Und wenn sie nicht gestorben sind, dann prüfen sie noch heute. Kennen sie die Geschichte, derer die bis zur totalen Erschöpfung prüften, prüften und prüften? Nein? Bislang gibt es eine solche Geschichte auch nicht, aber in Bad Kreuznach schreibt man gerade an ihr.
Nun will man am Dienstag im Stadtrat beschließen, „ein Zukunftskonzept für eine nachhaltige und attraktive Kurstadt Bad Kreuznach – und städtische Gesellschaften (insbesondere BGK)“ entwickeln zu lassen – bis Ende 2026 (!). Im Mai 2025 wohlgemerkt – nach rund fünf Jahren Dauerdiskussion über Bäderhaus und Thermen.
Was in dieser Stadt nicht so alles geprüft wird, es ist der reine Wahnsinn. Spaßige Gesellen behaupten noch heute, dass im Haus der Stadtgeschichte deswegen so wenig Platz wäre, weil man die ganzen Gutachten, die man in den letzten 30 Jahren in Auftrag gegeben hat, doch irgendwo lagern müsse. Masterplan Salinental? Sie erinnern sich. Das Gutachten zur Tiefgarage in Bad Münster, das niemals jemand gesehen hat? Das IVEK? Die große Verwaltungsanalyse der Firma Kienbaum? Die Studien zur Landesgartenschau? Ja, die gab es alle. Sehr teure Papiere mit geradezu lächerlicher Umsetzungsquote. „Wir machen ein Gutachten“, ein Satz, der alle beruhigt und Zeit kauft. Man vergisst nur zu gern, dass allein ein Stückchen Papier noch nichts verändert. Die Umsetzung macht den Unterschied. Gegen ein planvolles Vorgehen hat doch niemand etwas. Und dagegen, sich von Experten beraten zu lassen, auch nicht. Entscheiden muss man aber irgendwann. Drum prüfe, wer sich ewig windet – so geht’s sicher nicht.
Besonders ordentlich hat man die Substanz des Löwenstegs geprüft (gute und sinnvolle Prüfung mit schlechtem Ergebnis). Leider hat man nicht geprüft, wie man mit wenig Geld einen Ersatzbau hinbekommen kann. Seit 2017 ist intern klar, dass der Löwensteg die nächste Brückenprüfung nicht überstehen könnte. Von Herbst 2018 bis zum Sommer 2019 war er dann schon einmal gesperrt, nun seit Ende 2024 erneut. Eröffnet wird er nicht mehr, zu Pfingsten verlässt der Löwensteg diese Welt. Asche zu Asche, Rost zu Rost.
Was ist eigentlich in der Zwischenzeit passiert? Nichts. Man ritt auf Alibis herum, wahlweise musste der irre Fieberglaube an die Umsetzung von Ost-West oder die für 2033 (!) verheißene Elektrifizierung der Bahnstrecke herhalten, und wartete ab. Bis die Infrastruktur dann völlig kaputt war. Dabei ist der Löwensteg verkehrstechnisch nicht die allerwichtigste Verbindung. Aber eben ein Fanal dafür, was passiert, wenn man einfach resigniert. Das wichtigste Argument für die Rettung des Löwenstegs habe ich in den Kommentaren der Petition dazu gelesen. „Ich will zum Pub (schnellstmöglich!!!)“, schreibt da ein weiser Mensch. Dem gibt es nichts mehr hinzufügen. „Slàinte“ - Auf 30 Jahre Irish Pub!
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