Die drei alten Windkraftanlagen auf Feilbingerter Gemarkung sollen durch leistungsfähigere ersetzt werden. Der Fachbegriff hierfür lautet Repowering. Ein Vertragsentwurf mit der Firma Wiwiconsult wurde jüngst im Gemeinderat besprochen. Am Donnerstagabend stellten Prokurist Marcus Krebs und sein Kollege Lukas Scholl erste Planungen in Rahmen einer Einwohnerversammlung in der Lemberghalle vor, zu der knapp 60 Bürger gekommen waren.
Ortsbürgermeisterin Andrea Silvestri (CDU) unterstrich, ihr sei wichtig, die Bürger schon von diesem frühen Stadium an mitzunehmen. Sie und ihr Parteifreund Egbert Steinbach könnten sich noch gut an die Auseinandersetzungen im Dorf erinnern, als die ersten Windräder gebaut wurden. Die Lemberggemeinde war zu Beginn des neuen Jahrtausends unter dem damaligen Ortsbürgermeister Albert Gonschorek (SPD) Vorreiter in Sachen Windenergie. Seit dieser Zeit erzeugen drei Anlagen klimaneutral Strom.
Bis zu 270 Meter Höhe
Natürlich erschrak der ein oder andere, als er von Krebs erfuhr, dass heute projektierte Anlagen eine Höhe von bis zu 270 Metern haben. Die Altanlagen kommen gerade mal auf eine Höhe von 90 Metern.
Dafür erreicht die Leistung der neuen Anlagen ein Mehrfaches der bisherigen. Daher war die Frage seitens der Bürger beantwortet, ob sich das rechne. „Die Anlagen sind zum größten Teil kreditfinanziert. Glauben Sie, Banken gewährten Kredite, wenn sich die Anlagen nicht rechnen würden?“, fragte Krebs rhetorisch. Zudem müssten auch Windkraftbetreiber eine Wirtschaftlichkeitsrechnung erstellen, um an Kredite zu kommen.
Einzelkritik an Abstandsregelung
Erstaunlich war die hohe Akzeptanz der Feilbingerter Bürger für das Repowering. So gab es kaum Kritik, dass die Anlagen mit einem Mindestabstand von 720 Metern zur Ortslage gebaut werden können. Für Kritikerin Kerstin Linn waren dagegen die Abstandsregelungen paradox. Neuanlagen müssten einen Mindestabstand von 900 Metern zu Siedlungsgebieten haben, während Anlagen im Zuge des Repowering bis auf 720 Meter an die Bebauung heranrücken dürften, wunderte sie sich über die Logik des Gesetzes. Zumal die bestehenden Anlagen im Zuge des Repowerings nicht nachgerüstet werden, sondern abgerissen werden, und das Repowering daher faktisch einen Neubau darstelle.
Linn hatte die Ortsbürgermeisterin angeschrieben und nachgefragt, ob die Gemeinde das Gesetz zum Repowering juristisch überprüfen lasse. „Das ist demokratisch verfasstes Recht, warum sollten wir dagegen klagen?“, entgegnete Andrea Silvestri. Zumal sich der Gemeinderat ausdrücklich zum Repowering bekannt habe.
Neue Anlagen brauchen neue Plätze
Die neuen Anlagen, es sollen mindestens zwei, nach Möglichkeit drei werden, sollen an ganz neue Plätze kommen, da sie aufgrund ihrer Größe zwangsläufig größere Abstände brauchen. Ein Grundstück ist in Besitz der Lemberggemeinde, was das Repowering für sie zusätzlich attraktiv macht.
So wurde dann auch der Vorschlag laut, dass nicht nur einzelne, sondern die gesamte Gemeinde von den Anlagen etwas haben. Man sollte Teile des erzeugten Stromes für den Kindergarten, Schule oder die örtliche Straßenbeleuchtung nutzen, lautete der Wunsch. Ein mögliches Modell sei auch ein Bürgerwindpark, unterstrich Krebs. „Wir Bürger werden mit Blumensträußen gekauft“, sagte Linn.
Zudem wollte sie wissen, welche Pachten Wiwiconsult zahlen wird. Sie geht davon aus, dass das Unternehmen die Grundeigentümer durch hohe Pachtzahlungen gewinnen werde, und warf in die Runde, dass diese Summen alle Kunden im Zuge von Stromsubventionen zahlten. Auskunft zur Höhe der Pachten bekam sie nicht, da es sich um privatrechtliche Verträge handelt. Was die Gemeinde möglicherweise ab 2028 an Pachten erhalten wird, kann dem Haushaltsplan entnommen werden.
Vertragsabschluss Ende Mai?
Krebs machte deutlich, dass es bis dahin noch ein langer Weg sei. Derzeit sind die drei Feilbingerter Anlagen im Besitz der Firma Energiequelle, sodass Wiwiconsult mit dem Unternehmen über eine Ablösung verhandeln muss. Dann gilt es, den Vertrag mit der Gemeinde in trockene Tücher zu bringen. Silvestri rechnet mit einem Vertragsabschluss bis Ende Mai. Am Ende der Einwohnerversammlung appellierte sie, wegen des Repowering keine Gräben aufzureißen.