Sanierung Heimatmuseum
Bad Sobernheimer Priorhof fest im Griff der Handwerker
Im Priorhof in Bad Sobernheim laufen die Bauarbeiten im Plan. Im Sommer sollen die Handwerker fertig sein. Aber schon vorher dürfen Interessierte einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Silke Jungbluth-Sepp

Die Sanierung des Bad Sobernheimer Heimatmuseums soll bis Sommer fertig sein. Die neue Dauerausstellung wird gemeinsam mit Bürgern gestaltet. Wir haben uns auf der Baustelle umgeschaut.

Seit August haben die Bauarbeiter das Regiment im Priorhof übernommen. Das ist schon von außen deutlich sichtbar. Das neue Toilettengebäude im Hof steht, und auch die Überdachung des neuen Eingangs von der Vorderseite des Heimatmuseums sowie die Sitzstufen, die künftig den Hof zu einem Atrium machen.

Künftig betreten Besucher das Museum durch den neuen Eingang an der Vorderseite. Links daneben ist die neue Toilettenanlage zu sehen.
Silke Jungbluth-Sepp

Als zweites fällt der Rohbau des Aufzugsschachts ins Auge, der sich an der Nordgiebelwand bereits bis ins Dachgeschoss erstreckt. Weil sich die Fachwerkwand des 450 Jahre alten Gebäudes in einigen Bereichen erkennbar vorwölbt, ist der Aufzugschacht mit einigem Abstand errichtet. Von dort werden im nächsten Schritt die Übergänge in jede Etage entstehen, wie Museumsleiterin Anke Wiechert beim Rundgang mit dieser Zeitung Anzeiger berichtet. „Wir liegen gut im Zeitplan, auch wenn beim Fachwerk am Nordgiebel etwas mehr erneuert werden musste als gedacht“, berichtet sie und lobt das Team der Firma Gemünden, das die Bauarbeiten ebenso gut wie zügig abwickele.

Der Rohbau des Aufzugsschachts an der Nordgiebelwand ist bereits fertig.
Silke Jungbluth-Sepp

Innen hat sich in den letzten Monaten ebenfalls viel verändert. Besucher kommen nun nicht mehr über die Innentreppe in die oberen Stockwerke, denn die Stufen sind im unteren Teil komplett abgerissen worden. Vieles ist bereits entkernt, so auch die alten Toilettenanlagen im Erdgeschoss, an deren Stelle ein Gruppenraum entstehen soll. Auch Wiecherts früheres Büro im ersten Geschoss ist verschwunden, weil es künftig mit zur Ausstellungsfläche gehören wird. Die Museumsleiterin ist ins Dachgeschoss umgezogen, das derzeit nur durch den Treppenturm auf der Südseite zugänglich ist. Die übrigen Mitarbeiter von Stadtmarketing, Museum und Öffentlichkeitsarbeit haben sich ebenfalls provisorische Arbeitsplätze eingerichtet, teils auch im Rathaus. Später sollen alle zusammen ins Dachgeschoss ziehen, wo die ehemalige Wohnung in einem zweiten Bauabschnitt zu Büroräumen umgestaltet werden soll.

An dieser Stelle war bisher das Büro von Museumsleiterin Anke Wiechert. Künftig ist dort Museumsfläche, die die Besucher auch mit dem Aufzug erreichen können. Der Wanddurchbruch zum Aufzugsschacht ist bereits fertig.
Silke Jungbluth-Sepp

Bis zum Sommer soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, zu dem auch der Einbau einer neuen Heizungsanlage und die Erneuerung von Leitungen und Elektrik zählen. „Im Oktober oder November wollen wir das Haus dann erstmals der Öffentlichkeit präsentieren“, plant Wiechert. Dann sei noch alles „leer und unbespielt“, aber beim Umbau seien einige Erkenntnisse zum Priorhof, dem ältesten Gebäude der Stadt, neu gewonnen worden. Dies könne man dann schon zeigen.

Das Erdgeschoss ist entkernt. Dabei ist sind auch die Treppenstufen verschwunden, deren Überreste noch an der Zwischenwand zu erkennen sind.
Silke Jungbluth-Sepp

Den ersten Blick hinter die Kulissen der Baustelle können Interessierte voraussichtlich schon im Frühjahr werfen. „Dann wollen wir eine kleine Begehung für Bürger anbieten“, verspricht Wiechert.

Auch wenn rundherum die Handwerker Krach machen und zeitweise auch die Heizung ausgeschaltet bleiben muss, geht die Alltagsarbeit für Wiechert weiter. 2026 ist eine große Ausstellung zum Thema Heimat geplant, denn das Museum wird dann 40 Jahre alt.

