Demo in Bad Kreuznach
Aus Sorge ums Grundgesetz auf die Straße gegangen
Andreas Scherbel formulierte zu Beginn der Demonstration die Forderung der Demonstranten.
Josef Nürnberg

300 Kreuznacher Bürger haben Flagge gezeigt – für Demokratie und das Grundgesetz. Dabei ging es weniger um Parteipolitik, aber umso mehr um das menschliche Miteinander.

Zu einer Demonstration für das Grundgesetz hatten am Samstag mehrere Bürger – allesamt ohne Parteibuch – in Bad Kreuznach eingeladen. Laut Angaben von Andreas Scherbel, einem der Veranstalter, waren rund 300 Teilnehmer zum Versammlungsort auf dem Platz neben dem Cineplex und der Stadtbibliothek gekommen, um vor Bestrebungen zu warnen, das Grundgesetz auszuhöhlen.

Geschlossen zog der Demonstrationszug durch die Kreuzstraße, ehe sich die Demonstranten an der Ecke Mannheimer Straße über die gesamte Fußgängerzone verteilten.
Josef Nürnberg

Die Sorge um die Demokratie scheint im Herzen der Gesellschaft angekommen, denn die Menschen, die dort standen, boten ein Spiegelbild der Mitte der Gesellschaft und repräsentierten alle Altersgruppen. Um ihre Sorgen deutlich zu machen, dass das Grundgesetz in Gefahr sei, zogen die Teilnehmer nach einer Kundgebung am Cineplex in die Fußgängerzone, um sich dort kurz hinzusetzen, um dann um fünf vor zwölf aufzustehen und das gedruckte Grundgesetz hochzuhalten, das als Grundpfeiler der Gesellschaft zu schützen sei.

An allen Werbeständen positioniert

Um auf breite Resonanz zu stoßen, hatten sich die Streiter für das Grundgesetz in der Fußgängerzone bewusst auch an allen Werbeständen der politischen Parteien verteilt, wobei eine deutliche Mehrheit vor dem Stand der AfD an der Ecke Mannheimer Straße/Salinenplatz vor dem Abbau der Demokratie und der Beschneidung des Grundgesetzes demonstrierte. Am CDU-Stand waren einige wenige Christdemokraten nicht glücklich, dass auch sie mit Trillerpfeifen daran erinnert wurden, sich für das Grundgesetz einzusetzen.

Mit dem Grundgesetz in der Hand forderten die Demonstrierenden auch vor dem AfD-Stand Demokratie ein.
Josef Nürnberg

Vor Beginn der eigentlichen Demo rief Scherbel den Demonstrierenden zu, für mehr Anstand in den politischen Debatten, für mehr Respekt vor der Wahrheit und weniger Populismus, für mehr Mitgefühl und Toleranz, für weniger Vorurteile und mehr Vertrauen sowie Menschlichkeit aufzustehen. Nichts anderes wollten die Demonstrierenden dann auch. Immer wieder betonten die Teilnehmer, dass es ihnen nicht um Politik ginge. So wie Mitorganisator Stephan Brust, dem es wichtig war, ein Zeichen für das menschliche Miteinander zu setzen.

Viele junge Menschen machten mit

Mit dabei war auch Bürgermeister Marc Ullrich (VG Bad Kreuznach). „Ich mache mir Sorgen um unser Grundgesetz. Da steht alles drin, was wesentlich ist, aber es gibt Bestrebungen, es auszuhebeln“, erklärte Ullrich. Dem Aufruf zur Demo und der Forderung, dass Demokraten zusammenstehen müssen, war auch Ahmet Dasli gefolgt, der für die SPD im Stadtrat und im Ortsbeirat Planig sitzt. Dasli, der selbst einen Migrationshintergrund hat, wollte „Flagge für das Grundgesetz und die Demokratie “ zeigen. „Was mich heute besonders freut, ist, dass sehr viele junge Menschen für das Grundgesetz einstehen“, meinte Dasli. Zwei junge Frauen, beide Schülerinnen des Gymnasiums an der Stadtmauer, war es wichtig teilzunehmen. Tatenlos zuschauen, wie andere möglicherweise das Grundgesetz aushebeln, wollen sie auf keinen Fall. Eine der beiden Frauen hält übrigens nichts davon, innere Sicherheit und Migration miteinander zu verweben. Am Ende der Veranstaltung gab sich Scherbel zufrieden. „Uns war wichtig, niemanden an den Pranger zu stellen.“

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