Der Abriss des Problemhauses im Staudernheimer Baugebiet Am Ursberg geht gut und professionell voran, seit die Firma Korz aus der Nähe von Kaiserslautern übernommen hat. Noch einige Tage, und von dem Rohbau sowie der Stützmauer zum direkt unterhalb liegenden Haus der Familie Schappert dürfte nichts mehr zu sehen sein, schätzt Eigentümer Christian Bruch.

Der Staudernheimer hatte das Zweifamilienhauses auf dem steilen Hanggrundstück bauen lassen, mit dem Ziel, die Wohnungen anschließend zu vermieten. Doch bei dem Projekt ist vieles anders gelaufen, als geplant, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und nachdem dann in der vergangenen Woche auch noch der Abriss des Hauses so dilettantisch angegangen wurde, dass die Feuerwehr eingreifen musste, ist auch das letzte Kapitel der Geschichte pannenbehaftet zu Ende gegangen.
„Letztlich haben wir den großen Faktor Berg dort unterschätzt.“Bauherr Christian BruchDoch der Reihe nach: Bruch erzählt, er habe das Grundstück 2021 gekauft, ein Architekt habe für ihn das Zwei-Parteien-Gebäude geplant, die Baugenehmigung beantragt – und die Genehmigung vom Kreisbauamt bekommen. 2022 begannen die Arbeiten auf dem steilen Bauplatz. „Das Dilemma ging mit den L-Steinen los, die als Stützmauer zum benachbarten Grundstück gesetzt wurden.“ Auf Anraten des Architekten seien die Steine vor dem Aufbau des Rohbaus gesetzt worden. Doch die Mauer hätte eine Baugenehmigung benötigt, was sich laut Bruch aber erst ein Jahr später rausstellte. Schlimmer noch: Die Steine waren nicht standsicher, das Fundament unzureichend.
„Familie Schappert hat sich völlig zurecht dagegen gewehrt“, betont Bruch. Er habe sich auch nicht dagegen gesperrt, die Stützmauer zu entfernen. Doch sein Architekt habe zunächst geraten, die Mauer während der Bauzeit als Stütze stehen zu lassen, und der später auf Betreiben der Kreisbauaufsicht eingeschaltete Gutachter habe geraten, die Mauer erst zu entfernen, wenn das Gebäude abgetragen ist.

Hat die Bauaufsicht zu lange zugeguckt?
Wenn der Abriss des Staudernheimer Problemhauses begonnen hat, fällt den Nachbarn am Hang unterhalb des Rohbaus ein Stein vom Herzen. Sie haben immer wieder auf Baumängel hingewiesen und kritisieren, dass die Bauaufsicht zu spät eingegriffen hat.
Denn die Mängel hörten nicht bei der Stützmauer auf. Auch der Baukörper selbst war fachlich unzureichend gebaut und es zeigten sich statische Probleme. „Letztlich haben wir den großen Faktor Berg dort unterschätzt“, gibt Bruch zu. Der Plan seines Architekten sei schiefgegangen und aus heutiger Sicht sei klar, dass der Bau an dieser Stelle anders hätte angegangen werden müssen.
Er selbst habe zuvor keine Erfahrung mit Neubauten gehabt, sondern sich auf die Renovierung von Bestandsbauten konzentriert, sagt der Staudernheimer, der im Hauptjob Verwaltungsangestellter ist. Im Ort kursierende Berichte, er habe zeitweise im Bauamt der Kreisverwaltung gearbeitet, weist Kreis-Pressesprecherin Simone Mager auf Anfrage dieser Zeitung zurück: Bruch habe lediglich von 2014 bis 2016 im Jobcenter in Kirn gearbeitet.
„Ich wollte das Projekt abschließen und Ruhe reinbekommen.“Bauherr Christian BruchEnde 2024 sei klar gewesen, dass der Bau entweder aufwendig saniert oder zurückgebaut werden musste. „Die Mängel waren da, sie hätten auch in einer Sanierung behoben werden können“, betont Bruch. Allerdings wäre das so kostspielig gewesen, dass das Gebäude als Renditeobjekt zur Vermietung dann keinen Sinn mehr gemacht hätte. Also war er einverstanden, alles komplett zurückzubauen. „Ich wollte das Projekt abschließen und Ruhe reinbekommen.“
Abbruch war mehreren Firmen zu kompliziert
Doch auch beim Rückbau lief es nicht rund, wie er erzählt. Er habe nach Abbruchfirmen gesucht, unter anderem im Internet. Einige seien vor Ort gewesen und hätten angesichts der Hanglage abgewunken. „Die Aufgabe war mehreren Firmen zu kompliziert.“ Dann habe er eine Zusage bekommen, und am 8. April wollte diese Firma loslegen. „Doch sie kam nicht.“
Also habe er weitergesucht, und die Firma Korz habe schließlich zugesagt – allerdings erst für Ende Mai. Es stimme daher nicht, dass er Fristen bewusst habe verstreichen lassen. „Ich wollte nichts verzögern“, es sei einfach schwierig gewesen, einen Termin zu vereinbaren.

