Bad Kreuznach – Von Bad Kreuznach beliefert die Global Motorsport Group Händler in ganz Europa mit Zubehör für Harley-Davidson-Motorräder und Custombikes. Motorradenthusiasten dürften glänzende Augen bekommen, wenn sie in ihm blättern: Auf fast 1400 Seiten findet sich im Katalog der Bad Kreuznacher Global Motorsport Group alles nur erdenkliche Zubehör für Harley-Davidson-Maschinen und Custombikes.
Insgesamt gut 25000 Teile können Motorradhändler aus dem satte 4,3 Kilogramm schweren Verkaufskatalog ordern, sagt Verkaufs- und Marketingdirektor Andreas Scholz. Von der einzelnen Schraube über Zündkabel und PS-starke Motoren bis hin zu Selbstbausätzen für ganze Maschinen, die sogenannten Custombikes, reicht das Sortiment des Großhändlers, der unter dem Namen Custom Chrome Europe Motorradwerkstätten zwischen Finnland und Griechenland beliefert. Im Schnitt rund 250 Pakete werden täglich in der Planiger Straße gepackt, „in Stoßzeiten im Frühjahr kann sich ihre Zahl auch schon mal vervierfachen“, sagt Scholz.
Custom Chrome Europe ist die europäische Tochter des weltgrößten Produzenten für Harley-Davidson-Zubehör, Custom Chrome International im kalifornischen Morgan Hill – und Europa-Geschäftsführer Holger Mohr vor zwei Jahren zusätzlich an die Spitze der US-Muttergesellschaft gerückt. „Er kommt in jedem Quartal einige Tage her“, erzählt Scholz, der seither gemeinsam mit Einkaufschef Günther Müller und Bernd Ulrich, der für Lager und Logisitik verantwortlich ist, die Geschicke des Europageschäfts leitet – zu dem auch fünf Verkaufsbüros über den Kontinent verteilt zählen.
Die 54 Mitarbeiter in Bad Kreuznach verbindet nicht nur die Arbeit, sondern auch die Liebe zum Motorrad: „Der Anteil der Motorradfahrer ist drei oder vier mal so hoch wie in anderen Firmen“, schätzt Scholz, der selbst mit 18 Jahren seine Leidenschaft dafür entdeckt hat. „Mit 24 bin ich das erste Mal mit einer Harley durch die USA gefahren.“ Das hat ihm „einen Mordsspaß gemacht“ und den Betriebswirt so gefesselt, dass er nach Stationen bei einer Baumarktkette und einer Bank 2005 seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat – auch wenn er seine in Bonn lebende Familie seit dem Jobwechsel an die Nahe nicht mehr jeden Tag sehen kann.
Von der Wirtschaftskrise ist bei Custom Chrome Europe nichts zu spüren, sagt der 45-Jährige. Im Krisenjahr 2009 sei der Umsatz gewachsen und für dieses Jahr rechnen die Harley-Spezialisten, die sich als Marktführer in Europa bezeichnen und jährlich über 20 Millionen Euro umsetzen, gar mit einem Umsatzplus von etwa zehn Prozent.
Dabei profitiert das Unternehmen vor allem vom stark gestiegenen Harley-Davidson-Marktanteil. „Er lag lange unter fünf Prozent und ist auf acht Prozent gewachsen“, so Scholz. Zum Vergleich: Im Heimatland des Easy-Rider-Feelings liegt er bei 50 Prozent. Der Versuch der Global Motorsport Group, ab 2004 auch ins Zubehörgeschäft für japanische Motorräder einzusteigen, wurde dagegen nach zwei Jahren beendet.
Trotz des Aufwinds bei den Harleys macht der allgemeine Rückgang der Zulassungszahlen allerdings allen in der Branche Kopfzerbrechen, räumt Scholz ein. Die Biker würden immer älter und die junge Generation mache oft einen Bogen um das Hobby Nicht zuletzt weil die Maschinen, aber auch Führerschein und Versicherungen immer teurer geworden seien.
Andererseits entdecke die Generation, die den Motorradboom ab den 1960er Jahren erlebt habe, zunehmend ihre alte Leidenschaft wieder. In den USA boomen daher Bagger-Bikes, die mit bequemen Sitzen für Ältere ausgerüstet würden, sagt Scholz – und erwartet, dass dieser Trend auch in Deutschland Einzug hält. (sjs)