Jahresprogramm für jedes Alter
Auf dem Disibodenberg sind auch Kinder willkommen
Die Klosterruinen auf dem Disbodenberg sind zu jeder Jahreszeit sehenswert, besonders aber im Frühling.
Silke Jungbluth-Sepp

Die Saison auf dem Disibodenberg hat begonnen. Jährlich pilgern rund 15.000 Besucher zur Klosteranlage oberhalb von Odernheim, in der einst Hildegard von Bingen gelebt hat. Neu ist ein Videoangebot im Museum für alle, die den Aufstieg nicht schaffen.

Wer das Glück hat, an einem Wochentag im Frühling auf den Disibodenberg zu steigen, und dann fast völlig allein durch die mittelalterlichen Klosterruinen zu streifen, der spürt schnell, warum die verwunschene Anlage auf dem Berg einen besonderen Reiz hat. Die berühmteste Bewohnerin der Klostermauern oberhalb von Odernheim war sicherlich Hildegard von Bingen, die 1112 als 14-Jährige gemeinsam mit zwei Begleiterinnen in die eigens gegründete Frauenklause zog – und die den Berg erst 40 Jahre später verließ, um auf dem Rupertsberg bei Bingen ein eigenes Kloster zu gründen.

Aber schon zuvor hatte der Disibodenberg fromme Bewohner angelockt, seit sich um 650 der Heilige Disibod als Namensgeber auf der Anhöhe niederließ. Später kamen die Augustiner, die ein Chorherrenstift gründeten. Um 1100 folgten die Benediktiner, denen der Mainzer Erzbischof die Klosteranlagen übertragen hatte. 1259 übernahmen dann Zisterzienser den Disibodenberg, die die große Abtei und das Hospiz bauten.

Cecilia Moneta gehört zum kleinen Team, das sich um den Disibodenberg und seine Besucher kümmert. Die gebürtige Italienerin ist Archäologin und lebt mit ihrer Familie in Odernheim.
Silke Jungbluth-Sepp

Doch schon in den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor wurde auf dem Berg immer wieder gebaut und umgebaut. Um 1108 kamen beispielsweise Handwerker aus der Lombardei auf den Disibodenberg, die zuvor beim Dombau zu Mainz eingesetzt waren. „Das waren besondere Könner ihres Handwerks“, beschreibt Cecilia Moneta. Die promovierte Archäologin unterstützt den Vorstand der privaten Scivias-Stiftung und ist auch für das Veranstaltungsprogramm zuständig. Die Stiftung ist Träger des 20.000 Quadratmeter großen Kloster- und Parkgeländes und wurde 1989 von der Besitzerfamilie von Racknitz gegründet.

Die Handwerker aus der Lombardei hinterließen beachtliche Steinmetzarbeiten, die zum Teil in dem kleinen Museum am Eingang zum Klostergelände zu sehen sind. „Wir haben hier tolle Funde“, schwärmt Moneta. Da vieles mit ehrenamtlicher Hilfe gestemmt werden muss, ist die Präsentation der Funde im Museum noch nicht ganz so, wie sie es sich vorstellt. „Ich finde, unser Museum verdient mehr Wertschätzung“, sagt sie.

Erstaunlich gut erhaltene Arbeiten der Steinmetze, von denen einige aus der Lombardei auf den Disibodenberg gekommen waren, zeigt das kleine Museum.
Silke Jungbluth-Sepp

Rund 15.000 Besucher zieht es alljährlich auf den Disibodenberg. Neben Einzelbesuchern, die oft über den Hildegardweg nach Odernheim pilgern und auf dem Rad unterwegs sind, kommen auch zahlreiche Reisegruppen, Schulklassen und Vereine, um die Klosterruinen anzuschauen. Familien sind ebenfalls gern gesehen, betont Moneta. Kinder seien auch auf dem Ruinengelände willkommen.

Aufstieg über 30 Höhenmeter zu den Klosterruinen

Im Museum können sich Besucher Videos der Klosteranlage anschauen, wie Cecilia Moneta zeigt.
Silke Jungbluth-Sepp

Nicht alle Besucher sind indes so gut zu Fuß, dass sie den recht steilen Aufstieg vom Museum auf den Berg schaffen – immerhin 30 Höhenmeter sind auf der Strecke von 500 Metern zu überwinden. Sie können sich seit Kurzem im Museum an einem neu installierten Monitor eine Videopräsentation über die Klosterruine und die Heilige Hildegard anschauen. Das komme gut an, hat Moneta festgestellt. Der Bildschirm wurde durch ein Bürgerprojekt der LAG finanziert. Interaktiv geht es auch auf dem Berg zu, dort können Besucher eine 3D-Präsentation der wichtigsten mittelalterlichen Klostergebäude mit ihren Handys abrufen.

Von der großen Abteikirche sind nur noch niedrige Mauern zu sehen. Sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut und im 14. Jahrhundert umgebaut.
Silke Jungbluth-Sepp

Noch recht neu im Programm sind spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche. Sie können Farbe herstellen wie im Mittelalter. Sie können üben, wie sich auf Wachstäfelchen schreiben lässt, ganz so wie es Hildegard von Bingen vorgemacht hat. Oder sie können mit Federn schreiben wie in den klösterlichen Schreibstuben. Auch kindgerechte Führungen über das Gelände können gebucht werden.

Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche

Dieses Angebot richtet sich laut Mometa sowohl an Schulklassen aus der Region als auch an Eltern, die beispielsweise Kindergeburtstag auf dem Disibodenberg feiern wollen. Beim Ferienprogramm der Verbandsgemeinde Nahe-Glan lässt sich das alles ebenfalls erkunden. „Der Disibodenberg ist eines der Highlights der Region, und es liegt uns daran, dass die Kinder aus der Region einen Bezug dazu bekommen“, sagt die Archäologin, die selbst Mutter dreier Kinder ist. Daneben gibt es musikalische Veranstaltungen auf dem Disibodenberg, Gottesdienste, Lesungen, meditative Spaziergänge oder auch Hildegardis-Yoga und spirituelles Tanzen.

Jahresprogramm 2025

Zwischen April und dem 1. November gibt es mehrere Dutzend Veranstaltungen, einige davon im Vortragssaal neben dem Museum. Zu den Höhepunkten 2025 gehören kostenlose Vorträge über die Heiligen Disibod, Medardus und Remigius (26. April), über Hildegards Bericht über das Leben Disibods (16. Mai), über den Riesencodex der Hildegard von Bingen (14. Juni) und über die Krone der Heiligen Hildegard (14. September). Am 19. Juli steht ein Sommerkonzert mit Leonie Klein auf dem Programm, am 13. September ein Theaterstück mit Schauspiel und Musik über Hildegards Leben. Am 30. August gibt es einen Zeichenworkshop und zum Saisonabschluss am 1. November eine Themenführung über die mächtigen Frauen auf dem Disibodenberg. Mehr Informationen zum Programm gibt es unter www.disibodenberg.de. sjs

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