Betriebsleiter Benjamin Purpus hatte große Freude, die Auftaktveranstaltung auszurichten. Er, der sich schon 2017 am Aktionstag der offenen Höfe beteiligte, meinte, dass Öffentlichkeitsarbeit wichtig für den Berufsstand ist, denn nur hierdurch erhalte die Landwirtschaft die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung.
Landwirtschaft zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Laut Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sei die Akzeptanz derzeit hoch, stehen doch 80 Prozent der Bevölkerung hinter der Landwirtschaft. Auch wenn sicherlich nicht alle am Sonntag die Höfe stürmen werden, es gab schon Jahre, zu denen am Tag der offenen Hoftore mehr als eine halbe Million Besucher in die Betriebe strömten, wie Theresa Schmidt, Vorsitzende des Bundeslandjugendverbandes wusste. Dass der Tag des offenen Hoftores 2024 in einer schwierigen Zeit für den landwirtschaftlichen Berufsstand stattfindet, daraus machten die Teilnehmer der Diskussion zum Thema „Landwirtschaft zwischen Wunsch und Wettbewerb“ keinen Hehl.
Moderiert von Andreas Krisam (SWR), diskutierten die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt, Bauernpräsident Joachim Rukwied, Ursula Braunewell, Vizepräsidentin der deutschen Landfrauen, die Vorsitzende des Bundeslandjugendverbandes, Theresa Schmidt, Oliver Conz aus dem Bundesagrarministerium und Betriebsleiter Benjamin Purpus aktuelle Themen der Landwirtschaft. Die Diskussion machte deutlich, dass es keine einfachen Antworten gibt. Denn wenn auch die Standpunkte unterschiedlich waren, niemand verhehlte, dass die Agrarpolitik komplex ist. Bauernpräsident Rukwied will sich von der Politik nicht am Gängelband führen lassen. Sein Seitenhieb ging Richtung des Berliner Agrarministeriums. „Wenn die EU mit Auflagen kommt, sattelt die Bundesregierung noch einen drauf“, ärgert sich Rukwied.
Über Klimawandel intensiv diskutiert
Intensiv wurde auch der Klimawandel erörtert. Die Landwirtschaftsministerin erinnerte daran, dass Rheinland-Pfalz zumindest die Winzer in Sachen Schadensausfallversicherung unterstützt. Schmitt konnte sich auch vorstellen, über Beteiligungen an Versicherungen auch bei anderen Sonderkulturen nachzudenken. Kritik übte sie am Mindestlohn, den die Landwirtschaft nicht stemmen könne. Wie schwer es insbesondere Frauen haben, die Betriebe übernehmen und irgendwann schwanger werden, davon konnte Braunewell ein Lied singen.
Der Bauernpräsident dankte Familie Purpus, dass sie ihren Hof zur Auftaktveranstaltung geöffnet hatten. Auch wenn der Betriebsleiter nicht verhehlte, dass es Arbeit bedeutet habe. „Auf so einem Hof liegt immer etwas rum“, sagte er in seiner Begrüßung. Er, seine Familie und viele Helfer hatten jedoch fleißig geputzt und die Maschinenhalle für die Besucher bis auf den Mähdrescher komplett leer geräumt.
Attraktionen Kuh- und Kälberstall
Im Rahmen einer Betriebsbesichtigung konnten sich die Teilnehmer der bundesweiten Eröffnungsveranstaltung den Hof ansehen. Neben dem Kuhstall war der Kälberstall die Attraktion. Aber auch zum Thema Fütterung und Silage informierte Benjamin Purpus.
Wenn schon die Vierbeiner so manche Delikatesse bekommen, sollten auch die Eröffnungsgäste, die aus dem gesamten Bundesgebiet kamen, nicht hungrig abreisen. Hierfür hatte der Gastgeber nämlich den Mähdrescher in der Halle stehen gelassen, dessen Schneidwerkstisch als Büfett für ein Hunsrücker Mittagsmahl diente. Schon am Freitag versprach Landrätin Bettina Dickes, am Sonntag zum allgemeinen Öffnungstag wieder vorbei zu schauen. „Es ist wichtig, mit solchen Tagen die Akzeptanz für die Landwirtschaft zu fördern“, sagte sie.