Einzelhandelsworkshop: Wie kann die Innenstadt die Herausforderungen meistern?
Alte Ideen, neue Impulse: Einkaufserlebnis Kreuznacher Innenstadt statt Sofa
Workshoparbeit mit Merkzetteln als Ideensammlung: Wie kann die Kreuznacher Innenstadt attraktiver gestaltet werden? Foto: Harald Gebhardt
Gebhardt

Bad Kreuznach. Neue Impulse sollte das Treffen setzen, neue Anstöße geben. Anders formuliert: Der Austausch, das Kennenlernen und den Netzwerkgedanken zu stärken, standen im Vordergrund.

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Das Interesse war sehr groß: Etwa 50 Einzelhändler, Immobilienbesitzer und Gastronomen nahmen an dem Ideenworkshop der städtischen Wirtschaftsförderung zur Stärkung der Innenstadt teil. Doch irgendwie stellte sich auch schnell ein Déjà-vu-Erlebnis ein: Fast alles von dem, was gesagt wurde, hat man schon einmal gehört – und das über viele Jahre nicht nur einmal.

Viele Faktoren spielen für eine attraktive Innenstadt eine Rolle. Heute umso mehr, als die immer stärker werdende Onlinekonkurrenz Kaufkraft aus den Städten abzieht, worunter auch das Erscheinungsbild der Innenstädte leidet. Die Themen (und Probleme) sind bekannt: Sauberkeit, Ordnung, Parkgebühren, Leerstände, Veranstaltungen, Kontrollen, Veranstaltungen, Blumen, Grünflächen und Bäume oder Relax-Bänke als Sitzgelegenheiten. Einige Punkte davon sind hausgemachte Probleme, die die Stadt eigentlich schnell in den Griff bekommen müsste.

Citymanager Thema beim Workshop

In anderen Dingen war die Stadt schon einmal weiter. Beispiel Citymanager. Diese Idee ist für Bad Kreuznach nun nicht gerade neu. Von 2001 bis 2003 war Tanja Seegelke die erste Citymanagerin – solange die Stelle gefördert wurde. Michael Pohl von der GuT übernahm dann halbtags die Aufgabe, später Dorothee Rupp, deren Stelle von Pro City finanziert wurde. Die frühere Einzelhandelsorganisation ist seit ein paar Jahren aber auch schon Geschichte.

Einen Citymanager hält auch Wirtschaftsdezernent Markus Schlosser für wichtig. „Das macht aber nur Sinn, wenn der Posten dauerhaft ist und nicht wieder wegfällt, wenn nach zwei Jahren die Förderung ausläuft.“ Strategisch gesehen, werde man einen Citymanager brauchen, pflichtete ihm IHK-Regionalgeshäftsführer Jörg Lenger bei: um die Interessen der Händler und der Gastronomie gegenüber der Politik vertreten. Eine Meinung, die weitgehend auf Zustimmung stieß. Es muss aber auch klar sein, wo er angesiedelt ist, wer ihn bezahlt und welche Rechte er hat. „Sonst ist er ein armer Kerl“, befürchtet Werner Klopfer.

Zeit der großen Warenhäuser ist vorbei

Bad Kreuznach ist nicht die einzige Stadt, die beim innerstädtischen Einzelhandel vor großen Herausforderungen steht, sich gegen den Onlinehandel zu behaupten, „und Amazon ist keine Stadt“ so Charlotte SchulzeTenkoff und Tim Pieper, die den Workshop „Innenstädte der Zukunft“ im Auftrag des Landes moderierten. Die Zeit der großen Warenhäuser sei vorbei. Den Einkauf zum Erlebnis machen. Damit müsse der stationäre Einzelhandel punkten. Shoppen als Event statt Einkaufen vom Sofa. Das ist die gemeinsame Aufgabe, der sich Händler, Gastronomie, gewerbliche Vermieter, Eventplaner und die Stadt stellen und nach Lösungen suchen müssen. Dazu gehören Pop-up-Shops ebenso wie das ehrenamtliche Engagement von Initiativen wie „Wir sind Kreuznach“, Klein-Venedig Bohème oder der Kreuznacher Fissematente.

„Innenstadt ist heute ein multifunktionaler Ort für alle Ziel- und Nutzergruppen. Ihre Gestaltung gelingt nur gemeinsam“, sagt Schlosser. Darin ist er sich mit Dehoga-Landesgeschäftsführerin Anne Roeren-Bergs einig. Sie meinte: „Das Thema ist absolut spannend.“ Die Gastronomie müsse ebenfalls mit im Boot sein. Einig war man sich auch darin: „Die Leute müssen gern nach Bad Kreuznach kommen“, wie es Wilfried Reif formulierte. „Doch das ist leider nicht immer der Fall.“

Plattform für Austausch

In der Pflicht sieht Schlosser dabei auch die Immobilienbesitzer. Sie sollten nicht nur auf die Einnahmen sehen und an den x-ten Dönerimbiss oder Telekommunikationsladen vermieten, sondern „auch an Händler, die die Stadt voranbringen“. Mit der Veranstaltung selbst ist der Beigeordnete hochzufrieden. Er habe viele positive Rückmeldungen bekommen. Eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftsförderung sei es auch, eine solche Plattform zu bieten, um einen Austausch zu ermöglichen. Auch Kritik soll dabei nicht zu kurz kommen. Diese gab es zwar, aber in moderater Form. So kritisierte Armin Göckel das Baustellenmanagement der Stadt. Es gab aber auch die eine oder andere Stimme, die unter vier Augen von einer „Alibiveranstaltung“ sprach. Andererseits lobte Michael Hübner, dass die Kontrollen der Rad- und E-Scooter-Fahrer in den vergangenen Wochen deutlich mehr geworden sind. Fazit der Veranstaltung: wenig Neues, aber eine Bestandsaufnahme – und ein neuer erster Schritt ...

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