Für diese Pläne gibt es Lob aus der Wirtschaft, so wie von der IHK Koblenz, die eine Regionalgeschäftsstelle in Bad Kreuznach unterhält. „Im Sinne unserer Mitgliedsunternehmen aus Hotellerie und Gastronomie begrüßt die IHK Koblenz die geplante Wiedereröffnung ausdrücklich. Alle diese Unternehmen haben aufgrund der Corona-Krise in den vergangenen Monaten große Umsatzeinbußen verzeichnet. Wir sind überzeugt, dass die Wiedereröffnung der Bäder wieder mehr Gäste in die Stadt bringen und den Tourismus- und Wirtschaftsstandort Bad Kreuznach dadurch stärken wird“, schreibt IHK-Regionalgeschäftsstellen Leiter Rolf Lenger in einem Brief an den Stadtvorstand.
Während die IHK Beifall klatscht, sorgt diese Ankündigung bei der Stadt-FDP für Stirnrunzeln, man zeige sich verwundert, erklären die Liberalen. Zwar freue man sich, dass die Bürger nun endlich wieder schwimmen könnten, doch stelle sich nun noch mehr die Frage, warum das Bosenheimer Freibad die gesamte Sommersaison geschlossen bleiben musste, so die FDP in einem Schreiben.
Emanuel Letz, Vorsitzender des FDP-Stadtverbandes, erklärt: „Es drängt sich immer mehr die Vermutung auf: Die angeblich fehlenden Hygienekonzepte und die Corona-Regeln waren nur vorgeschoben. Es ging der Bad-Gesellschaft wohl einzig und allein um die Betriebskosten, die man sparen wollte.“ Die Fraktion habe im Juni versucht, per Eilantrag die Schwimmbadöffnung in Bosenheim noch rechtzeitig hinzubekommen, doch die Stadträte seien von Vertretern der Bad-Gesellschaft, Klaus-Dieter Dreesbach und BGK-Geschäftsführer Christoph Nath waren in der Sitzung zugegen, gewarnt worden, angesichts der Infektionsgefahren einer Öffnung zuzustimmen. „Aus unserer Sicht war schon damals diese Angst unbegründet, gab es doch praktisch keine Neuinfektionen im Kreis mehr. Jetzt stehen wir vor dem Herbst und einer etwaigen ‚zweiten Welle‘, die Zahlen der Neuinfektionen gehen wieder hoch, an der Rechtslage zum Corona-konformen Betrieb eines Schwimmbads hat sich überhaupt nichts geändert – doch die Bad-Gesellschaft sieht nun auf einmal keine Bedenken mehr beim Betrieb der Hallenbäder und des Bäderhauses. Das passt einfach nicht zusammen“, kritisiert Letz weiter.
FDP-Stadtratsmitglied Werner Lorenz ergänzt: „Die Bosenheimer fühlen sich hier zu Recht veräppelt und nicht ernst genommen. Man erzählt ihnen, dass es zu gefährlich sei, ihr Freibad zu öffnen – und jetzt ist es auf einmal kein Problem mehr, die Hallenbäder in Bad Kreuznach zu öffnen. Das stinkt doch!“ Für ihn sei klar, dass die Bad-Gesellschaft schon seit längerem die endgültige Schließung des Bosenheimer Freibads vorbereite. „Man investiert nicht mehr in die Erhaltung des Schwimmbads und lässt es verfallen und kalkuliert schon mit dem Verkaufserlös des Grundstücks, um andere Haushaltslöcher zu stopfen“, so Lorenz' Vorwurf.
Und dann – so muss man es lesen – wird gedroht: Die Bad-Gesellschaft soll schleunigst die erarbeiteten Hygienekonzepte vorlegen und auch nachweisen, inwieweit man an einem solchen für das Bosenheimer Bad gearbeitet habe. Wenn die Bad-Gesellschaft „keine oder nur unbefriedigend Stellung nehme“, werde dies einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat einbringen.
Klar ist: Die Öffnung der Bäder soll für die Bad-Gesellschaft als Gradmesser dienen und Aufschluss darüber geben, welche Einnahmen die Einrichtungen in Pandemie-Zeiten überhaupt noch generieren können.
„Wir haben auf weitere Lockerungen gehofft, die nun, verständlicherweise aufgrund der wieder steigenden Infektionszahlen, nicht kommen werden. Daher haben wir uns entschieden, zu öffnen, obwohl dabei noch immer nicht von Badespaß gesprochen werden kann. Die Gäste müssen sich sehr disziplinieren. Und jede unserer Einrichtungen ist ganz individuell zu betrachten, mit einem eigenen Konzept und Hygieneplan. Das hat zum Beispiel ergeben, dass wir die Salzgrotten weiterhin nicht öffnen können. Wir werden die Besucherzahlen sehr genau beobachten, um diese Erkenntnisse in unsere Zukunftsplanung einfließen lassen“, erklärt Christoph Nath auf Anfrage unserer Zeitung.