Direkt am Rhein in Bingen wartet ein Besuchermagnet auf Touristen und Einheimische - Hildegard und noch viel mehr
Alles andere als verstaubt: 25 Jahre Museum am Strom
Die Ausstellung zum Leben und Wirken der Hildegard von Bingen ist ein Schwerpunkt des Museumsangebots.
EDGAR DAUDISTEL. Edgar Daudistel

Direkt am Rhein in Bingen wartet ein Besuchermagnet auf Touristen und Einheimische. Nicht nur Hildegard lockt mit vielen Hinguckern.

Auf den Tag genau am 16. September feierte das Museum am Strom seinen 25. Geburtstag. Gleichzeitig hieß das aber auch 125 Jahre Museum in Bingen.

Seit 1898 war das Heimatmuseum der Stadt Bingen im Turm der Burg Klopp untergebracht. Es wurden einige Versuche gestartet, es an einem anderen Ort unterzubringen. „Die Bedingungen dort waren nicht ideal“, blickt Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt zurück. Kurzzeitig war es im Badhaus, doch in der Zeit des Nationalsozialismus musste das Heimatmuseum wieder zurück in den Turm: „Die Nazis machten daraus das sogenannte Braune Haus.“

Wende im Hildegardjahr 1988

Das Hildegardjahr 1998 machte es dann möglich, dass eine neue und dauerhafte Unterkunft gefunden wurde. „Wir haben drei Sitzungen im Stadtrat gebraucht, bis endlich zugestimmt wurde, dass im ehemaligen Elektrizitätswerk ein Museum eingerichtet wird“, erinnert sich die damalige Bürgermeisterin und heutige Ehrenbürgerin Brigitte Giesbert. Unermüdlich hat sie für das Museum gekämpft. Am 25. Geburtstag des Museums wurde sie mit dem Martinstaler der Stadt Bingen durch Oberbürgermeister Thomas Feser geehrt: „Sie ist die Mutter und gute Seele des Museums.“

Bis heute ist das Museum am Strom, wie es seit der Geburtsstunde heißt, eine Erfolgsgeschichte: Mehr als 450.000 Menschen aus über 50 Ländern haben es besucht. 16 Museumspublikationen (etwa 2000 Druckseiten) sind erschienen, 5000 historische Objekte wurden inventarisiert, 45 Sonderausstellungen realisiert. „Wir waren immer auf Sendung“, zählt Schmandt die Erfolge auf. Insgesamt seien es etwa 80 Beiträge in TV und Radio gewesen. Jährlich werden rund 75 Presseveröffentlichungen herausgegeben. Mehr als 2000 Kinder und Jugendliche nutzen das Jahr über die museumspädagogischen Angebote des Museums am Strom.

Lichter an der Uferpromenade

Ein Vierteljahrhundert Museum muss natürlich gefeiert werden. Sonst ein Ort der Stille ging es an diesem heißen Tag lauter zu. Der Förderverein Museum am Strom hatte die Party, die mit herrlichem Blick auf den Rhein stattfand, hervorragend vorbereitet. Es gab Speis und Trank; in der Museumsstraße waren Tische und Bänke aufgebaut, Lichter wurden an den Treppen zur Uferpromenade aufgestellt. An dem lauen Sommerabend mit Musik von den Sugarpops wurde bis in die Nacht gefeiert.

Dauer- und Sonderausstellungen zu Hildegard von Bingen, der Rheinromantik und Stadtgeschichte von den Römern bis heute präsentieren sich vor der herrlichen Kulisse des Binger Lochs im historischen Elektrizitätswerk von 1898. Eine archäologische Sensation stellt das 67 Instrumente umfassende „Binger Ärztebesteck“ aus dem 2. Jahrhundert nach Christus dar – der weltweit größte Fund zur antiken Medizin.

Für Matthias Schmandt, der das Museum seit 23 Jahren leitet, ist es ein Grund zurückzublicken. „Ich hatte das Vergnügen, das Museum mit aufbauen zu können.“ Er erinnert sich an die Jahre 1996/97 zurück. „Das war schwierig. Viele Leute haben damit gerechnet, dass es eine Totgeburt wird.“ Aber die Zahlen zeigen ein anderes Bild. Es ist ein Museum, erzählt Schmandt im Gespräch mit dem Oeffentlichen Anzeiger, bei dem es immer weitergeht. „Stagnation gab und gibt es nicht.“ Dabei war die Zeit der Landesgartenschau ein besonderes Jahr. Der Hilde-Garten wurde gebaut und im ersten Stock ein Sonderausstellungsraum geschaffen. „Wir haben jetzt 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche“, sagt der Museumsleiter nicht ohne Stolz. Erfreut ist er auch darüber, dass es wohl kein Kind in der Region gibt, das in seiner Schulzeit nicht mindestens einmal im Museum war: „Mit dem Museum überbringen wir den Menschen auch gute Nachrichten.“

Zu zwei Dritteln kommen Touristen

Zwei Drittel der Besucher sind Touristen. Aber mit den Sammlungen und Aktivitäten soll auch gezeigt werden, dass das Museum eine Stätte für die Binger ist. Gemeinsam mit der VHS werden Integrationskurse direkt im Museum angeboten. Dabei werde immer wieder festgestellt, dass es Dinge gibt, die die Menschen aus den verschiedenen Nationen verbindet. „Wir wollen mit dem Museum zeigen, dass wir für die Touristen wichtig sind, aber auch für die ganze Gesellschaft.“ Museumsbesuche können unterhaltsam sein – und wichtig war es auch bei der Geburtstagsparty, dass die Menschen Spaß hatten.

„Es ist ein Fest für alle Binger und Besucher aus nah und fern“, sagte OB Feser. Er betonte in seinem Grußwort, dass es ein Museum für jedermann ist, ein Ort für besondere Erlebnisse und Eindrücke in einer außergewöhnlichen Umgebung. „Es ist ein Haus zum Mitmachen, zum Spaß haben und zum zwanglosen Entdecken von Exotischem, Interessantem und Nicht-Alltäglichem.“ Am Erfolg des Museums seien viele Personen beteiligt gewesen – angefangen von OB Erich Naujack, der die Vision des Museums hatte, über Birgit Collin-Langen, die als Oberbürgermeisterin das Projekt in die Tat umsetzte, bis zu Brigitte Giesbert, die sich in der damaligen Zeit auch manch unfairer und unangemessener Kritik aussetzen musste. „Aber sie ist standhaft geblieben über all die Jahre hinweg.“

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