Nach der guten Resonanz im Vorjahr hieß es in diesem Jahr erneut „Willkommen in der Region“. Unter diesem Motto hatten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und ihre Kooperationspartner eine Fachmesse speziell für Zuwanderer organisiert, auf der sich 25 regionale Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel, Handwerk, Gastgewerbe, Gesundheitswesen und Dienstleistung präsentierten. Die Firmen hofften darauf, mit ihren Angeboten gerade auch unter Migranten die von ihnen benötigten Fachkräfte zu finden.
Über 500 Interessenten kamen zur Regionalgeschäftsstelle der IHK, um sich über die verschiedenen Jobangebote zu informieren. Der Andrang war so groß, dass sich vor dem Eingang lange Schlangen bildeten und die Messebesucher wegen des begrenzten Raumangebots erst nach und nach eingelassen werden konnten.
Wir brauchen dringend Fachkräfte.
Matthias Ess, Vizepräsident der IHK Koblenz
„Wir brauchen dringend Fachkräfte“, verdeutlichte Matthias Ess, Vizepräsident der IHK Koblenz, den Sinn der Messe, der Firmen und Jobsuchende Migranten wirkungsvoll zusammenbringe. Zuwanderer in die für sie jeweils passenden Jobs zu bringen, sei eine „Win-win-Situation“ für die Menschen wie auch für die Firmen, meinte der Stadtbeigeordnete Markus Schlosser. Integration funktioniere nun mal am besten über die Arbeit und über die Vereine, so Schlosser. Hier seien insgesamt 1700 Menschen in der Region angesprochen, die das Jobcenter derzeit betreue, erläuterte dessen Geschäftsführer Bruno Eckes.
Hakan Otuncu vom Langenlonsheimer Messebauer mac freute sich ebenso wie die Vertreter der übrigen Unternehmen über das große Interesse: „Die Leute fragen, welche beruflichen Voraussetzungen sie brauchen und welche Perspektiven sie bei uns haben.“ Mac benötige Bürokräfte, Lageristen, Lackierer und Elektriker. „Da sind besonders die Menschen interessant, die in ihren Heimatland schon eine entsprechende Ausbildung absolviert haben“, sagte Otuncu. „Es ist gut, hier präsent zu sein und die Leute gezielt über die Anforderungen zu informieren. Per Mail können sie dann die für sie passende Bewerbung an uns schicken“, ergänzte Dario Amberg von mac.
Messe bietet direkten Kontakt
Genau diese Möglichkeit, eine optimal auf die jeweilige Stelle zugeschnittene Bewerbung einzureichen, sah auch Daniel Wolf von Thress Stahlhandel aus Bad Kreuznach als positiven Effekt, den eine Messe mit ihren direkten Kontakten bieten könne. An seinem Stand interessierte sich die 22-jährige Ragha Yousef für eine Stelle als Bürokauffrau. Vorteilhaft sei, dass sie bereits in Syrien als Buchhändlerin gearbeitet und Kontakt mit Kunden gehabt habe, sagte Wolf. Sein Unternehmen sei zudem an Beschäftigten im Lagerbereich oder auch Lkw-Fahrern interessiert. Zuwanderer seien allein schon wegen des demografischen Faktors willkommen. Ragha Yousef hofft jedenfalls auf einen Job in naher Zukunft und sieht ihre Chancen dafür als günstig an. So habe sie zwölf Jahre lang die Schule besucht und in ihren drei Jahren in Deutschland schon ein D2-Sprachniveau erreicht.
Gutes Deutsch sei in vielen Berufen unabdingbar, verdeutlichte Heiko Messer vom Schuh Sport Palast. Im Kundenkontakt müssten die Beschäftigen die Sprache verstehen und auch gut sprechen, so Messer. Dies bestätigte Alexander Engelhardt von der Polymer-Gruppe aus Bad Sobernheim. „Wir haben viele Nachfragen für Arbeit in Voll- und Teilzeit, gerade im Bürobereich. Aber auch in der Produktion ist mindestens ein B1-Spachniveau notwendig, weil wir mit Gefahrstoffen arbeiten“, betonte Engelhardt, der mit seinen Russisch-Kenntnissen die ukrainischen Messebesucher gezielt beraten konnte.
Die Ukrainerin Natalia Dmitrenko (50) lebt seit zwei Jahren in Bad Kreuznach und ist hier als Verkäuferin tätig. Eine weitere berufliche Orientierung werde durch die Sprachbarriere erheblich erschwert. „Trotz guter Ausbildung und beruflicher Erfahrung in der Ukraine musste ich hier praktisch wieder bei Null anfangen“, verdeutlichte Dmitrenko das Hauptproblem vieler Zuwanderer.