60 Jahre ist Gerd Modes als Schausteller selbständig. Damals hatte er sich ein Fliegerkarussell in Frankreich bauen lassen, das auch rechtzeitig für den Bad Kreuznacher Jahrmarkt fertig war. Allerdings hatte er zunächst einmal keinen Standplatz.

Pressluftflieger war die Sensation zum Einstand
Diese Hürde konnte der Jungunternehmer aber mit Hilfe seines Vaters nehmen. Denn Gerd Modes stammt aus einer Schaustellerdynastie. Er ist sogar auf der Pfingstwiese geboren, unter dramatischen Umständen. Mutter Luise war eine geborene Gräff, ihr Vater Wilhelm Gräff war mit einem Etagenkarussell unterwegs. Gerd Modes‘ Vater Willy kam 1927 aus Thüringen nach Kreuznach und heiratete in die Schaustellerfamilie ein. Ganz standesgemäß kam Gerd Modes am 16. Juli 1943 im Wohnwagen auf dem Kreuznacher Jahrmarktsgelände zur Welt. Unter dramatischen Begleitumständen: Die Allierten flogen an diesem Tag einen Luftangriff auf Kreuznach. Gerd Modes trat 1965 in die familiären Fußstapfen und wurde Schausteller. Fast wäre das Debüt daran gescheitert, dass ihm die Stadtverwaltung keinen Standplatz gab. Aber Vater Willy verzichtete damals zugunsten seines Sohnes darauf, das Doppelkarussell aufzubauen. Dafür konnten die kleinen Jahrmarktsbesucher erstmals mit Flugzeugen und Raumfahrtkapseln abheben.

Modes’ Kinderkarussell mit Flugobjekten war innovativ. „Das war damals eine Sensation auf dem Jahrmarkt, das einzige neue Karussell“, erinnert sich Modes. Er kaufte später ein neueres Modell des Fliegerkarussells und kurz darauf ein zweites Fahrgeschäft, das Kindersportkarussell. Gerd Modes lernte nach der Schule bei den Kreuznacher Seitz-Werken den Beruf des Maschinenschlossers und hängte nach der Lehre noch zwei Gesellenjahre dran. Denn er musste warten, bis er volljährig war, um ein Gewerbe anmelden zu können. Zum Pressluftflieger kam 1971 die Mandelbrennerei. Von einem befreundeten Kollegen schaute er sich die Fertigkeiten ab, die es dazu brauchte. Im Winter wurde geübt, und in der Schaustellerruhezeit startete er auch mit einem Marktschirmstand am ehemaligen Betten-Golling.
Corona-Idee: Jahrmarkt-to-go
Auf der Pfingstwiese erkämpfte er sich nach und nach seinen Wunschstandort für den Mandelbrennerwagen am Haupteingang in der Nix-wie-ennuner-Stroß. Schaustellerbetriebe sind in aller Regel Familienbetriebe, da ist Familie Modes keine Ausnahme. Um die beiden Karussells und die Mandelbrennerei zu betreiben, war alles im Einsatz, was laufen konnte. Gerd Modes Frau Ursula, die drei Kinder Gerd, Thomas und Christina und zwei Töchter von Modes’ Schwester Eleonore. In Spitzenzeiten waren mitunter zehn Familienmitglieder beschäftigt, und Oma Luise kochte für die ganze Mannschaft. Denn auf der Pfingstwiese hatte die Familie Heimvorteil. Gerd Modes baute gemeinsam mit seinem Vater ein Haus für seine Familie, das direkt am Festplatz liegt. Davon konnte der Jahrmarktsgänger Schambes Klappergässer nur träumen.

Im Garten des Anwesens steht ein prächtiger Nussbaum und er liefert eine weitere Spezialität für den Süßwarenstand: Gebrannte Walnüsse von der Pfingstwiese. Heute beschränkt sich Gerd Modes auf die Mandelbrennerei, trotz seiner 82 Jahre denkt er aber nicht ans Aufhören. In der Coronazeit landete Familie Modes mit dem „Jahrmarkt-to-go“ einen Coup. Viele Kreuznacher Firmen bestellten gebrannte Mandeln für die Belegschaft. Das hat sich gehalten, und die Mandeltüten werden auch als Weihnachtspräsent von Unternehmen geordert. Den Service für die begehrte Jahrmarktsnascherei bietet Modes inzwischen auf Bestellung das ganze Jahr über an. In seiner Werkstatt im Keller bereitet er die Spezialität im Kupferkessel mit Rührwerk zu. Das Rezept für die Leckerei wird streng gehütet, und der Mandelbrenner passt es kreativ immer wieder mal an. Die Kinder sind längst aus dem Haus, aber an Jahrmarkt ist es immer noch Treffpunkt für Familie und Freunde.