Der Zuzug hält an. Die Stadt wächst. Wohnraum fehlt. Und trotzdem war das Projekt lange umstritten: Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat der Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Umwelt und Verkehr nun den Weg freigemacht und die Offenlage für den Bebauungsplan „Verlängerung Humperdinckstraße und Hohe Bell“ beschlossen. Entstehen sollen in dem Neubaugebiet im Bad Kreuznacher Südosten etwa 180 Wohneinheiten mit insgesamt 13.650 Quadratmeter Wohnfläche. Der Anteil an gefördertem Wohnraum liegt bei 15 Prozent. Dafür stimmten 14 Ausschussmitglieder, vier enthielten sich, nur Stephanie Otto (Grüne) stimmte mit Nein.
Investor ist die Deutsche Bauwert. Sie hat sich auch bereit erklärt, zur Erschließung des neuen Viertels eine neue Verbindungsstraße von der Humperdinckstraße in nordwestlicher Richtung zur Dürerstraße hin zu realisieren. Diese wird zuerst gebaut. Das habe man ausgehandelt, erklärte Talke Hermann von der Stadtplanung. Die neue Straße soll zugleich als Baustraße genutzt werden. Denn der Baustellenverkehr könne nicht über Humperdinckstraße und Weyroth erfolgen.
Stichstraße als Bonus
Die Zufriedenheit mit dem jetzt Erreichten war allenthalben groß: CDU-Fraktionschef Manfred Rapp wertet dies als „großen Erfolg“. Günter Meurer (SPD) ist froh darüber, dass dort Wohnraum geschaffen wird, und Karl-Heinz Delaveaux (FWG) dankte der Verwaltung, dass es ihr gelungen sei, die Verbindungsstraße in der Vordergrund zu rücken. „Diese war vor drei Jahren noch nicht da.“
Unter ein anderes Vorhaben wurde im Ausschuss dagegen wohl endgültig der Schlussstrich gezogen, da halfen auch alle Überzeugungsversuche des früheren Kreuznacher Stadtplaners Bodo Zapp nichts. Er stellte für den Grundstückseigentümer die Pläne für ein „Wohnen am Schlosspark“ entlang der Hüffelsheimer Straße vor. Keine einzige Hand hob sich bei der Abstimmung im Ausschuss, um diesem Vorhaben eine Chance zu geben, es weiter zu verfolgen.
Zapp ging bei seinem Ausführungen weit in die Vergangenheit zurück. Schon vor Jahren, als es um die Bebauung der früheren Tongrube Henke auf der anderen Seite der Hüffelsheimer Straße ging, habe es schon Pläne für eine Bebauung am Fuße des Nordhangs des Schlossbergs gegeben. Er könne sich auch vorstellen, dass man dann hinter der Bebauung entlang der Straße das Areal um eine Grünfläche erweitert, versuchte er, den Ausschussmitgliedern die Planung schmackhaft zu machen.
Schlossberg: Nein bleibt
Vor gut einem Jahr war der Eigentümer Frank Höhner mit seinen Plänen für eine Bebauung des drei Hektar großen Areals mit Mehrfamilienhäusern gescheitert. Nun erklärte Talke Hermann, man wolle noch einmal ein Meinungsbild im Ausschuss dazu einholen. Die Verwaltung habe den Eindruck gehabt, dass der Widerstand gegen die ersten Pläne vor etwa einem Jahr sich vor allem gegen die damals vorgesehenen Mehrfamilienhäuser gerichtet hätten. In der neuen, abgespeckten Planung sind nur noch insgesamt sechs Einfamilienhäuser auf einem schmalen Streifen entlang der Straße geplant. „Das halten wir an dieser Stelle für moderat“, so Hermann.
Sie stellte auch in Aussicht, dass der Eigentümer des Areals bereit sei, die Fläche oberhalb davon der Stadt zu übertragen – quasi als Ausgleichsfläche, als Ökokonto. „Aus städtebaulicher Sicht wäre es wünschenswert, wenn die Stadt ihre Hand auf der Fläche hätte.“ So könne der Eigentümer sie auch landwirtschaftlich nutzen. „Das wiederum wäre nicht in unserem Sinne“, erklärte sie.
Der Ausschuss beließ es beim klaren Nein: Hermann Holste (Grüne) machte unmissverständlich klar, dass man gegen eine Bebauung dort sind. „Es gibt viele Gründe, die dagegen sprechen.“
Rapp erinnert SPD
Daran habe sich auch durch die neuen Pläne nichts geändert. Günter Meurer meinte, bei aller Skepsis sei es ein Gebot der Fairness gegenüber dem Investor, dass man den Fraktionen eine Chance geben sollte, darüber zu beraten. Manfred Rapp (CDU) erinnerte Meurer daran, dass sich auch die Sozialdemokraten im OB-Wahlkampf klar gegen eine Bebauung dort positioniert hatten. Damals habe der Ausschuss die Baupläne abgelehnt. Dabei bleibe es.