Es ist das jüngere Bauwerk der beiden parallelen Überführungen über die Bahngleise, die die Wilhelmstraße mit der Bosenheimer Straße verbinden, und war in seiner vergleichsweise kurzen Lebenszeit schon mehrfach ein Sorgenkind: 1990, 2014, 2017 und jetzt wieder. Diesmal müssen die Hauptträger der Brücken instand gesetzt oder ausgetauscht werden. Laut Thomas Neumann, Abteilungsleiter Brückenbau beim LBM, werden die Arbeiten vier bis fünf Wochen dauern. Die Brücke muss für diesen Zeitraum gesperrt werden. Der Verkehr wird über die zweite Brücke umgeleitet.
Erst im Sommer 2017 war der Teil der Ochsenbrücke auf der Bahnhofsseite an dem Übergang zwischen Brücke und Fahrbahn auf der Nordseite saniert worden. Die Brücke war 1990 als Übergangslösung installiert worden. Sie ist mit ihren Stahlverstrebungen eigentlich nur eine Art Notbrücke.
Die Historie der beiden Brücken
Die Historie beider Brückenbauwerke ist in dem Buch von Rolf Schaller, „Brücken & Briggelcher. Kreuznacher Brückengeschichte(n)“ nachzulesen. Die eigentliche Ochsenbrücke in Richtung Bad Münster am Stein wurde 1902 bis 1904 errichtet. Sie ist mehr als 100 Jahre alt, aber die deutlich weniger anfällige Brücke der beiden. „Die frei tragende Stahlgitterbrücke aus genieteten Eisenträgern hat eine Spannweite von circa 25 Metern und liegt auf beiderseitigen Widerlagern aus Sandsteinquadern auf“, so Schaller. Im Herbst 1954 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Doch an der Eisenkonstruktion nagte der Zahn der Zeit so kräftig, dass 1968 eine gründliche Instandsetzung notwendig wurde. So wurden die Träger verstärkt, entrostet und erhielten einen neuen Anstrich. Zeitgleich gab es in der Politik Überlegungen, die Brücke zu verbreitern: 1970 setzte die Kreuznacher Baufirma Gerharz auf der Bahnhofsseite direkt neben der alten Ochsenbrücke eine „Behelfsbrücke“ ein. Seitdem kann der Verkehr an diesem neuralgischen, verkehrsreichen Knotenpunkt in jeder Richtung auf zwei Fahrspuren rollen. Doch gerade einmal 20 Jahre später musste die Behelfsbrücke wegen starker Korrosionsschäden ersetzt werden. 1990 wurde die Behelfsbrücke wieder mithilfe des Bauunternehmens Gerharz gegen eine neue Stahlkonstruktion ausgetauscht. Doch schon 2014 registrierte der LBM erneut Brückenschäden. Eine der stählernen Fahrbahnplatten, die angerostet war, wurde ausgetauscht.
Verkehrsplanungen der Stadt stocken
Mittelfristig wird man um einen Neubau der Brücke nicht herumkommen. 2011 stellte der damalige Oberbürgermeister Andreas Ludwig die Pläne für eine Ost-West-Verbindung vor. In diesem Rahmen sollten beide Brücken durch zwei neue ersetzt werden, die mit einem Kreisverkehr verbunden werden sollten. Aus den Plänen wurde nichts. Und bis heute ist die Stadt nicht zu Potte gekommen, was die Planungen für einen Ausbau des Kohlenwegs oder den Bau einer Entlastungsstraße entlang der Bahnlinie angeht. Also bleibt das Dauerprovisorium bestehen und dem zuständigen Bauträger, dem LBM, nur, die Brücke immer wieder instand zu setzen, damit die Verkehrssicherheit nicht gefährdet ist.
Von diesem jahrzehntelangen Stillstand in der Stadtpolitik ist aber nicht nur die Ochsenbrücke betroffen, sondern auch ein Neubau des maroden Löwenstegs. Die wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer in die Innenstadt musste im Herbst 2018 schon einmal für mehrere Monate gesperrt werden. Auch die beiden Fußgängerstege an der Ochsenbrücke sind in keinem guten Zustand, müssen alle paar Jahre erneuert werden. Aktuell wird an dem Überweg auf der Westseite gearbeitet.