchen Gerüchten über Probleme mit der Technik an Ampel und Schranke am Monzinger Bahnübergang hat auch er in den vergangenen Tagen gehört.
Bewährt: Radar warnt bei Gefahr
In Martinstein sei seit dem Unglück vor knapp 15 Jahren, als eine junge Mutter aus Hochstetten-Dhaun auf dem Bahndamm in Dorfmitte starb, ein solcher Unfall nahezu ausgeschlossen. Bock (64), seit 1999 im Amt, beschreibt das Sicherheitssystem: Ein Radargerät neben einem der Andreaskreuze, ummantelt von einem ovalen Metallgehäuse, registriere Gegenstände auf dem Bahnübergang ab Katzengröße. Sofort werde ein heranfahrender Zug automatisch voll abgebremst und bewege sich mit Schritttempo auf den Bahnübergang zu. Davor setze er ein zweites Warnsignal ab und passiere den Übergang in fortgesetztem Schritttempo. Mehrmals im Jahr greife dieses Alarm- und Bremssystem.
Der einstige VG-Bürgermeister Hans-Georg Janneck habe sich damals für eine Vollbeschrankung eingesetzt und sich damit gegen die Halbbeschrankungen wie in Monzingen und Kirn-Sulzbach engagiert. Mit Erfolg, lobt Bock. Das Unglück vom Samstag beschäftig die Region; gestern kamen tagsüber viele junge Leute und Erwachsene an die Unglücksstelle, schrieben sich auf ein Transparent, legten Blumen nieder oder entzündeten schweigend Kerzen.
Das 14. WWW absagen?
Eine schwierige Entscheidung steht nun den 13 beteiligten Winzern bevor. Denn am Samstag 19. September, wird ab 10.30 Uhr zum 14. Wein-Wander-Weg-Fest (WWW) eingeladen. Sollen sie die mit rund 6000 Gästen längst vorbereitete Großveranstaltung mit 13 Stationen in den Weinbergen zwischen Sobernheim und Martinstein angesichts der zeitlichen und räumlichen Nähe zum Unglück und dem Ort absagen? Mitorganisator Elmar Schauß (Monzingen) hat darauf keine schlüssige Antwort. Er weiß: Egal, wie sich die Organisatoren entscheiden, sie machen es falsch. Sagen sie ab, erweisen sie den Toten und ihren Familien ihre Anteilnahme, verärgern aber Gäste von weither, die vor einem Jahr Zimmer gebucht haben. Und wenn das Fest gefeiert wird, wird ihnen Pietätlosigkeit vorgehalten. Momentan weist alles darauf hin, dass das Fest über die Bühne geht.