Bad Kreuznacher Problemhaus
Agnesienberg: Mieter kritisieren katastrophale Zustände
Von außen sind am Mehrfamilienhaus Am Agnesienberg 1 kaum die von den Mietern angeprangerten Zustände zu erkennen.
Nürnberg Josef. Josef Nürnberg

Schlimme, unhaltbare Zustände in dem Kreuznacher Mehrfamilienhaus Agnesienberg 1: Die Mieter klagen über Schäden am Haus, Müll- und Rattenprobleme. Der Vermieter, die Benner Holding GmbH aus Wiesbaden, reagiert nicht.

Im Mehrfamilienhaus Agnesienberg 1 warten die Mieter immer noch darauf, dass der Vermieter, die Benner Holding GmbH aus Wiesbaden, endlich mit Renovierungsarbeiten beginnt, um die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände dort zu verbessern. Nicht nur, dass sich dort nichts tut, viele Mieter sind so eingeschüchtert und haben Angst, ihre Wohnung gekündigt zu bekommen, dass sie nicht mit ihren Namen öffentlich erscheinen wollen.

Ratten gehören schon zu „Mitbewohnern“

Lediglich Monika Kraus war bereit, mit ihrem Namen auf die unhaltbaren Zustände hinzuweisen. Sie meldete sich dann auch diese Woche bei uns, weil die Restmülltonnen nicht an die Straße gestellt wurden und folglich nicht geleert werden konnten. Wie uns eine andere Mieterin (Name bekannt) mitteilte, wurde in der vergangenen Woche auch der Biomüll nicht abgefahren. Die Frau, die seit mehr als 20 Jahren in dem Mehrfamilienhaus wohnt, fürchtet, dass – sobald die Temperaturen ansteigen – ein massives Rattenproblem entsteht. Wie mehrere Mieter unabhängig voneinander bestätigen, gehören Ratten schon zu „Mitbewohnern im Haus“.

Schosser: Stadt kann nicht einschreiten

Laut Ordnungsdezernent Markus Schlosser muss der Eigentümer das Rattenproblem beseitigen. Die Stadt könne auf privaten Grundstücken nicht einschreiten. Wenn der Eigentümer nichts unternimmt, müsste das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung eingeschaltet werden. Von Ratten, die sich schon in seiner Wohnung breitgemacht hatten, konnte ein Mieter berichten, der in einem Brief an unsere Zeitung die Zustände beklagte. Rund zwei Jahre lang lief Wasser direkt neben dem Stromkasten im Keller die Wand hinunter und blieb dort auf dem Boden stehen. Nachdem der Vermieter die Stadt über den Zustand informiert hatte, wurde der Keller von der Bauaufsicht gesperrt. Erst Monate später ließ der Vermieter die Ursache für das in den Keller laufende Wasser, nämlich undichte Rohre im Bad seiner Wohnung und den Bädern der darüber liegenden Wohnungen, beseitigen. Dazu musste die Wand im Badezimmer des Mieters aufgeschlagen werden. Die offene Wand führte dann allerdings dazu, dass Ratten ungehindert in dessen Wohnung eindringen konnten. Erst nach Einschaltung des Rechtsanwalts Paul Trauth, der Vorsitzender des hiesigen Miet- und Pachtvereins ist, wurde wenigstens die Wand wieder im Badezimmer verschlossen.

Derselbe Mieter berichtet davon, dass zum Jahreswechsel die Papiermüllcontainer gebrannt haben. Neue Container hat der Vermieter noch nicht aufgestellt. „Wenn dies nicht bald geschieht, muss ich mir ein Auto per Carsharing mieten, um meinen Papiermüll zum Wertstoffhof in Bad Kreuznach zu bringen“, schreibt er. Auch er klagt, wie viele andere Mieter im Haus, über hohe Nebenkosten-Nachforderungen für das Jahr 2023. Die Ursache seien sehr hohe Heizkosten. Aus Sicht vieler Mieter liegt der sprunghafte Anstieg nicht allein am Ukraine-Krieg. In seinem Schreiben an unsere Zeitung vermutet der Mieter, dass möglicherweise die Heizung im Keller nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Ausweis hierfür sei der sprunghaft gegenüber früheren Jahren angestiegene Gasverbrauch.

Agnesienberg 1 kein Einzelfall?

Trotz Einschüchterungsversuchen suchen viel Mieter Hilfe beim Miet- und Pachtverein. So berichtete eine Mieterin, dass sie die unhaltbaren Zustände gegenüber Trauth schon häufig beklagt hat. „Er schreibt den Eigentümer an, aber an den katastrophalen Zuständen ändert sich nichts“, berichtet sie. Sie fühlt sich regelrecht über den Tisch gezogen. Die Benner Holding zieht ihr in der Nebenkostenabrechnung anteilig Kosten für den Gärtner, Hausmeister und die Reinigungskraft ab. „Dabei gibt es hier keinen Gärtner, Hausmeister oder Reinigungskraft“, ärgert sie sich. Der Zustand am Agnesienberg 1 scheint kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr berichte der Hessische Rundfunk über den schlechten Zustand eines Mietobjektes der Holding in Kassel. Eine Stellungnahme der GmbH steht weiter aus.

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