Kreis Bad Kreuznach – Einst gefeiert als Wiedereingliederungshilfe Arbeitsloser ins Berufsleben hat sich das Thema Ein-Euro-Jobber aber auch zum Dauerstreitthema entwickelt. Was darf ein Ein-Euro-Jobber? Wann schadet er Betrieben, wann ist die Grenze zur Schwarzarbeit überschritten?
„Wir haben die Einrichtung von Ein-Euro-Jobbern schon immer kritisiert, da die geförderte Arbeit mit den regulären Betrieben konkurriert und mehr Arbeitslosigkeit schafft“, schreiben Kreishandwerksmeister Jürgen Günster und Geschäftsführer Gerhard Schlau.
Sie sprechen für die Region Rhein-Nahe-Hunsrück mit 26 Innungen, 1000 Mitgliedsbetrieben, 15 000 Mitarbeitern und aktuell 1800 Auszubildende.
Nichts dagegen, wenn man Menschen auf diesem Wege in einem ersten Schritt helfen könne. Aber: Bundesweit würden immer wieder Ein-Euro-Jobber für handwerkliche Tätigkeiten genutzt, auch wenn dies verboten sei. So entgingen den Betrieben Aufträge. Aktuelle Studien, so Gerhard Schlau, der auch im Beirat der Arge sitzt, wiesen nach, dass sich die Chancen von Ein-Euro-Jobbern auf dem Arbeitsmarkt „verschlechtern statt verbessern“.
In der Region der Kreishandwerkerschaft habe sich sich die Kontrolle (Gemeinnützigkeit und Zusätzlichkeit der Arbeiten) über regionale Beiräte bei der Arge und der Arbeitsagentur bewährt: „Wir stimmen im Vorfeld ab, ob das Handwerk betroffen ist. Maßnahmen wurden deshalb auch schon abgelehnt.“ Günster und Schlau erinnern an den Ein-Euro-Jobber im Einsatz am Bad Kreuznacher Bahnhof.
Die Ein-Euro-Jobber sollten auch nicht durch neue gleichartige Instrumente wie die Bürgerarbeit ersetzt werden. Vielmehr müsse in Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels der jahrzehntelange Irrweg, Langzeitarbeitslosigkeit mit verschiedenen Maßnahmen „künstlicher Beschäftigung“ bekämpfen zu wollen, verlassen werden. Notwendig sei eine individuelle Betreuung und eine arbeitsmarktnahe Weiterbildung.
Die Stadtverwaltung Bad Kreuznach (rund 600 Mitarbeiter) hat in diesem Jahr 45 Stellen für Ein-Euro-Jobber bewilligt bekommen. 40 sind besetzt. Schwerpunkte: gemeinnützige Arbeit in der Pflege der städtischen Grünanlagen, in Schulen und Kindergärten als Unterstützung für die Hausmeister.
In der Kreuznacher Diakonie, mit rund 5000 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in der Region, sind derzeit 160 Ein-Euro-Jobber beschäftigt. Die Zahl sinkt seit Jahren leicht. Erste Maßnahmen gab es Ende 2004.
Berthold Sommer, Geschäftsführer der Integrationsbetriebe der Kreuznacher Diakonie, betont, dass die Ein-Euro-Jobber als ergänzender Dienst eingesetzt würden und in keinem Fall als Ersatz für reguläre Arbeitskräfte. Der Einsatz der Ein-Euro-Jobber sei auch mit der Diakonie-Mitarbeitervertretung abgeklärt. Eingesetzt würden sie in der Seniorenhilfe, für Behinderte, im Krankenhaus und bei der Park-Pflege.
Sommer sieht den Ein-Euro-Job als große Chance für Betroffene, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. Nach seinen Angaben sind 25 Prozent aller im Bereich der Kreuznacher Diakonie eingesetzten Ein-Euro-Jobber danach übernommen worden oder haben einen anderen Arbeitsplatz in dem Bereich, in dem sie tätig waren, gefunden oder eine finanzierte Ausbild, etwa in der Schule für Sozialwesen, begonnen.
Ende 2009 habe die Diakonie eine Befragung unter ihren Ein-Euro-Jobber durchgeführt. Ergebnis laut Sommer: Die meisten waren mit ihrer Arbeitssituation „sehr zufrieden“.