Kontingente gering - Astrazeneca sorgt für Unsicherheit - Hausärzte im Kreis bekommen maximal 50 Dosen die Woche
Alles wartet auf mehr Kontingente: Noch immer zu wenige Impfungen im Kreis Bad Kreuznach
Im Impfzentrum in Bad Sobernheim sind diese Woche 5400 Termine vergeben, allerdings fallen von 3000 Astrazeneca-Impfungen 1300 weg, da Menschen unter 60 Jahren oder mit einer Vorerkrankung nun nicht mehr mit diesem Vakzine geimpft werden dürfen. Fotos: Anna-Maria Pejsek
Anna-Maria Pejsek

Kreis Bad Kreuznach. Zwei Faktoren hindern das Vorankommen der Impfkampagne in Deutschland: zu wenige Impfdosen und das angekratzte Image des Astrazeneca-Vakzines. Und dennoch: Seit Mittwochmorgen können Bürger ab 60 Jahren aus der Prioritätengruppe drei beim Land einen Termin vereinbaren. Diese Entscheidung wird von der Landesregierung damit begründet, dass durch die geänderte der Nutzung von Astrazeneca eine größere Menge an Impfstoff für die ab 60-Jährigen zur Verfügung stehe.

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Prioritäten bleiben bestehen

Trotzdem sind es noch rund 200.000 Menschen aus Gruppe eins und zwei, die noch immer nicht geimpft sind. Benjamin Hilger, Leiter des Impfzentrums in Bad Sobernheim, versichert, dass diese Menschen unverändert die höhere Priorität besäßen und bei der Terminvergabe bevorzugt würden.

Im Zentrum an der Sobernheimer Westtangente wird weiter täglich geimpft. Das Land gab an, dass bis Mai alle über 80-Jährigen ihre Impfung erhalten haben sollen. Fünf Wochen später soll die zweite Impfung folgen. „Wir würden natürlich gern schneller impfen, aber wir können nur das verabreichen, was uns an Kontingenten zur Verfügung gestellt wird, und das liegt nun mal in den Händen des Landes“, erklärte Benjamin Hilger im Gespräch mit dem „Oeffentlichen“.

Mit der Bilanz seit 5. April ist er trotzdem zufrieden. Diese Woche gab es die bisher höchste Anzahl an Impfungen: 5400 Dosen. Vergangene Woche lagen sie noch bei 3300, in der Woche ab 12. April sollen es 4300 werden. „Das Hin und Her mit Astrazeneca ist auch hier in Bad Sobernheim zu spüren. Viele Termine fallen weg oder werden abgesagt. Diese Woche waren rund 3000 Impfungen mit Astrazeneca angesetzt. 1300 sind weggefallen, da die Menschen unter 60 waren. Es verlangsamt die Impfkampagne enorm“, so Hilger außerdem.

Die verfallenen Termine hinterlassen freie Impfdosen. Die werden zunächst als Kontingent für die nächste Woche eingeplant, aber selbst dann bleiben noch Dosen übrig. „Wichtig ist, dass diejenigen die sich bisher registriert, aber noch keinen Termin erhalten haben, noch etwas Geduld mitbringen. Die Situation ist nicht einfach, aber es fällt keiner hinten runter. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass keiner seinen Termin stornieren muss, wenn er abgesagt wurde, da die Person unter 60 ist oder eine Vorerkrankung hat und ursprünglich mit Astrazeneca geimpft werden sollte. Es wird automatisch ein neuer Termin ausgemacht und der Impfling dann auch informiert.“

Termine nicht einfach stornieren

Einen Termin selbst stornieren sollte man nur, wenn man sich mehrfach registriert hat, denn das sorgt für keine Beschleunigung einer Terminvergabe, im Gegenteil: „Es macht es nur noch schwieriger“, erklärt Benjamin Hilger.

Mit dem Startsignal für alle über 60-Jährigen gab es auch grünes Licht für die Hausärzte im Kreis. Dr. Christian Schulze betreibt seine Praxis in Winterburg, verschiebt für den Impfbeginn nun seinen Urlaub. Er und Dr. Nicole Wagner betreiben gemeinsam eine Hausarztpraxis. Die Vorgabe des Landes ist, dass ein Arzt maximal 50 Impfdosen pro Woche ordern kann. Christian Schulze und Nicole Wagner haben jeweils 42 Dosen erhalten, womit die Gesamtzahl für die Anfangswoche nun bei 84 Impfungen liegt. „Wir möchten so viel wie möglich impfen und hoffen auch, dass wir Astrazeneca bekommen, da ich keinerlei Zweifel an diesem Impfstoff habe. Außerdem ist er besser für Hausbesuche geeignet, denn bei Biontech muss man sehr vorsichtig sein. Er darf nicht viel geschüttelt werden und ist nur fünf Tage haltbar“, sagt Dr. Schulze.

Ihm ist wichtig, seine Patienten vorab so gut es geht über die sozialen Medien zu informieren, daher postet er wichtige Informationen regelmäßig auf Facebook. Im Gegensatz zu den Impfzentren, wo Ärzte extra vor Ort ein Beratungsgespräch führen können, haben Hausarztpraxen nicht die nötige Zeit, um mit jedem Patienten eine halbe Stunde lang über die Impfung und mögliche Impfreaktionen zu sprechen. „Letzte Fragen können natürlich geklärt werden, aber wenn die Patienten sich vorab etwas schlau machen, hilft es unserem Regelbetrieb enorm“, so die Bitte des Winterburger Mediziners.

Von unserer Reporterin Anna-Maria Pejsek

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