In neuer Konstellation lud der Vorstand der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück (RNH) zu seiner Bilanzpressekonferenz für 2024 – ganz ohne die „alten Hasen“ Horst Weyand und Odo Steinmann. Die neuen Herren an der Spitze der Bank sind die Vorstände Patrick Miljes und Thomas Reinig. Sie haben die Geschäfte in schwierigen Zeiten übernommen: Miljes zeichnete zu Beginn ein „sehr düsteres Bild der deutschen Wirtschaft in schwerer See“. Der Blick auf das Bruttoinlandsprodukt der vergangenen zwei Jahre mit einem realen Niedergang und Rezession falle „sehr bitter“ aus. Deutschland sackt im internationalen Niveau weiter ab: „Wir brauchen dringend qualitatives Wachstum.“ „Pünktlich“ zum Beginn der Bilanzpressekonferenz meldete die Europäische Zentralbank EZB die sechste Senkung des Leitzinses seit 2024. Das alles geht natürlich auch an den Regionalbanken nicht spurlos vorüber.
„Der Neubau ist so gut wie tot.“
Thomas Reinig
Betrachtet man die vorläufige Bilanzsumme der RNH für 2024, sieht sich der Vorstand „auf gutem Niveau“ von 2,204 Milliarden Euro – eine Steigerung um 2,75 Prozent oder 59 Millionen Euro. Damit könne man gut leben, konstatierte Patrick Miljes, „aber ich hätte gern noch mehr Kundengeschäft gemacht“. Beim Baugeld, eine Hauptsäule im Kreditgeschäft, biete man ein „vernünftiges Zinsniveau“ von 3 bis 3,5 Prozent je nach Laufzeit, sagte Thomas Reinig. Das Problem: „Der Neubau ist so gut wie tot.“ Binnen eines Jahres seien die Baupreise um weitere 3,1 Prozent gestiegen. Die Mieten zeigen weiter steigende Tendenz. Reinig stellte die preistreibenden hohen Baustandards infrage und sieht fürs Geschäft eher die Themen Modernisierung und Bestandserneuerung im Vordergrund.
Leichter Rückgang im Kundenkreditgeschäft
„Freud und Leid“ spiegeln sich für die Banker im Kundenkreditgeschäft mit einem leichten Rückgang um 0,83 Prozent oder 13 Millionen Euro im Jahresvergleich. Es blieben 1,548 Milliarden Euro in der vorläufigen Bilanz 2024. Zugleich stiegen aber die Kundeneinlagen, was so nicht erwartet worden war. Das Plus von 3,25 Prozent oder 31 Millionen Euro auf 1,631 Milliarden Euro „macht uns stolz“, freuen sich Miljes und Reinig. Bei der Gewinn- und Verlustrechnung des Zinsüberschusses sprechen sie von einer „soliden Basis“ und umschreiben damit einen Rückgang um 1,89 Prozent der Bilanzsumme oder 422.000 Euro auf 41,241 Millionen Euro. Insgesamt liege die Volksbank RNH mit ihren Zahlen im Vergleich über dem Schnitt der deutschen Genossenschaftsbanken.
Deutsche sind „Aktienmuffel“
Beim Wertpapiergeschäft werde viel in die Beratung investiert, dennoch gelten die Deutschen weiter als „Aktienmuffel“ und setzen eher auf kurzfristige Anlagen. Im Wertpapiergeschäft wurde bei der Volksbank ein Kaufvolumen von 471 Millionen gegenüber einem Verkaufsvolumen von 326 Millionen Euro erreicht, das Bestandsvolumen liegt bei 1,587 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss verharrt auf laut Vorstand auf „gutem Niveau“, sank aber leicht um 155.000 Euro oder um 0,78 Prozent der Bilanzsumme auf 17 Millionen Euro. Eine bittere Pille mit Einmaleffekt gab es beim Verwaltungsaufwand durch außerordentliche Abschreibungen im Eigenimmobilienbestand vor allem im Rhein-Main-Speckgürtel, die sich bei den Bankprüfungen ergaben. Man gehe aber von einer Wertaufholung aus und engagiere sich weiter stark in stillen Reserven.
Was das Betriebsergebnis 2024 angeht, sehen Patrick Miljes und Thomas Reinig angesichts der Umstände ein „wirklich schönes, robustes Ergebnis“. Es gab zwar auch wegen der „Einmaleffekte“ einen Rückgang um 4,27 Prozent oder 1,09 Prozent auf 23,649 Millionen Euro. Damit liege man aber deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Banken. Die Vorstände stellen eine Dividende von „3 Euro plus X“ in Aussicht, die von der Hauptversammlung am 26. Juni beschlossen werden soll. Die Volksbank bleibe bei ihrer konservativen Bewertungspolitik und Planung, versprach Miljes, und „wir werden irgendwann auch wieder wachsen“.
Talsohle wohl durchschritten
Im Kreditgeschäft für Privatkunden sei die Talsohle wohl durchschritten, 2024 wurden 64 Millionen Euro an Neugeschäft generiert (plus 14 Prozent), bei den Baukrediten gab es ein Plus um 15 Prozent auf 46 Millionen Euro. Bei den Firmenkunden sei Zurückhaltung und Unsicherheit als Investitionszurückhaltung deutlich spürbar. Viele Pläne blieben erst einmal in der Schublade, das Geschäft wuchs nur um acht Prozent auf 142 Millionen an Neukrediten. Sorgen bereiten die Insolvenzen und schlechten Wirtschaftsprognosen, aber auch die Vorbereitungen der EZB für einen digitalen Euro quasi am klassischen Bankensystem vorbei.
Man bleibe Kunden- und Beraterbank mit hohem Mitgliederanteil von 60 Prozent bei 82.000 Kunden – das brauche Personal. Die Volksbank hat stabil rund 300 Beschäftigte und bilde verstärkt aus. Aber auch fachfremde Seiteneinsteiger sind gefragt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.