Gernot Schauß kümmert sich im Ruhestand in Bad Sobernheim um die Heimatgeschichte. Und er war als Kind mit seinen Eltern oft im Sobernheimer Wald. Die „Sauhütte“, die man heute im dichten Bewuchs kaum mehr ausmachen kann, kennt er noch aus alten Zeiten. Hier wurde gespielt, herumgestreunt. Und nun als Rentner wollte Schauß herausfinden, um was es sich bei diesem Bauwerk handelt.
Es ist ein in den Waldhang gebauter Unterstand mit Bogengewölbe aus Felsplatten, etwa 3,10 Meter breit und 1,75 Meter hoch. Hinein geht es knapp zwei Meter. Hinten auf der Hangseite ist eine Steinmauer postiert, die aber nach oben zum Gewölbe nicht abschließt, also auch keine tragende Funktion hat. Es führt kein Pfad oder Weg von der Waldpiste zu diesem kulturhistorischen Schmuckstück, was wirklich schade ist. Denn gerade solche kleinen Geheimplätze sind doch das Salz in der touristischen Suppe.
Was hat es nun mit diesem Bauwerk auf sich? Es ist ein Unterstand für die Schweinehirten, die früher ihre Tiere durch den Wald scheuchten. Dort fraßen sie vor allem die herumliegenden Zapfen, Eicheln, Nüsse und buddelten sich an die leckeren Wurzeln heran. Der Hirte war oft ganze Wochen im Wald unterwegs, und um sich bei schlechtem Wetter schützen zu können, brauchte er einen Unterstand.
Der wäre früher wie heute schneller aus Holz gebaut gewesen, doch das wurde damals strikt untersagt. Denn Holz war seinerzeit, als es für sämtliche Öfen im Winter gebraucht wurde und es noch keine alternativen Heizsysteme gab, ein kostbarer Rohstoff, der keinesfalls für Schweine und ihre Hirten geopfert werden durfte. Also gab es die offizielle Anweisung in den Forstordnungen sogar schon des 16. Jahrhunderts, solche Unterstände aus Steinen zu konstruieren.
Gernot Schauß ist bei seinen Nachforschungen bis nach Stuttgart, Thüringen oder ins unterfränkische Maintal aber auch auf Hinweise dafür gestoßen, dass solche Bauten nicht für die armseligen Schweinehirten errichtet wurden, sondern Relikte von Jagdbauten der örtlichen Adelsriege waren.
Witzig ist übrigens, dass sich nahe der Gebäude der „Neues Leben“-Siedlung ein Holzwegweiser an einem Baum findet, auf dem nicht „Sauhütte“ steht. Sondern „Sauhüth“. Und das zeigt, dass es sich bei der Rundbogen-Konstruktion im Sobernheimer Wald eben nicht um eine Hütte, sondern um einen Unterstand für den Hüter der Säue, Eber und Ferkel gehandelt hat.
Ein Ausflug zu diesem Relikt lohnt sich nicht nur, weil man so ein verstecktes Kulturgut entdecken kann. Sondern auch, weil im Wald am nahen Maasberg wunderbare Spazierwege entstanden sind, die als „Felke Heil- und Aktivwald“ beworben werden. Das klingt nach neudeutschem Marketingsprech, aber die Wege sind wirklich schön, machen Spaß, und ein Picknick an der alten Hubertuslust-Hütte dient sich hier auch an. Damit wäre dieser Ausflug perfekt.
Wie gelangt man nun hin? Von der B41 die Abfahrt Bad Sobernheim-Zentrum, Dörndich, Gemünden nehmen. Nach etwa zwei Kilometern rechts ab zur Siedlung „Neues Leben“, von hier geht es nun auf Schotterpiste weiter und die letzten Meter durch den Wald – am besten an den GPS-Daten im angefügten Infokasten orientieren. Zu den Spazierwegen des Felke-Walds gelangt man kurz nach der Abfahrt von der B41. Am Abzweig zum Maasberg-Golfplatz findet sich der Parkplatz mit Holzhütte zum Einstieg. Man kann die Wege aber auch oben im Wald von der Sauhütte aus erreichen.
Serie „Unser (kleines) Paradies“
- In unserer Serie zur paradiesischen Nahe-Landschaft führen wir Sie an besondere, ja auch geheimnisvolle Plätze an der Nahe – außergewöhnliche Aussichten, seltsame Einblicke, versteckte Kleinode mit interessanter Geschichte. Nicht die Standard-Ausflugsziele, sondern Insider-Tipps!
- Die Sauhütte im Bad Sobernheimer Wald erreicht man nach der Abfahrt von der B41 bei Bad Sobernheim Richtung „Dörndich“ und Gemünden, nach 2,1 Kilometern biegt man ab auf die Straße zur Siedlung „Neues Leben“. Nach einigen hundert Metern gelangt man an eine Wanderhütte, wo ein Schotter-Parkplatz genutzt werden kann. Von hier auf der Waldpiste weiterspazieren, bis sie sich in drei Trassen aufteilt. Nun dem links verlaufenden Weg etwa 500 Meter folgen, dann in den Wald hinein und bergauf – nach etwa 50 Metern steht man vor dem Bauwerk.
- GPS-Daten der Sauhütte: 49,819; 7,643