Bekannte Debatte wieder da
Bäderhaus: Stadtpolitik muss wissen, was sie will
Das Bäderhaus ist als Saunawelt für das touristische Angebot der Kurstadt Bad Kreuznach extrem wichtig. Ob die Saunen weiterhin in dem denkmalgeschützten 1911 gebauten Barockschlösschen zu finden sein müssen, wird diskutiert.
Marian Ristow

Kann ein rund 11,6 Millionen Euro teurer Neubau das Problem der hohen Betriebskosten mittelfristig lösen? Diese Frage stellt sich in diesen Tagen die Bad Kreuznacher Stadtpolitik. Es geht um Bäderhaus, Crucenia Thermen und Gesundheitszentrum.

Mehr als zwei Stunden hat der Bad Kreuznacher Stadtrat am Donnerstag in seiner Sondersitzung über die städtische Bäderlandschaft diskutiert. Ein Ergebnis gab es vorhersehbarerweise nicht. Selten hat man das wichtigste städtische Gremium so sachlich und inhaltlich arbeiten erlebt. Nach langer Diskussion wurde aber eines deutlich: Die Direktive hat die Politik. Nur wenn der Stadtrat vorgibt, in welcher Form man Sauna und Therme betreiben will, und was das die Stadtkasse kosten darf.

Patrick Doll, Geschäftsführer der in Rengsdorf ansässigen Monte Mare GmbH, die selbst neun Badeeinrichtungen betreibt und auch Beratungsdienstleistungen in diesem Bereich anbietet, stellte die Machbarkeitsstudie zu einer neuen Lösung rund um den Rolf-Ebbeke-Platz in Bad Kreuznach vor. Wie genau der Auftrag an die Gesellschaft lautete, wurde in der Sitzung nicht ganz klar. Drei Varianten stellt Monte Mare in ihrer Ausarbeitung vor.

Drei Varianten – eine wird auf 11,6 Millionen Euro geschätzt

Variante 1 sieht den Verkauf des Bäderhauses vor und empfiehlt einen mit 11,6 Millionen Euro veranschlagten Neubau zwischen Thermen und Gesundheitszentrum. Diese Variante wurde auch am meisten diskutiert. Es scheint klar zu sein: Aus zwei Standorten soll einer werden. Variante 2 sieht die ersatzlose Streichung des Saunaangebotes vor und Variante 3 lässt die Saunen in einen frei geräumten und umgebauten Teil des Gesundheitszentrums umziehen.

Doll ließ mit einigen Aussagen aufhorchen: „Das Bäderhaus ist für mich nicht attraktiv. Da möchte ich nicht hin“, so seine Einschätzung bezüglich der Konkurrenzsituation. Er empfahl eine Verkleinerung. Das müsse nicht zwangsläufig mit weniger Besuchern einhergehen. Diese Frage hatte Gerhard Merkelbach (Faire Liste) aufgeworfen.

Das Bäderhaus ist für mich nicht attraktiv.“
Patrick Doll, Geschäftsführer von Monte Mare

„Wir haben mehrere Standorte, die deutlich kleinere Saunen haben, trotzdem aber Besucher bis zu 140.000 pro Jahre haben“, stellte Doll fest. Das Bäderhaus hatte 2023 rund 35.000 Besucher (in diesem Jahr war die Einrichtung aber auch drei Monate länger geschlossen als sonst, weil das Dach saniert wurde), 2019 waren 56.000. Außerdem verwies Doll darauf, dass die Immobilie des Bäderhauses zwar schön wäre, aber nicht für den Saunabetrieb gemacht worden sei. „Man würde eine Anlage so nicht planen“, so der Monte-Mare-Geschäftsführer.

Die 25.000 Euro teure Studie von Monte Mare wurde unterschiedlich bewertet. Einig war man sich darin, dass es einer weiteren Ausarbeitung bedarf, die sich stärker auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte konzentriert. Stefan Butz (PBK) reklamierte für sich, den Kontakt zu Monte Mare hergestellt zu haben und warb dafür, dass man den Kontakt zu Gesellschaft weiter halte. „Wir können uns jetzt damit auseinandersetzen oder warten, bis der Karren ganz vor die Wand gefahren ist.“ Doll stellte in Aussicht, dass Monte Mare eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit liefern könne, wenn es dazu einen Auftrag gebe.

