Der diesjährige Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt Bad Kreuznach erneut die Rote Karte: Die Kurstadt landet im bundesweiten Vergleich der heißesten Metropolen auf dem zehnten Platz. Am stärksten mit hohen Temperaturen zu kämpfen hat Mannheim, darauf folgen Ludwigshafen und Worms. In der landesweiten Übersicht landet Bad Kreuznach sogar auf dem vierten Platz. Auffällig: Besonders betroffen sind bundesweit Metropolen im Südwesten Deutschlands, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Dafür hat die DUH zum zweiten Mal für die Städte einen sogenannten Hitzebetroffenheitsindex (HBI) ermittelt, der sich diesmal aus vier Werten ergibt. Erstens: die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Sommermonate Juni bis August der Jahre 2019 bis 2024 jeweils zwischen 12 und 13 Uhr. Zweitens: der Anteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Drittens: der Umfang des Grünvolumens, also etwa Bäume und Blühstreifen. Schließlich zählt viertens auch die Bevölkerungsdichte eine Rolle. Damit erreicht die Nahestadt einen HBI von 17,01. Zum Vergleich: Spitzenreiter Mannheim kommt auf 18,61.
„Ab sofort muss die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur.“
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe
Für Bad Kreuznach steht damit die Ampel auf Rot, will heißen: Hier sind überdurchschnittlich viele Menschen von aufgeheizten Flächen betroffen (HBI über 16,16). Zur Sonne von oben heizen Pflaster und Asphalt die Plätze zusätzlich von unten auf. Fast überall fehlen Schatten spendende Bäume oder unversiegelte Grünflächen. Besondere Hitze-Hotspots der Kurstadt sind unter anderem der Kornmarkt und der Europaplatz.
Schon zweimal hatte sich Bad Kreuznach zuletzt den zweifelhaften Ruf erworben, der heißeste Ort Deutschlands zu sein: Am 18. Juni 2022 wurden 37,1 Grad gemessen, am 5. August 2022 waren es sogar 39,8 Grad – der Höchstwert. Im vergangenen Jahr war der 13. August laut Wetterkontor der heißeste Tag rund um die Brückenhäuser, dabei standen 35,5 Grad auf dem Thermometer. Anfang Mai hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, Fördergelder zu beantragen, um langfristig den Posten eines Klimaanpassungsmanagers sowie ein entsprechendes Konzept zu etablieren.

Die Kurstadt ist ein heißes Pflaster: Das sind die Hitze-Hotspots in Bad Kreuznach
In Bad Kreuznach gibt es einige heiße Plätze. Spitzenreiter ist in unserem Hitze-Check der Busbahnhof am Europaplatz mit 47 Grad.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, fordert, der Hitze-Check 2025 solle „ein Weckruf für Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sein“. Und: „Ab sofort muss die Begrünung von Städten und der Erhalt von Bäumen genauso priorisiert werden wie Wohnungsbau und die jeder anderen Infrastruktur. Von den 34 Millionen Menschen in den untersuchten Städten sind 32 Millionen von mittleren und extremen Hitzebelastungen betroffen.“ Zudem bräuchten Kommunen die notwendige finanzielle Unterstützung, um die Städte zu begrünen.
Beim Hitze-Check 2025 hat die Deutsche Umwelthilfe rund 190 Städte mit jeweils mehr als 50.000 geprüft. Mehr als 12 Millionen Menschen sind in deutschen Städten an ihrem direkten Wohnort extremer Hitzebelastung ausgesetzt, heißt es im Bericht weiter. 31 Städte erhielten eine Rote Karte, 131 eine Gelbe Karte und 28 Städte eine Grüne Karte.
Menschen mit Beeinträchtigung besonders verletzlich
Stark aufgeheizte Bereiche im Bad Kreuznacher Stadtgebiet schränken insbesondere auch Menschen mit Beeinträchtigung als eine besonders vulnerable Gruppe ein. Darauf weist Stephanie Otto vom Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter Menschen (ZSL) Bad Kreuznach hin. „Sie verfügen auch über weniger Ressourcen: Sie verfügen weniger über eigene Fahrzeuge, sind deshalb in der Stadt zu Fuß, mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln“, schreibt Otto. Auch der Wohnraum sei aufgrund des Einkommens oder der notwendigen Barrierefreiheit nicht immer hitzeresistent. Zusammen mit der hiesigen Klimagemeinschaft und der KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit) hat das ZSL die Hitze AG gegründet. „Am diesjährigen Zukunftstag haben wir in einer gemeinsamen Aktion von ZSL und Klimagemeinschaft die Ergebnisse der Hitzebefragung in 2024 präsentiert“, schreibt Otto.