Die Brüder Jacob und Adam Henrich aus Roxheim setzten wie so viele Menschen aus dem Nahe-Hunsrück-Raum im 19. Jahrhundert ihre Hoffnung auf ein besseres Leben in der Neuen Welt. Die Auswanderung veränderte tatsächlich manche Lebensperspektive, so wurde ein Nachkomme aus der Roxheimer Bäckerfamilie Motorradrennfahrer und Testfahrer bei Harley Davidson in Milwaukee. Im Jahresprogramm zu 1250 Jahre Roxheim wird Nicolas Kessler am Montag, 12. Juni, um 19 Uhr im Mehrzweckraum der Grundschule über Auswanderer aus Roxheim sprechen.
Es gab unterschiedliche Gründe, warum Menschen aus dem preußischen Kreis Kreuznach auswanderten: Manche wollten dem Militärdienst entgehen, für andere gaben die Missernten in den 1840er-Jahren den Ausschlag, ein weiterer Grund war der Arbeitskräfteüberhang in bestimmten Berufen oder das Realerbteilungsrecht, das die landwirtschaftlichen Betriebe bis zur Existenzunfähigkeit zerteilte. In vielen Fällen folgten junge Menschen Verwandten oder Freunden, die ausgewandert waren. Hauptziele für die Auswanderer aus dem Kreis Kreuznach waren die USA, Brasilien und London.
In die britische Hauptstadt zog es insbesondere gelernte Bäcker. Von den 125 000 Personen, die zwischen 1844 und 1871 aus der preußischen Rheinprovinz offiziell auswanderten, stammten etwa 3500 Personen aus dem Kreis Kreuznach. Insbesondere die südlichen Kreise, neben Kreuznach waren das Cochem, Zell und Simmern, stellten viele Auswanderungswillige. Manche Zielländer warben um neue Siedler wie Brasilien, die kaiserliche Regierung vergab in den 1840er-Jahren Kredite für die Überfahrt, die die Einwanderer vor Ort durch Arbeit ableisten mussten.
Manche kamen auch zurück
Die Roxheimer Familie Adam Henrich wohnte in der Hirtenstraße 4, wo sie eine Bäckerei betrieben. Nachdem seine beiden Brüder Jacob und Adam ausgewandert waren, übernahm Johann den Familienbetrieb. Von Jacob und Adam Henrich leben heute über 50 Nachkommen in den USA (in Wisconsin, Illinois, Florida und North Carolina), Kanada und Ecuador.
Zunächst wanderten ganze Familien aus. Die jüdische Familie von Joseph Marx und seiner Frau Johanette, geborene Allenberg, etwa, die bis 1865 in Roxheim, dann in Mandel gelebt hatte. Die Passagierliste der SS Hermann nach New York 1870 verzeichnet Johanette und vier ihrer Kinder.
Den 1871 ausgewanderten Casimir Weinsheimer zog es wieder zurück in die Heimat. Im 18. Jahrhundert waren unter anderem Preußen, Galizien und Ungarn Auswandererziele der Roxheimer Bürger.
Der 1864 geborene Jacob Henrich machte sich 1889 auf den Weg, mit dem Schiff „Rhynland“ der Red Star Line gelangte er nach New York. Sein Ziel war Wisconsin, wo er sich mit einer Bäckerei in North Greenfield, einem Vorort von Milwaukee, selbstständig machte. Er heiratete 1891 Wilhelmina Elisabeth Arndt, mit der er zwei Söhne hatte. Nach seinem frühen Tod 1895 folgte ihm sein jüngerer Bruder Adam, um der Witwe in der Bäckerei zu helfen. Er heiratete drei Jahre später seine Schwägerin. Das Paar bekam noch einen Sohn, Albert, der Motorradrennfahrer wurde und später bei dem in Milwaukee ansässigen bekannten Motorradhersteller Harley Davidson als Testpilot angestellt war. 1924 heiratete er die Rennfahrerin Mabel Bethke.
Die Präsentation für den Vortrag hat Marcus Schneider erarbeitet, ein Nachfahre der Familie Henrich. Und die Recherchen zu den Auswandererfamilien stammen von Fachmann Rolf Schwan aus Hargesheim von der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde.
Weitere Jubiläumstermine
Montag, 12. Juni: Um die Roxheimer Auswanderer nach Amerika geht's im Hauptvortrag ab 19 Uhr, den Familien- und Heimatkundler Rolf Schwan aus Hargesheim vorbereitet hat. Ort: der Mehrzweckraum der Grundschule Roxheim.
Freitag, 23. Juni: Mit den Filsbachern geht's musikalisch ins Hauptwochenende des Jubiläumsjahrs. Das Festzelt auf dem Sportplatz bietet 800 Sitzplätze. Flankierend: drei kleine Zelte mit dem Catering und einer Ausstellung zur Roxheimer Dorfgeschichte.
Samstag, 24. Juni: Um 19 Uhr beginnt der Festkommers mit Vereinsprogramm und historischer Modenschau des DRK. Durch den Abend führt Peter Hüttemann.
Sonntag, 25. Juni: Um 10.30 Uhr ökumenischer Gottesdienst im Festzelt, anschließend Frühschoppen. Der Festzug startet um 14 Uhr mit Gästen aus Nachbardörfern und dem Naheweinmajestäten-Trio.