Erschütterung in Rehbach
70 Rinder bei Großbrand auf Bauernhof umgekommen
Bei einem Großbrand auf einem Bauernhof in Rehbach sind 70 Rinder in den Flammen verendet oder mussten anschließend eingeschläfert werden.
Sebastian Schmitt

Nach dem verheerenden Brand auf einem Bauernhof im kleinen Ort Rehbach am frühen Montagabend, bei dem eine große Scheune mit rund 90 Rindern in Flammen aufging, sind die Folgen schlimmer als zunächst angenommen.

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Ein verheerender Brand auf einem Bauernhof hat am Montagabend das kleine Dorf Rehbach erschüttert. Gegen 17.20 Uhr wurden die Einsatzkräfte alarmiert, nachdem eine große Rauchwolke über der Ortschaft aufgestiegen war. Ein Stall des Hofs in der Rehbacher Hauptstraße stand in Flammen, das Feuer griff offenbar rasch um sich.

Die Rauchwolke war weithin zu sehen, hier der Blick aus Ippenschied. Die Ippenschieder Wehr war gemeinsam mit den Feuerwehrleuten aus Daubach-Rehbach zuerst vor Ort.
Reinhard Koch

Unter der Leitung von Verbandsgemeinde-Wehrleiter Max Kraushaar rückten Feuerwehren aus der gesamten Region an. Als erstes waren die Trupps aus Daubach-Rehbach und Ippenschied vor Ort, kurz darauf kam Unterstützung aus der restlichen Verbandsgemeinde Nahe-Glan, aber auch aus dem Kirner Land und aus der VG Rüdesheim. Die Feuewehrleute brachten das Feuer gegen 17.55 Uhr unter Kontrolle.

Rund 120 Einsatzkräfte und viele freiwillige Helfer

Dennoch forderte der Brand seinen Tribut: Zwar konnten dank des schnellen und beherzten Handelns der Helfer und Wehrleute 45 Tiere in letzter Minute aus dem Stall gerettet und ins Freie gebracht werden, einige davon mit  Brandwunden. Doch obwohl viele mutige Nachbarn noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte unter Gefährdung ihrer eigenen Sicherheit versucht hatten, möglichst viele Tiere aus dem brennenden Stall zu retten, stieg die Zahl der toten Tiere seither deutlich an.

Trotz aller Bemühungen sind 42 Rinder in den Flammen ums Leben gekommen oder mussten bis in die  Morgenstunden von einem Tierarzt eingeschläfert werden, so die traurige Bilanz des VG-Wehrleiters am Dienstagmorgen.

Nur 70 der rund 90 Rinder, die in dem abgebrannten Stall in Daubach standen, haben die Brandkastastrophe überlebt.
Sebastian Schmitt

Im Laufe des Tages ist die Zahl der Tiere, die den Brand nicht überlebt haben, noch weiter angestiegen. Es zeigte sich, dass weitere Tiere stark unter den Folgen einer Rauchgasvergiftung litten und so schlecht Luft bekommen haben, dass sie ebenfalls eingeschläfert werden mussten. Insgesamt hat der Rehbacher Landwirt Frank Kessel nach eigenen Angaben durch die Brandkatastrophe nun 70 der rund 90 Jungrinder verloren, die in dem Stall  untergebracht waren. Er hofft nun, dass die geretteten knapp 20 Tiere durchkommen werden.

Der Stall ist wegen der Flammen völlig ausgebrannt. Ein Übergreifen der Flammen auf den angrenzenden weiteren Stallteil konnten die Feuerwehren durch ihr rasches Eingreifen verhindern.
Reinhard Koch

Zahlreiche Helfer trotzten der Gefahr, um die Tiere zu befreien. „Ins Krankenhaus wollte keiner – sie wollten bei den Tieren bleiben“, berichteten Augenzeugen. Mehrere Rinder liefen verängstigt und frei auf dem Gelände umher, sie mussten beruhigt und eingefangen werden. Um die Tiere zu finden, wurden mehrere Drohnen zur Suche angefordert. Diese kamen von Jägern aus der Verbandsgemeinde Nahe-Glan sowie dem Katastrophenschutz des Kreises Birkenfeld, so der Wehrleiter.

