Die Bühne war aufgebaut, doch Reetz hätte sie kaum gebraucht. Sein Programm ist ganz nah bei den Kindern. Die ließen sich nicht lange bitten, waren hingerissen und hatten einen riesigen Spaß. Falsch war es dennoch nicht, eine Bühne mit Zeltdach zu haben. So hatte seine Schildkröte Agathe ein trockenes Plätzchen. Die schläft gern, lässt sich von den Kindern aber ebenso gern wecken.
Erst einmal ging es mit Kindermusiker Reetz auf Reise. Mit seinem „Körperwachmachlied“ holte er auch das müdeste Kind aus dem letzten Dämmerschlaf. „Wer jetzt nicht wach ist, wird es heute wohl nicht mehr“, lautete sein Resümee. Aber spätestens bei der großen Kinderpolonaise blieb niemand mehr auf seinem Sitz.
So viele Kinder hatte Bürgermeister Michael Greiner noch nie auf dem Marktplatz gesehen. Und laut waren sie auch. Das sollen sie ja eben. Eine Stimme haben sie auf jeden Fall. Man muss sie nur hören. Und das soll man, nicht nur am Weltkindertag.
Daher hatten Mathias und Wiechert einen kleinen Fragebogen zusammengestellt, den man auch in Bildern beantworten kann. Auf Schautafeln vorm Rathaus konnte man schon einmal sehen, was die Stimmen aus den Kindergärten zu sagen haben. Ihre Wünsche, ihre Sorgen und ihre Hoffnungen hatten die Kinder meist zeichnerisch mitgeteilt.
Den Fragebogen brachten der Bürgermeister und die Priorhofchefin auch zur Grundschule in Münchwiesen. Auch dort war man nicht faul gewesen. Die Großen der vierten Klassen hatten ihre Wünsche aufs Pflaster des Schulhofs gemalt, aber auch all den anderen Schülern der weiteren Klassen Satz für Satz mitgeteilt. So wurden sie einmal verlesen und ein anderes Mal als Kommentar zu den Pflasterzeichnungen erläutert.
Für die Übergabe der Fragebögen wurde ein richtiges Programm zusammengestellt. Viele der Wünsche steckten aber auch schon in den Liedern. Und von Farben des Regenbogens schien der Platz vor der Schule zu einer kleinen Bühne abgesteckt.
Auch die Kleinen sorgen sich um die Natur
„Platz zum Toben, sich mit Freunden treffen, Zeit für sich haben“, wünschten sich die Kinder, aber nicht für sich allein. „Nicht vergessen werden sollen, wenn es uns auch gut geht, all die, die von Krieg bedroht werden, Hunger haben, keine Zeit für sich, nicht einmal etwas lernen dürfen. Menschenrechte sind Kinderrechte, die, wer sie hat, oft nicht einmal beachtet“, betonte Schulleiterin Kitry Gentner-Knöbel. Wohl dachte sie auch daran, wie vieles Gute und Richtige oft kaum gewürdigt wird. In so vielen Teilen der Welt haben Kinder keinen Platz zum Lernen.
Aber auch die Sorge um unsere Natur hat die Kleinen schon erreicht. Die Welt soll keine Müllkippe werden, und anfangen soll man da, wo man ist, wünschen sie sich. „Brücken bauen“ hieß es im Lied und selbstbewusst: „We are the world“. Brücken in der eigenen Schule, in Bad Sobernheim, im Land und in der Welt überhaupt. Keiner soll aus seiner Heimat vertrieben werden. Doch beginnen muss man, das wussten die Kinder ebenfalls schon, bei sich selbst.
Im Religionsunterricht hatten die vierten Klassen mit ihren Lehrerinnen Aline Salzmann, Bettina Laun und Viktoria Wolf schon gut nachgedacht und aufgezeichnet. Viel von dem, was auf dem Fragebogen mitgeteilt werden kann, muss nur noch übertragen werden.
„Es gibt etwas, das dir an deinem Wohnort überhaupt nicht gefällt und was du ändern würdest?“, heißt es auf dem Fragebogen. „Dann sag uns deine Meinung.“ Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht nun der Wunsch-Briefkasten zum Weltkindertag. Da gehören die Zettel hinein. Die Wünsche werden gehört, versprechen Mathias und Wiechert, und alle Zettel mit den Wünschen werden Stadtbürgermeister Michael Greiner übergeben.