Kolumne „Randnotizen“ vom Chef
Auch in Bad Kreuznach greift der Dämmerschlaf um sich
Marian Ristow ist Leiter des Redaktionsverbundes Nahe, zu dem der Oeffentliche Anzeiger und die Nahe-Zeitung gehören.
Marian Ristow

Das erste Quartal des Jahres 2025 hat genug Stoff für das ganze Jahr geliefert. Die Zögerlichkeit, mit der in Bad Kreuznach Probleme angegangen werden, ist dabei nur eine Episode. 

Das Jahr neigt sich dem Ende ... könnte man meinen. Gefühlt sind die Akkus von dem geradezu irren ersten Quartal des Jahres, das in einem Wahnsinnstempo vorüberzieht, schon ziemlich beansprucht worden. Die Morgen beginnen standesgemäß mit den neuesten manischen Episoden aus Washington DC von US-Präsident Donald Trump. Demnächst will er wohl auch Waren aus Alaska besteuern – und später erst merkt er, dass Alaska zu den Vereinigten Staaten gehört. Vermutlich erkennt man eher bei einem Rohrschach-Test im Tintenklecks die Brückenhäuser inklusive der Mutter Gottes statt hinter Trumps Zollpolitik eine Plausibilität oder eine Spur von Logik.

Auch in diesen Landen mangelt es nicht an Überschlägen, Volten und Unverständlichem. Bundestagswahl im Februar, zähes Koalieren, mit dem neuen Kanzler bis Ostern wird es definitiv nichts mehr. Mit Verkündungen und Verheißungen sollte man vorsichtig sein. Zumindest kann man den „Großen“ in Berlin nicht vorwerfen, sie würden überstürzt handeln. Hoffen wir mal, dass man diese Form der Gemächlichkeit eine Form von Besonnenheit ist – und eben kein Schlafen mit offenen Augen. Irre Ticks dort, stoisches Harren hier.

Den Verdacht, übereifrig entscheidungsfreudig die Probleme beherzt anzupacken, hat übrigens die Bad Kreuznacher Stadtpolitik höchstpersönlich schon vor langer Zeit im Keim erstickt. Hier wartet man gern, bis es einfach zu spät ist. Oder bis die knallharte ADD den Takt vorgibt. Wer nicht entscheidet, für den wird entschieden.

Den Kreisverkehr an der B428 zum Beispiel, bei dem seit Jahren klar ist, dass man ihn braucht, hat man schlichtweg verschlafen. Genauso trefflich hat man es nicht geschafft, die Weichen für ein neues, großes Gewerbegebiet zu stellen. Die Ausrede, dass man das schon hätte viel früher tun müssen, bereits vor der Corona-Pandemie, ist richtig, aber hilft nicht. Dieser Dämmerschlaf ist brandgefährlich und gefährdet den Standort.

Doch erfreut läuten die Maiglöckchen, sie kündigen das Kommen einer Koalition an. Dann wird möglicherweise ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Vor dem Osterwochenende nun setzt eine eigenartige, aber selig machende Ruhe ein. Dieser Zustand beginnt bei mir meistens bereits am Mittwoch zuvor. Der Karfreitag ist dann ein stiller Tag, der zum Innehalten einlädt. Dafür die notwendige Stille gefunden zu haben, wünsche ich Ihnen. Und ein gesegnetes und frohes Osterfest.

E-Mail: marian.ristow@ rhein-zeitung.net

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