Jürgen Locher, Direktkandidat der Linken, im Wahlkreis 200 hatte seine Partei schon vor dem Urnengang am Sonntag im Aufwind gesehen und dies unter anderem an den vielen Parteieintritten, vor allem von Jüngeren, in den vergangenen Wochen festgemacht. Mit dem Wahlergebnis sah er sich darin bestätigt. Die Linke ist ein Gewinner der Bundestagswahl und legte auch im Wahlkreis deutlich zu: Bei den Zweitstimmen kam sie hier auf 5,9 Prozent, ein Plus von 2,6 Prozentpunkten. Im Kreis Bad Kreuznach waren es 6,2 Prozent (2021: 3,3 Prozent). Dabei gibt es im Wahlkreis für die Linke ein Ost-West-Gefälle. In der Stadt Bad Kreuznach schnitt sie am besten ab, im Kreis Birkenfeld am schlechtesten. Locher führt das auch auf die dortige Struktur der Partei zurück. Inzwischen seien dort aber auch neue Leute hinzugekommen. Kurzfristig habe sich der Effekt zwar noch nicht gezeigt, für die Zukunft ist er aber optimistisch.

Der Linken dürfte bei ihrem Wahlerfolg die Unzufriedenheit vieler Bürger mit der Ampelpolitik in die Karten gespielt haben. Locher betont in seiner Analyse aber auch: „Für uns hat sich ausgezahlt, dass wir uns auf die sozialen Dinge konzentriert haben – Dinge, die die Leute bewegen.“ Der 64-jährige Kreuznacher Politikveteran geht aber auch davon aus, dass die Linke vor allem bei vielen Jung- und Erstwählern gepunktet hat. Das Ergebnis gibt ihm recht: In der Stadt Bad Kreuznach hat die Linke bei den Zweitstimmen ihren Anteil gegenüber 2021 von 4,2 Prozent auf 8,4 Prozent erhöht. Wichtig war Locher, in seiner Heimatstadt kein schlechteres Ergebnis einzufahren als bundesweit. Da kam die Partei auf 8,8 Prozent. Das ist ihm auch fast gelungen. Erwartungsgemäß stand das Ergebnis bei den Erststimmen mit 6,5 Prozent zurück. Locher ging es aber auch nicht darum, persönlich ein gutes Ergebnis einzufahren, sondern der Linken zu helfen, wieder in den Bundestag zu kommen. Das Ziel hat er erreicht: Die Linke schaffte deutlich den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.
Bemerkenswert findet er auch, dass es der Linken gelungen sei, sechs Direktmandate zu holen – vier in Berlin, je eines in Leipzig und Erfurt. Während des Wahlkampfs und in der Kommunikation mit den Bürgern, auch über die Sozialen Medien, habe er einen „Politisierungsprozess in der Gesellschaft gespürt“. Auffallend viele hätten zudem gesagt, die Linke müsse wieder in den Bundestag. Das sei einfach wichtig. SPD und Grüne hätten in der Ampelkoalition und nach deren Scheitern außerdem viel Platz im linken politischen Spektrum gelassen, wovon die Linke profitiert habe, so Locher.