Die Ausstellung knüpft an die beiden Ausstellungen 2020 und 2023 an, die das Museumsteam, zu dem auch viele Ehrenamtler gehören, gestemmt hatten. Die erste Schau beschäftigte sich mit der Schulgeschichte, die zweite mit Feuerwehr und Ehrenamt in der Stadt. Auch für die nächste Ausstellung will Wiechert „die Bevölkerung mit ins Boot holen“.

Pünktlich zum Stadtjubiläum 700 Jahre Stadtrechte im Jahr 2030 soll die neu konzipierte Dauerausstellung fertig sein. Dabei sollen auch die Bürger mitreden dürfen.
Silke Jungbluth-Sepp

Zum großen Stadtjubiläum 2030 soll schließlich auch die Dauerausstellung fertig konzipiert und eröffnet sein. Sobernheim feiert dann 700 Jahre Stadtrechte, was das Heimatmuseum gebührend würdigen will. Wie die Dauerausstellung aussehen soll, dabei dürfen auch die Bürger mitreden. „Umso mehr die Sobernheimer mitentscheiden dürfen, umso mehr identifizieren sie sich anschließend mit dem Museum“, ist Wiechert überzeugt. Natürlich dauere das länger, als würde das Team alleine entscheiden.

Angebote in Stadt, Schule und Seniorenresidenz

Bis der Umbau fertig ist, setzt das Museum auf Angebote in der Stadt. Den Auftakt machte die Stadtführung „Vergessene Schicksale“ zum Weltgästeführertag, zu der fast 100 Interessierte gekommen waren. Vom 22. Mai bis 25. September sind die Bürger jeden Donnerstag zu den beliebten Dämmerschoppen geladen – einmal im Monat wird dort ein „Fundstück des Monats“ präsentiert. Auch der Tag des Denkmals am 24. September ist bereits fest im Terminkalender eingeplant, ebenso wie Advent im Park Anfang Dezember. Und weil die Premiere 2024 so ein großer Erfolg war, soll es in diesem Jahr ebenfalls wieder Adventssingen in der Seniorenresidenz Felkebad geben – voraussichtlich am 17. Dezember. Ob auch am Museumstag am 18. Mai ein besonderes Angebot geplant wird, ist laut Wiechert indes noch offen. „Das hängt von der Bausituation ab.“

Ab März soll es zudem einmal im Monat dienstags um 14 Uhr ein weiteres neues Format geben: Ein Erzählcafé in der Seniorenresidenz vor Ort, damit auch nicht ganz so mobile Bewohner mitmachen können. „Wir bringen dazu ein Thema mit, das wir besprechen“, erläutert Wiechert. Ziel sei es, in den Gesprächen interessante Stadtgeschichten „herauszukitzeln“, die die Senioren berichten können. Auch die jüngsten Felkestädter hat Wiechert im Blick: Jeden Mittwoch gibt es in der Grundschule eine Stadtgeschichts-AG.

Digitalisierungsprojekt ist auf der Zielgeraden

Während im Priorhof gebaut wird, haben die Museumsmitarbeiter in der Scheune weiter an der Sichtung und Digitalisierung des Museumsbestands gearbeitet. Hierzu hat Wiechert eine Erfolgsmeldung: „In etwa sechs Wochen werden wir den Bestand in der Scheune fertig erfasst haben. Fast alles, was zu fotografieren war, ist fotografiert, und auch das Scannen erledigt.“ Die Informationen werden in die Datenbank des rheinland-pfälzischen Museumssystems eingespeist, sodass das Inventar des Bad Sobernheimer Heimatmuseums dort abgerufen werden kann. Im nächsten Schritt sind dann die Bestände dran, die noch im Archivraum im Haus Bernardi ruhen und im Rathaus.

Mattheiser Sommer-Akademie 2025

In diesem Jahr ist wieder MSA-Jahr in Bad Sobernheim. Für dieses Ereignis, das vom 8. bis 24. August Musikstudenten und Dozenten aus der ganzen Welt in die Felkestadt bringt, steht das Programm bereits seit Monaten. Bei zahlreichen Konzerten in den Kirchen, dem Kaisersaal, in den Parks und auf den Plätzen der Stadt wird wieder klassische Musik auf höchstem Niveau geboten. Während der Sommer-Akademie wird eine Bürokraft das Team um Wiechert unterstützten. Traditionell werden die jungen Künstler in Gastfamilien in Stadt und Verbandsgemeinde untergebracht. sjs

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