Dr. Ludwig Ess starb im Alter von 71 Jahren nach langer schwerer Krankheit
Arzt, Rennfahrer und Fastnachter: Nachruf für den Bad Kreuznacher Ludwig Ess
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So sah sich Dr. Ludwig (Luggi) Ess (rechts) viel lieber als im Arztkittel: Beim gemeinsamen Schrauben vor allem an alten Autos. Hier mit seinem Freund Eric 2021 in dessen Werkstatt. Foto: Armin Seibert
Armin Seibert

Bad Kreuznach. „Simply the Best“ von Tina Turner, „Komet (der zweimal einschlägt)“ von Udo Lindenberg und Apache 207 und „My Way“ von Frank Sinatra beschrieben als musikalische Begleitung bei der Beisetzung von Dr. Ludwig (Luggi) Ess auf dem Kreuznacher Friedhof exakt die Stimmung und das Leben des Ur-Kreuznachers und Wahl-Spaniers. Er starb im Alter von 71 Jahren nach langer schwerer Krankheit am 25. Februar in Bad Kreuznach.

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Luggi, wie ihn alle nannten, nahm selten den direkten Weg, war hilfsbereit und stur. Er lernte vor dem Medizinstudium Autoschlosser, finanzierte sein Studium unter anderem als Lkw-Fahrer, war dann Notarzt im Krankenhaus Marienwörth, wo sein Vater Heinz Ess Chefarzt war. Luggi war das älteste der sechs Kinder von Heinz und Gretel Ess, die unter anderem die Hargesheimer Alfred-Delp-Schule mitbegründeten.

In Bretzenheim betrieb Ludwig Ess seine erste Hausarztpraxis, wanderte 1996 aus und baute in Rosas/Costa Brava die dort überregional bekannte Arztpraxis „Persalud“ auf. Er fuhr weiterhin Notarzteinsätze, machte sich überdies als Internist und Diagnostiker einen Namen, engagierte sich bei den Rotariern. Ludwig Ess war in Bad Kreuznach auch dank seiner humorvollen, intelligenten und schlagfertigen Protokolle bei den VfL-Karnevalisten Weiße Fräck bekannt. 1994 erhielt er für langjähriges Engagement den Presseorden unserer Zeitung.

Vor allem war und blieb Luggi Ess aber Zeit seines Lebens ein Autoschrauber. Er sammelte Oldtimer – vom gepanzerten Mercedes bis zum Goggomobil. Diese Fahrzeuge reparierte er wenn irgend möglich selbst. Als Rallye- und Rundstreckenrennfahrer war er weithin bekannt, gewann als „Dr. Diesel“ die Wertungsklasse der berühmt-berüchtigten Tour d' Europe. 1991 stand er als Klassensieger bei der Rallye-WM in Lloret de Mar zusammen mit Gesamtsieger Armin Schwarz auf dem Siegertreppchen. Die Siegerehrung nahm damals Kronprinz Felipe, der heutige spanische König, vor.

Freunde und Familie hätten noch so viel zu erzählen gehabt, und Luggi hätte vieles vermutlich schlagfertig gnadenlos und nicht für alle witzig kommentiert. Ein Freund aus gemeinsamen Internatsjahren blickte diesbezüglich zurück auf Luggis Zeit als Schulsprecher für 600 Internatsschüler in Sasbach/Schwarzwald.

Dieser Freund, der Mainzer Domdekan Henning Priesel, zelebrierte für seine Familie und seine Freunde eine bewegende Trauerfeier, zitierte passend dazu Mutter Theresas Worte „Das Leben ist Leben“. Er beschrieb Luggi Ess als oft sturen, aber stets tiefgläubigen Menschen, der so vielen Patienten half. Das tat er oft unentgeltlich – vor allem in der Wahlheimat an der Costa Brava.

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