Bettina Dickes (CDU) tritt am 10. November noch einmal an - Sie spricht über ihr Image, Markus Lanz und Corona
Am 10. November wird im Kreis Bad Kreuznach gewählt: „Bürgerlandrätin“ Bettina Dickes will weiter machen
Bettina Dickes im „Brauwerk“ mit einer Maß Bier. „Das passt doch zu meinem Image“, scherzt sie vor Aufnahme des Fotos. Die CDU-Landrätin inszeniert sich nicht als gesellig, sie ist es einfach. Foto: Marian Ristow
Marian Ristow

Kreis Bad Kreuznach. Dass es nicht nur bei einer Amtszeit bleiben soll, wusste Bettina Dickes (CDU), Landrätin des Kreises Bad Kreuznach, schon bald nach ihrem Einzug ins Kreishaus in der Salinenstraße im Juli 2017. „Es stand nie zur Debatte, dass ich nicht mehr antrete. Dieser Job macht mir solch eine Freude, er ist für mich die größte Leidenschaft“, sagt die 53-Jährige.

Lesezeit 3 Minuten

Und man glaubt es ihr. Zerknirscht, schlecht gelaunt, miesepetrig, so kennt man die Waldböckelheimerin nicht. „In den letzten acht Jahren kam ich nur einmal ohne ein Lächeln auf die Arbeit. Das war während der Hochphase der Pandemie.“ Da seien die Amtsleiter regelrecht schockiert gewesen. „Mein Naturell lässt mich einfach Spaß haben“, sagt sie.

Erinnerungen an den Coup 2017

Freitagnachmittag im Brauwerk im Salinental. Bettina Dickes kommt in ihrem Flitzer, einem Mini mit dem Aufdruck „Landrätin on Tour“. Es gibt eine Maß Bier und Weißwürste. Der Treffpunkt ist nicht ohne Bedacht gewählt. Im April 2017 feierten Dickes und ihre Unterstützer genau hier ihren überaus deutlichen, aber irgendwie doch überraschenden Wahlsieg über SPD-Herausforderer Hans-Dirk Nies. „Sie kann es nicht“, war sein mehr oder weniger legendärer Ausspruch, mit dem er sich im Frühjahr 2017 kolossal ins Abseits manövriert hatte.

Bettina Dickes erinnert sich noch gut, wie es war, diese „Nettigkeit“ lesen zu müssen. „Damals musste ich schlucken. Das hat schon gesessen damals. Es war Aschermittwoch, als das in der Zeitung stand. Das weiß ich noch genau. “ An diesem Tag stand eine Dorfbegehung an in einem Dorf, dass nicht dafür bekannt ist, CDU zu wählen. „Im Laufe des Tages habe ich dann gemerkt, dass sich der Wind dreht.“ Dazu geäußert hat sie sich nie.

Volksnah und zum Anfassen

Dickes' haushohen Sieg aber nur der ungelenken Wahlkampfperformance des ehemaligen Kreisbeigeordneten zuzuschreiben, würde ihr nicht gerecht. Dickes punktet bei den Leuten mit ihrer Volksnähe, Ansprechbarkeit und ihrer authentischen Art. Sie sieht sich selbst als „Bürgerlandrätin“. „Und das will ich auch bleiben“, sagt sie selbstbewusst.

Und heute? Hat sie gezeigt, dass sie es kann? „Das sind nicht meine Worte. Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Ich bin mit mir im Reinen. Es gibt mit Sicherheit Dinge, die man besser machen kann oder wo man mehr tun könnte. Aber die gibt es immer.“ Größere Fehler kann sie in den zurückliegenden sieben Jahren ihrer Arbeit aber nicht finden. Und diese Amtszeit war eine besondere: Sie war geprägt von der Corona-Pandemie und deren Nachwirkungen. Es seien Kleinigkeiten, die ihr nicht gelungen seien. Zum Beispiel ein Pflegekinderstammtisch zu initiieren. „Über solche kleinen Details ärgere ich mich.“

Corona-Regelungen großzügig ausgelegt

Die Pandemie war die einschneidende Erfahrung in ihrer Amtszeit. „Ich habe in der Zeit alles gegeben. Ich habe nur vier Stunden geschlafen, morgens Anfragen beantwortet, abends das gleiche. Das waren Einzelbürgeranfragen“, erinnert sie sich. Es habe Vorgaben gegeben, allgemeine Aussagen. Die Umsetzung habe sie großzügig gehandhabt. „Wir haben den Spielraum, den wir hatten, voll ausgenutzt.“ Manchmal sei es hart an der Grenze gewesen, gibt sie zu. „Ich glaube aber, wir haben das hier zusammen gewuppt.“

Kitagesetz als großes Übel

Aber auch ohne das Virus wird es nicht langweilig. Das neue Kitagesetz, das 2021 umgesetzt werden musste, beschäftige den Kreis und die Landrätin weiterhin sehr. „Es gibt nichts anderes, was so viele Stunden frisst wie das“, fasst Dickes zusammen. Von Außen sehe man nicht, wie oft sie in Kitas und Gemeinderäten sitze, um dieses Thema zu diskutieren. Ihr Wunsch: Die Landesregierung soll zuhören, was von der Basis kommt. „Da werden Auflagen erlassen, die Kitaleitungen und Ortschefs verzweifeln lassen“, findet sie. „Rein rechnerisch haben wir mehr Stunden in den Kitas, aber eben nicht am Kind. Die Erziehungsstunden fallen weg.“ Es sei einfach nicht umsetzbar. „Die Gemeinden wissen doch genau, wenn die Kitas vergrößert werden müssen, dann fehlt das Geld woanders. Dann kann die Kerb nicht mehr unterstützt werden“, sagt die vierfache Mutter.

TV-Präsenz hilft in Mainz

Dass sich ihr Standing im von der Ampel regierten Mainz verbessert habe, dazu haben auch die TV-Auftritte von Dickes – unter anderem bei Markus Lanz – beigetragen. Dort sprach die Landrätin offen über die Überforderung der Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. „Ich habe da gesagt, was ich denke, wollte aber nicht den Grat überschreiten. Ich will nicht populistisch sein.“ Die Auftritte haben ihr Profil geschärft – gleichwohl gab es auch Kritik. Formulierungen wie „Das Boot ist voll“ kommen nicht bei allen gut an.

Kritik wegen Foto mit Schwurbel-Homburg

Eitel Sonnenschein ist aber nicht alles im Dickes-Country. Deutliche Kritik musste sie für ihr Foto mit Stefan Homburg auf einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats der CDU einstecken. Der einstmals angesehene Wirtschaftsprofessor verbreitet nachweislich Falschmeldungen über Corona und hetzt gegen Minderheiten. Dafür wurde sie sogar von CDU-Parteichef Gordon Schnieder gerügt.

Und dann muss sie los: Die Eröffnung der Roxheimer Kirmes steht auf dem Programm. Und da muss die „Bürgerlandrätin“ hin.

Bettina Dickes und ihre Herausforderin Katharina Dahm treffen am Dienstag, 15. Oktober, um 19 Uhr bei der Podiumsdiskussion des Oeffentlichen Anzeigers im Waldböckelheimer Bürgerhaus, aufeinander. Anmeldungen zur Veranstaltung per E-Mail an veranstaltungen@rhein-zeitung.net

Von Marian Ristow

Top-News aus der Region