Mai 2021: Der Monat, der in den Kreisgremien für den Verkauf seit Mitte 2020 mehrfach genannt wurde, ist da. Wann wechseln die Geräte den Besitzer? Das sei noch unklar, räumte die Landrätin auf Nachfrage des „Oeffentlichen“ ein. Zum Neukaufpreis werden sie kaum abgegeben werden können. Der Markt ist voll, alle sind versorgt. Selbst original verpackt gelten diese Beatmer als „gebraucht“.
1-Million-Minus wird bleiben
Bereits in unserem Interview Anfang Februar hatte die Landrätin den Erlös auf 50 Prozent der Kaufsumme taxiert. Damit bliebe für den Kreisetat 1 Million Euro Minus, das in das Mammutzahlenwerk eingeht, ohne, wie die Landrätin immer wieder betont, dafür andere wichtige Projekte streichen zu müssen.
Die 50 Beatmer wurden in jener Zeit gekauft, als alle Welt den Atem anhielt und Panik grassierte. Pandemie? Das kannte man bis dato nur aus Fernost oder Afrika.
Zehn Geräte behält der Kreis für seinen Katastrophenschutz, 25 sind noch verpackt, und der Rest (alle aktiviert), darunter auch die zehn Eigengeräte, kann eingesetzt werden.
Zwar sei der finanzielle Wert gegeben, aber er sinke – von Monat zu Monat. Andererseits: jetzt schnell verkaufen und dann händeringend nach Beatmern suchen, wenn vielleicht in wenigen Wochen oder Monaten eine Covid-Mutante, etwa aus Indien, auch Deutschland heimsuche? So steht die Verkaufsbemühung im Widerstreit zum Impuls: Unbedingt behalten, denn wer weiß heute schon, was noch auf uns zukommt. Und dennoch: „Wir eruieren den Markt schon längere Zeit“, sagt Bettina Dickes, „ein Geschäftsmann aus der erweiterten Nahe-Region hat für Indien angefragt.“ Weitere potenzielle Käufer hätten die Unterlagen erbeten, „es gibt konkrete Anfragen“. Doch noch ist alles in der Prüfung. Möglicherweise schalte man einen Händler zwischen. Auch bei der Bundesregierung habe man angeklopft, im Innen- und im Verteidigungsministerium, das solche mobilen Geräte für die Auslandseinsätze der Bundeswehr einsetzen könnte. Antwort: Der Bund hat genug Beatmer und keinen Bedarf.
Und die Geräte den Freunden im polnischen Partnerkreis Szczytno oder im israelischen Kiryat Motzkin anbieten? Dann komme man wieder in die Zwickmühle, sie verschenken zu müssen, sagt die Landrätin. Und das sei auch hier einfach nicht drin.
„Ethik sollte nicht im Keller verstauben“, schrieb Thomas Bursian von der Kreis-FDP vor Tagen. Angesichts internationaler Corona-Hotspots und unendlichen Leids könnten die Geräte im europäischen Ausland und darüber hinaus eine bessere Verwendung finden. Die Bundeswehr fliege gerade Beatmungsgeräte nach Brasilien aus, so der Liberale: „In dieser Corona-Hölle sterben täglich über 3600 Menschen.“ Auch in Portugal/Bulgarien herrsche großes Leid. Internationale Solidarität sei nicht bloß eine ethische Frage, sondern angesichts eines grenzenlosen Virus' natürlich auch „reiner Selbstzweck“.
Geräte weiter im Keller horten?
Was passiert mit den Geräten im LZB-Keller?, fragt Bursian. Die Krankenhäuser im Kreis seien versorgt. Staatssekretär Dr. Denis Alt (SPD) habe bestätigt, dass Land und Bund keine Geräte bräuchten. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir diese Geräte nicht brauchen“, schreibt Bursian ferner, „sollten wir unser Glück nicht mit anderen teilen?“ Und er fragt überdies, ob es ethisch vertretbar sei, „Geräte zu horten, wenn anderswo Menschen sterben?“ Mit einem zeitnahen Verkauf sei anderen geholfen. Später eigneten sie sich maximal für eine Verschenkaktion durch die Kreisverwaltung: „Überfluss kann jetzt Leben retten!“