Die Kundin, die einen Termin hat, ist irritiert. Denn an der Tür des Schmuckgeschäftes „Bad Kreuznacher Goldankauf“ in der Mannheimer Straße 120 steht an diesem Montagmorgen „Vorübergehend geschlossen.“ Filialleiterin Christine Gärtner, die zum Eingang kommt, hat zwei schlechte Nachrichten.
Gezielt die wertvollsten Stücke gestohlen
In der Nacht ist in dem Ladengeschäft, das sie seit 15 Jahren betreibt, eingebrochen worden. Und zur Beute der Diebe gehört vermutlich auch der Goldring, den sich die Kundin hatte reservieren lassen. Denn die bislang unbekannten Täter nahmen gezielt die wertvollsten Stücke mit. „Die waren auf Luxus aus“, betont Gärtner. Hochwertige Uhren, Brillant- und Diamantschmuck, Goldschmuck sowie Bicolor- und Tricolorschmuck und Kleinteile an Silberschmuck räumten die Diebe aus dem Laden. In der Auslage im Schaufenster sind gezielt die Fächer mit Goldschmuck leer geräumt. Den Inhalt von mehreren Vitrinen im Laden haben die Täter komplett mitgenommen.

Gärtner schätzt nach erster grober Übersicht, dass der Schaden bei 350.000 Euro bis 500.000 Euro liegt. Für den genauen Wert muss sie das Ergebnis der Inventur abwarten. Der Schock über den Einbruch sitzt tief, da die Betreiber einen hohen Standard an Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt haben. In der Vergangenheit war der Bad Kreuznacher Goldankauf schon zweimal Ziel von Einbrechern, in kurzer Frist 2019 und 2020. Beim letzten Vorfall waren die Täter mit einem Schlaghammer bewaffnet, mit dem die Schaufensterscheibe zertrümmert wurde. Jedes Mal wurden die Absicherungen gegen Einbrüche verstärkt.
Aktuell viel Falschgold im Umlauf
Dennoch gelang es den Tätern jetzt, ohne von außen auf den ersten Blick erkennbare Beschädigungen, und wohl weitgehend lautlos, in den Laden zu gelangen. Es muss sich um Spezialisten gehandelt haben, die über Know-how und sehr professionelles Werkzeug verfügten. „Ich bin immer noch sprachlos, wir dachten, wir hätten jede Lücke geschlossen und uns komplett abgesichert“, sagt Christine Gärtner. Verdächtig ist für sie, dass es aktuell in Bad Kreuznach sehr viele Vorfälle mit einer Gruppe von Personen gibt, die Passanten unter anderem am Bahnhof, in der Kirschsteinanlage und in der Umgebung des Krankenhauses St. Marienwörth sogenanntes Autobahngold oder Fakegold anbieten.

In der Fußgängerzone werden immer wieder Trickbetrügerinnen aktiv, die absichtlich „Schmuckstücke“ fallen lassen, sie wie zufällig aufheben und dem nächsten Passanten zum Kauf anbieten. Oft wird dabei mit einem Vorwand, dass man dringend Geld für eine Fahrkarte oder für Babynahrung braucht, Mitleid erregt. Gärtner geht auch davon aus, dass sie beobachtet und ausspioniert wurde. Auch wurde ihr von einer Person Fakegold angeboten, die dadurch Gelegenheit hatte, sich im Laden umzusehen. „Es ist nicht der Sachschaden, der Schmuck ist ersetzbar. Das ist ein Herzensschaden, weil man sich selbst nicht mehr sicher fühlt“, sagt Christine Gärtner. Auch für die Anwohner und benachbarten Geschäfte ist der Vorfall beunruhigend.