Löwensteg beschäftigt Radler
Bad Kreuznacher wollen Radverkehr intensiver messen
Die Rad AG setzt sich für bessere Bedingungen für Radler im Bad Kreuznacher Stadtgebiet ein. Gleich mehrere neuralgische Punkte stellte das Gremium in seiner jüngsten Sitzung vor.
Markus Kilian

Das jährliche Stadtradeln ist nicht nur umweltfreundlich, sondern liefert auch Daten, wo es in der Kurstadt für Radler noch hapert. Die Arbeitsgruppe hat sich die Punkte angesehen – und sich dem Löwensteg gewidmet.

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Fehlende Umleitungen bei Baustellen, gefährliche Querungen im Straßenverkehr und neue Zählungen: Damit hat sich die Bad Kreuznacher Rad AG in ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstag im Rathaus beschäftigt. Die Verantwortlichen fanden teils kritische Töne in Richtung Stadtverwaltung und mahnten zahlreiche Verbesserungen an. Eines der Sorgenkinder: der Löwensteg.

Der Überweg für Fußgänger und Radfahrer soll kurz vor Pfingsten abgerissen werden – ein Ersatz ist nicht geplant. Zuletzt wurde eine Petition dagegen gestartet. Schon länger ist die innerstädtische Verbindung zwischen südlichen Wohngebieten und Stadtkern gesperrt. „Offensichtlich werden Umleitungen für Radfahrer nicht für notwendig gehalten“, klagte Hermann Holste, Co-Vorsitzender der AG und Grünen-Stadtrat. Wie kann der Bahnübergang umfahren werden?

Wie kann der Löwensteg umfahren werden?

Dafür stellte Thomas Fischer eine „recht komplexe“ Umleitung vor. So können Radler in Fahrtrichtung Süden auf der Mannheimer Straße kommend über Baumgartenstraße und Ochsenbrücke (Bosenheimer Straße) ausweichen. So weit, so klar. Deutlich komplizierter sieht es Fischer, den Löwensteg in Richtung Norden zu umfahren: Dann sollen Radler zunächst die Konrad-Frey-Straße und Gustav-Pfarrius-Straße nehmen. Auf dieser, so plädierte Fischer, sollte die Busspur in die Mitte verlegt werden, um Fahrradfahrer auf der rechten Spur besser zu schützen.

Weiter führt die Umleitung über Ochsenbrücke sowie Wilhelmstraße, wo Fahrradfahrer links in die Salinenstraße abbiegen könnten. „Das ist aber ein sehr dichter Punkt.“ Daher der Vorschlag: Fahrradfahrer umfahren zuvor über die Tiefstraße den gesamten Europaplatz, um bei der Heilig-Kreuz-Kirche „im Schutze der Ampel“ in die verkehrsberuhigte Wormser Straße zu gelangen. „Es ist ein Angebot.“

„Offensichtlich werden Umleitungen für Radfahrer nicht für notwendig gehalten.“
Hermann Holste, Co-Vorsitzender der AG

Derzeit wird der Vorschlag noch geprüft, sowohl vom städtischen Ordnungsamt als auch vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) – zum Verdruss von Stephanie Otto, die für die Grünen im Stadtrat sitzt. „Wir warten schon ein halbes Jahr auf die Umleitung.“ Sie forderte am Donnerstag die „schnellstmögliche Umsetzung“. Passenderweise nahm auch Nazim Erdinc vom LBM an der Sitzung am Donnerstag teil, der versprach, die Einschätzung des LBM soll nächste Woche kommen. Erst dann könne die Stadt handeln.

Stadtradeln gibt Datengrundlage

Der Löwensteg ist aber nur eines von vielen Problemen, das die Rad AG in Bad Kreuznach ausgemacht hat – genau genommen von 66. So viele neuralgische Punkte habe man fürs Stadtgebiet abgearbeitet, wie Co-Vorsitzender Andreas Geers berichtete. Zugrunde lagen die „RADar-Daten“, die während der jährlichen Stadtradeln-Aktionen gesammelt worden waren.

Aus Sicht der AG zählen zu den heikelsten Stellen unter anderem die Kreuzungen von Heidemauer beziehungsweise Wöllsteiner Straße mit Gensinger und Planiger Straße. Hier beklagt man die Ampelschaltung, die den Autofahrern Vorrang gebe. Ganz gesperrt für Radler ist zurzeit die Jahrmarktsbrücke. „Man könnte einen Bauzaun am vorhandenen Geländer anbringen, dann dürfte die Brücke auch mit Fahrrädern befahren werden“, schlug Geers vor, während er die wichtigsten Punkte kurz herausgriff.

Zudem plädierte die AG, auf der Alzeyer Straße zwischen dem Kreisel zur John-F.-Kenney-Straße sowie dem zur Ringstraße die Linksabbiegespur durch zwei Fahrradschutzstreifen am Fahrbandrand zu ersetzen. Hier meldete Erdinc vom LBM allerdings Bedenken an: Da auch Lieferverkehr mit großen Fahrzeugen die Alzeyer Straße passiert, wäre die Sicherheit der Radfahrer kritisch anzusehen.

„In Zukunft sollen noch mehr Dauerzählstellen entstehen, damit ein Netzwerk entsteht und wir ein Gespür bekommen, wo wie viel gefahren wird.“
Nazim Erdinc vom LBM über Zählungen von Radfahrern

Dafür hatte Erdinc Neuigkeiten: Das beim Betrieb ansässige Fachteam Radverkehr will künftig vermehrt Zählungen auf Radrouten durchführen. Zurzeit seien in den Kreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld sowie im Rhein-Hunsrück-Kreis bereits vier mobile Geräte im Einsatz. „In Zukunft sollen noch mehr Dauerzählstellen entstehen, damit ein Netzwerk entsteht und wir ein Gespür bekommen, wo wie viel gefahren wird.“

Die Rad AG Bad Kreuznach

Die Rad AG Bad Kreuznach besteht aus Mitgliedern des Stadtrats, Fachverbänden und interessierten Bürgern, und will an der Verbesserung des Radverkehrs in der Nahestadt arbeiten. Die Vorsitzenden sind Hermann Holste und Andreas Geers. Die nächste Sitzung soll am Mittwoch, 9. Juli, stattfinden.

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