Politikertrio startet Petition
Aktion „Rettet Kreuznacher Löwensteg“ ist angelaufen
Die drei Kommunalpolitiker Butz, Holste und Locher haben eine Petition gestartet, um den Löwensteg zu retten. Von der Sperrung und dem geplanten Abriss der Brücke sind vor allem Rollstuhlfahrer wie Martin Marsh und auch Mütter mit Kinderwagen betroffen, die den nicht unproblematischen Umweg über die Ochsenbrücke in Kauf nehmen müssen.
Hannah Heyen

Mehr als 100 Jahre war der Löwensteg über die Bahngleise die wichtigste Verbindung für Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer vom Bad Kreuznacher Süden in die Innenstadt. Jetzt soll er ganz verschwinden. Oder gibt es noch eine Rettung für den Steg?

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Die Tage des alten Löwenstegs sind gezählt. Gesperrt ist der marode Steg schon länger, kurz vor Pfingsten soll er komplett herausgehoben werden, und einen Ersatz wird es erst einmal nicht geben. Das wollen nicht alle so hinnehmen. Sie wollen den Löwensteg retten: Die drei Stadtratsmitglieder Stefan Butz (PBK), Hermann Holste (Bündnis 90/Die Grünen) und Jürgen Locher (Die Linke) haben die Petition „Löwensteg retten“ online unter openpetition.de/!lwnstg gestartet. Sie richtet sich an Oberbürgermeister Emanuel Letz und sammelt Unterschriften für einen neuen Löwensteg an gleicher Stelle. Beteiligen können sich Bürger auch über einen QR-Code und Abrisszettel, die man herunterladen und unterschreiben kann. Auch Flyer sollen in Geschäften ausgelegt werden. Die Aktion läuft  bis zum Jahrmarkt. Beim kommunalpolitischen Frühschoppen wollen sie die Unterschriften dann dem OB überreichen.

Löwensteg ist eine unverzichtbare Verbindung

Gesperrt! Die Tage des Löwenstegs sind gezählt. Die Fußgänger- und Radwegeverbidnung über die Bahngleise muss abgerissen und durch eine neue ersetzt werden.
Harald Gebhardt

Der Löwensteg sei eine unverzichtbare Verbindung zwischen Oberer Mannheimer Straße mit den großen Wohngebieten im Südwesten und der Innenstadt für Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad oder im Rollstuhl unterwegs sind, betonten die drei Kommunalpolitiker beim Pressegespräch. Scharf kritisieren sie die Stadtverwaltung, werfen den Verantwortlichen Untätigkeit in Sachen neuem Löwensteg vor: Die Stadt will den derzeit aus baulichen Gründen gesperrten Löwensteg endgültig abbauen und den Menschen dann einen zu schmalen und in Teilen schwierig manövrierbaren Umweg über die Ochsenbrücke aufzwingen. Das sei schon jetzt problematisch, da zum Beispiel auf dem Gehweg der Ochsenbrücke keine zwei E-Rollifahrer aneinander vorbei passen. Und es werde noch schwieriger, sollte die Ochsenbrücke wie vorgesehen in den kommenden Jahren neu gebaut werden: Dann müsste während der Bauarbeiten wahrscheinlich der weit entfernte Bahnübergang Rheingrafenstraße oder die ebenfalls nicht sonderlich nahe Bahnhofsunterführung mit den Aufzügen genutzt werden. Eine noch größere Zumutung als jetzt schon, findet das Politikertrio.

„Wir können den Menschen die jetzigen Zustände nicht jahrelang zumuten.“
Stadtrat Jürgen Locher (Die Linke)

Noch im Januar habe die Stadt einen Ersatzbau für den jetzigen Löwensteg geplant. „Der fiel dann auf einmal weg“, kritisierte Butz, und es hieß, man prüfe erst einmal mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) einen Weg an der Ochsenbrücke zusammen mit deren Neubau. Danach kam dazu nichts mehr von der Stadt „Wir können den Menschen die jetzigen Zustände nicht jahrelang zumuten“, erklärte Locher. Da müsse etwas gemacht werden: „Doch die Stadt tut nichts, das ist der Hauptvorwurf.“ Seit 2022 stehen Mittel – aktuell 350.000 Euro – für einen Löwenstegersatz im Haushalt, doch nichts passiert. „Das ist unverzeihlich“, findet er und fordert: „Wir wollen eine Dauerlösung.“ Mache man die Auf- und Abgänge barrierefrei, dann gebe es auch eine Förderung vom Land. Technisch wäre das kein Problem, betont er – selbst dann nicht, wenn die Bahn die Strecke elektrifiziert und der Löwensteg um einen Meter höher werden müsse.

Die Auffahrt an der Südseite lasse sich problemlos barrierefrei verlängern, ohne auch nur einen Zentimeter von der Straße wegzunehmen, so Locher. Auf der Nordseite schlägt er vor: Die Treppe bleibt, die Rampe in die Bahnstraße für Radfahrer auch. Zusätzlich könnte man rechts in Richtung Bahnhof eine neue Rampe anlegen, die zu einem Podest führt und von dort um 180 Grad wieder zurück nach unten. „Technisch ist das Kleinkram“, so Locher. Diese Variante hätte auch den Vorteil, dass die Wege von Rollstuhlfahrern, Fußgängern und Radfahrern entzerrt würden.

„Der Radverkehr existiert in den Köpfen der Stadtplaner überhaupt nicht.
Grünen-Fraktionssprecher Hermann Holste, der auch Vorsitzender der Rad-AG ist

Für Radfahrer war der Löwensteg die wichtigste Verbindung in die Stadt. „Doch der Radverkehr existiert in den Köpfen der Planer überhaupt nicht“, schimpft Holste. So habe er mit Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen, um eine Umleitung für Radfahrer zu finden, ohne Rollifahrer und Fußgänger zu behindern. „Da hat man mir wörtlich gesagt: Ist das überhaupt notwendig?“ Er spricht von Teilnahmslosigkeit seitens der Stadtverwaltung. Vor fünf Monaten habe er Vorschläge gemacht, die Radfahrer über die Fahrbahn der Ochsenbrücke umzuleiten. Stadteinwärts gibt es da nur eine Spur. Deshalb könne man dort einen Radstreifen anlegen. In der Gustav-Pfarrius-Straße müssten dazu künftig die Radfahrer rechts stehen, dann die Autos und in der Mitte die Busspur. Laut LBM, so Holste, sei das kein Problem, „doch die Stadt kommt nicht in die Puschen“. So lange aber nichts gemacht werde, sei der Fußgängerverkehr auf der Ochsenbrücke „chaotisch“.

„Wir könnten den Löwensteg schnell wieder haben“, ist Butz überzeugt. 2026 könnte ein neuer Löwensteg stehen. Auch Locher sieht darin kein Problem: „So ein Brückenteil kann man in der Werkstatt komplett bauen und dann einsetzen. Das ist kein Hexenwerk.“

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