So sieht die Konzeptidee von Monte Mare auch. Die Saunalandschaft zieht vom Bäderhaus in einen Neubau zwischen Crucenia Thermen und Gesundheitszentrum um.
Monte Mare

Birgit Ensminger-Busse (CDU) betonte, dass es hier um „großes Denken“ gehe. „Wege beginnen damit, dass man sie geht“, so die Bad Münsterer Ortsvorsteherin. Sie warnte: „Wir reißen der Stadt das Herz heraus.“ Man solle doch mal sehen, was man bisher an Geldern in das Casino-Gebäude im Brückes gesteckt habe, und man könne die Immobilie immer noch nicht nutzen. „Da sind Investitionen in die Bäderlandschaft doch zukunftsträchtiger.

Oberbürgermeister Emanuel Letz (FDP) nannte als Beispiel Bad Nauheim. Dort habe man in Therme und Sauna „70 Millionen Euro“ investiert. Er wisse natürlich, dass man die Haushaltslagen nicht miteinander vergleichen könne. Eine solche Größe von Investitionen wünsche er sich aber ausdrücklich nicht.

Es hilft nichts: Haushaltslage entscheidet

Jürgen Locher (Die Linke) mahnte an, dass man bei allen Investitionen auch daran denken müsse, dass der Eintritt auch bezahlbar bleibe. Doll nannte eine Preisspanne von zwischen 35 und 40 Euro pro Einzelticket, die realistisch und marktüblich sei.

Nicht viel Neues habe er in dem Vortrag vernommen, sagte CDU-Fraktionschef Manfred Rapp. Alles in einem Haus unterzubringen, sei eine super Idee, aber es fehlten noch zu viele Zahlen. Er sei sich nicht sicher, ob eine solche Lösung in die Realität passe. Er denke vor allem daran, dass es der städtischen Holding, der BGK, an Mitteln fehle. Deren Geschäftsführer Christoph Nath habe bereits früher gesagt, dass, wenn es an Geld fehle, er gezwungen sei, die Bädereinrichtungen zu schließen. Bei Rapps Nachfrage, ob Monte Mare es sich vorstellen könne, in Bad Kreuznach einzusteigen, sagte Doll: „Wir beobachten den Markt.“ Man schaut sich in die Augen und wolle nicht als Heuschrecke rüberkommen. Aber: „Sicherlich ist das ein Thema.“ Man könne aber aus einem „Golf keinen Ferrari“ machen.

„Wenn ich dort auf die Internetseite gehe, da lachen mich sofort die Therme, der Weihnachtsmarkt und der 360-Grad-Rundgang durch die Stadt an, in Bad Kreuznach begrüßt mich auf der Webseite ’Bevor Sie unser Gebäude betreten, vereinbaren Sie einen Termin’.“
FDP-Mann Patrick Bruns

Bemerkenswert waren die Einlassungen von FDP-Mann Patrick Bruns. „In der Vorbereitung war ich der Meinung, dass die Präsentation keine hohe Qualität hat, aber offensichtlich war das Lastenheft mangelhaft“, bezog er sich auf die Machbarkeitsstudie. Das Geld für das Gutachten sei deswegen sinnlos investiert worden. „Wir müssen ein Lastenheft festlegen und wissen, was wir erforscht haben wollen.“ Zum Vergleich mit Bad Nauheim sagte er: „Wenn ich dort auf die Internetseite gehe, da lachen mich sofort die Therme, der Weihnachtsmarkt und der 360-Grad-Rundgang durch die Stadt an, in Bad Kreuznach begrüßt mich auf der Webseite ’Bevor Sie unser Gebäude betreten, vereinbaren Sie einen Termin’.“

Hermann Bläsius (Die Grünen) warb dafür, vor unumstößlichen Tatsachen nicht die Augen zu verschließen: „Die Bäderlandschaft ist und bleibt ein Zuschussbetrieb. Es wird uns nicht gelingen, das Defizit auf Null zu fahren.“

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