Drohnen im Einsatz, um geflüchtete Tiere zu finden

Zehn Menschen, vor allem anwesende Landwirte und Helfer, wurden laut Kraushaar vom Notarzt untersucht. Sie hatten leichte Symptome einer Rauchgasexposition. Eine weiterführende Behandlung im Krankenhaus war letztlich bei keinem von ihnen erforderlich – alle Betroffenen konnten ambulant vor Ort versorgt werden. Zusätzlich kümmerten sich die Hilfsorganisationen des Kreises Bad Kreuznach, die ebenfalls vor Ort waren, um die Versorgung der Einsatzkräfte und Helfer während des Einsatzes. Insgesamt waren am Abend 120 Einsatzkräfte in Rehbach vor Ort – in Rehbach selbst leben nur knapp 50 Einwohner.

Die Vogelperspektive zeigt, wie viele Einsatzkräfte am Montagnachmittag bei dem Großbrand in Rehbach halfen. Insgesamt waren 120 Rettungskräfte im Einsatz - in dem Ort mit weniger als 50 Einwohnern.
Sebastian Schmitt

Die Warn-App des Katastrophenschutzes informierte die Bevölkerung frühzeitig über die Rauchentwicklung und empfahl, Fenster und Türen geschlossen zu halten. „Zur Beurteilung der Lage wurde ein Messfahrzeug des Landkreises eingesetzt. Dieses konnte keine gesundheitsgefährdenden Stoffkonzentrationen in der Umgebungsluft feststellen“, schildert Kraushaar. Auch Landrätin Bettina Dickes eilte vom Kreissitz in Bad Kreuznach zum Unglücksort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Tierärzte aus der gesamten Region kamen dem Hof zur Hilfe, um die verletzten Tiere zu versorgen.

Rund 120 Rettungskräfte waren im Einsatz.
Sebastian Schmitt

Die Löschwasserversorgung kam aus dem Trinkwassernetz und teils auch mobil aus dem Feuerwehrfahrzeug. Kraushaar ist froh, dass es gelungen ist, angrenzende Gebäude sowie den anderen Teil der betroffenen Stallanlage vor dem Feuer zu schützen. Die Feuerwehren der Region waren die gesamte Nacht über im Einsatz und hielten Brandwache, um ein Wiederaufflammen zu verhindern.

Feuerwehrleute waren die ganze Nacht über im Einsatz, um ein Wiederaufflammen des Feuers zu verhindern.
Sebastian Schmitt

Gegen Mitternacht äußerte sich Landrätin Bettina Dickes vor Ort: „Ich bin dankbar, dass durch den beherzten und selbstlosen Einsatz der Rehbacher sowie der mehr als 100 Rettungskräfte die Hälfte der Tiere aus dem brennenden Stall gerettet werden konnte. Aber es ist grauenhaft, dass aktuell 42 Rinder trotzdem die Folgen des Feuers nicht überlebt haben. Mein Dank gilt allen Beteiligten unter der souveränen Leitung von Max Kraushaar.“

Die Ursache des Brandes ist derzeit noch unklar. Die Kriminalpolizei Bad Kreuznach war vor Ort, hat die Ermittlungen übernommen und ein Gutachter soll nun die Brandursache herausfinden. „Es gilt allerdings keine Hinweise auf Brandstiftung.“ Auch zur Schadenssumme gibt es derzeit noch keine genauen Angaben, es dürfte sich laut Kripo aber „sicherlich um mehrere Hunderttausend Euro“ handeln.

Anmerkung der Redaktion: In einer ursprünglichen Version dieses Artikels war die Zahl der bei dem Brand umgekommenen Rinder zunächst deutlich niedriger. Am Tag nach dem Brand mussten weitere Tiere eingeschläfert werden, weil sie zu große Verletzungen davongetragen haben. Wir haben die Zahl der toten Tiere deshalb mehrmals korrigiert.

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