Abriss ist schief gegangen
Im Staudernheimer Neubaugebiet Am Ursberg muss ein Rohbau wegen Statik-Mängeln abgerissen werden. Doch die Abrissarbeiten laufen so unprofessionell ab, dass sie gestoppt werden - und die Feuerwehr eingreifen muss.
Als er vorigen Mittwoch angerufen wurde, dass die Abbrucharbeiten laufen, sei er überzeugt gewesen, dass Korz früher als vereinbart mit dem Rückbau angefangen habe. Erst als sich am frühen Abend alles zuspitzte, habe sich herausgestellt, dass es die ursprünglich angeheuerte Firma war, die eigentlich sechs Wochen zuvor kommen sollte. „Das war mir alles noch nicht klar, als der Bürgermeister sich meldete und sagte, dass es nicht aussieht, als wisse die Abbruchfirma was sie tut“, so Bruch. „Das dämmerte mir erst, als sich dann das Bauamt bei mir meldete“, und es offenkundig wurde, wie sehr der Abbruch aus dem Ruder gelaufen war. „Das war dann tatsächlich der Supergau.“

Dass Nachbarn bereits in den Tagen zuvor einzelne Arbeiter mit Hämmern gesehen haben, die auf die Seitenwände eingeschlagen haben, habe er erst im Nachhinein erfahren. „Das wusste ich alles gar nicht“, sagt er. Er sei der Firma Korz „unendlich dankbar“, dass sie dann kurzfristig ab Donnerstagnachmittag eingesprungen ist und er sei zuversichtlich, dass der Rückbau nun professionell beendet wird.
„Es ist tatsächlich an Unglück nicht zu beschreiben, wie das alles gelaufen ist.“Bauherr Christian Bruch„Es ist tatsächlich an Unglück nicht zu beschreiben, wie das alles gelaufen ist“, sagt Bruch und betont: „Ich habe nie böswillig oder mutwillig gegen andere gehandelt.“ Er könne auch die „Emotionalität“ der Schapperts verstehen und die Sorge, in ihrem Garten einer Gefahr ausgesetzt zu sein. „Ich habe ja selbst eine Familie.“

Wie es mit dem Grundstück weitergehen soll, will Bruch überlegen, wenn alles zur Ruhe gekommen ist. „Finanziell so einen Betrag in den Sand zu setzen, ist natürlich schwierig“, sagt er. Rechtlich aufdröseln will er das Ganze ebenfalls erst im Nachgang, und schauen, ob er beispielsweise gegenüber der Betriebshaftpflicht des Abbruchunternehmens Kosten geltend machen kann.
Familie Schappert ist zurück im Nachbarhaus
Familie Schappert ist nach mehreren Tagen in einer Ferienwohnung am Wochenende in ihr Haus zurückgekehrt –nachdem der Rohbau weitgehend abgetragen war. Die Verantwortlichen der Kreisverwaltung hätten zwar schon am Donnerstag mündlich gesagt, es gebe keine Sicherheitsbedenken. „Doch wir wollten das schriftlich haben, und diese Rückmeldung blieb über Tage aus“, sagt Kathrin Schappert. Vermutlich habe der Kreis die schriftliche Bestätigung so lange aussitzen wollen, bis der Abriss voran geschritten ist. Es sei einfach nur traurig, dass man seitens der Kreisverwaltung offensichtlich nicht in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen oder auch mal eine Fehleinschätzung einzugestehen, sagt sie. sjs