118 Gemälde, Collagen, Skulpturen sind in der erweiterter Ausstellung "Lichtblicke" im Impfzentrum Bad Sobernheim zu sehen
118 Werke von regionalen Künstlern sind „Lichtblicke“ im Impfzentrum: Ausstellung in Bad Sobernheim läuft bis Ende September

„Mädchen am Fenster“ von Nico Cappiello hält Martina Hassel im Eingangsbereich des Bad Sobernheimer Impfzentrums in Händen. Es ist eines von 118 Werken der bis Ende September laufenden „Lichtblicke“-Ausstellung. Vielleicht wird ja das ein oder andere Werk in bald wieder öffnenden Läden und Gaststätten zu sehen sein, wünscht sich die Bad Kreuznacher Ausstellungsinitiatorin für die darbenden heimischen Künstler. Foto: Stefan Munzlinger

Stefan Munzlinger

Kreis Bad Kreuznach. Sie sind bunt, sie sind rund, klassisch, experimentell. Sie fallen aus dem Rahmen. Und sie überraschen an einem Ort, an dem man sie nicht vermutet: 118 Werke – Gemälde, verfremdete Fotografien, Skulpturen und Collagen – von 16 erfahrenen wie jungen regionalen Künstlern.

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„Mädchen am Fenster“ von Nico Cappiello hält Martina Hassel im Eingangsbereich des Bad Sobernheimer Impfzentrums in Händen. Es ist eines von 118 Werken der bis Ende September laufenden „Lichtblicke“-Ausstellung. Vielleicht wird ja das ein oder andere Werk in bald wieder öffnenden Läden und Gaststätten zu sehen sein, wünscht sich die Bad Kreuznacher Ausstellungsinitiatorin für die darbenden heimischen Künstler. Foto: Stefan Munzlinger

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„Hille mit Latzhose“ von Rosi Röhm sitzt in einem der Wartebereiche. Foto: Stefan Munzlinger

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Der Blick geht hinauf zum Firmament: Sternenzähler (50 Zentimeter groß) heißt ein weiteres Werk von Bildhauerin Rosi Röhm. Foto: Stefan Munzlinger

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Künstler Rinaldo Greco aus Bärweiler ist im Impfzentrum mit zehn vor allem floralen Motiven zu sehen, hier die „Tulpe“ (130 auf 90 Zentimeter). Foto: Stefan Munzlinger

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Frühling in einer kuriosen Form und vielen Farben – auch dieses mehrteilige Werk, Bestandteile eines Klaviers, von Elfi Brandt ist im Zentrum bis Ende September zu sehen. Foto: Stefan Munzlinger

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Ein echter Lichtblick: Farbiges Wetter, ein vierteiliges Werk von Gernot Meyer-Grönhof aus Bad Kreuznach, ist an einer Wand des Check-ins im Impfzentrum angebracht. Foto: Stefan Munzlinger

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Auch die Teichblüten von Ursula Reindell bringen Farbe ins Impfzentrum. Kunst heißt nicht: alles schön bunt. Aber Farben hellen die Stimmung auf. Foto: Stefan Munzlinger

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Komposition: Auch Quodlibet ist von Barbara Langhans. Foto: Stefan Munzlinger

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Wegwarte von Barbara Langhans aus Münchwald ist ebenfalls zu sehen. Foto: Stefan Munzlinger

Stefan MUnzlinger

Verfremdetes Foto: Barack Obama von Jannis Hassel. Foto: Stefan Munzlinger

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Seit Anfang März und noch bis Ende September, so lange läuft der Nutzungsvertrag mit dem Gebäudeeigentümer, sind sie im Landesimpfzentrum zu sehen.

Künstler Rinaldo Greco aus Bärweiler ist im Impfzentrum mit zehn vor allem floralen Motiven zu sehen, hier die „Tulpe“ (130 auf 90 Zentimeter). Foto: Stefan Munzlinger

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Der „Oeffentliche“ traf Ausstellungsinitiatorin Martina Hassel am Dienstagmorgen im einstigen Bad Sobernheimer Real-Markt, in dem mac Langenlonsheim vor Monaten in Windeseile zwei Impfstraßen aufgebaut hat. Die 63-Jährige war von 1997 bis 2013 Bürgermeisterin in Bad Kreuznach und arbeitet von Beginn an mehrmals die Woche ehrenamtlich in Check-in und -out des Zentrums mit.

„Hille mit Latzhose“ von Rosi Röhm sitzt in einem der Wartebereiche. Foto: Stefan Munzlinger

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Noch vier Monate, dann ist es vorbei. Bewegt schaut sie zurück. Auf die Vorbereitung der Ausstellung, die so viel Zeit und Kraft kostete und so viele Gespräche über so viele Details notwendig machte. Alles für das eine Ziel: Künstlern, die im Corona-Lockdown inhaltlich wie wirtschaftlich völlig abgemeldet sind, ein Forum zu bieten.

Ohne solche Optionen sähe es ganz düster aus für sie. Die einen halten sich mit kleinen Jobs irgendwie über Wasser, die anderen leben gerade von ihrer über Jahre und Jahrzehnte aufgesparten Altersvorsorge. Die eine Lücke wird gestopft, doch die nächste folgt direkt ...

Dass sie ihre Arbeiten präsentieren können, darum ging es Martina Hassel, als sie die im Austausch mit Anderen entwickelte Idee der Werkeschau im Impfzentrum einbrachte. Eine Ausstellung eben gerade nicht im wohlfühligen Schonklima eines Museums, sondern im Zentrum jener Stätte, in der während der Pandemie Fragen, Sorgen und Nöte vor allem älterer Menschen wie an nahezu keiner anderen Stelle aufeinander treffen.

Frühling in einer kuriosen Form und vielen Farben – auch dieses mehrteilige Werk, Bestandteile eines Klaviers, von Elfi Brandt ist im Zentrum bis Ende September zu sehen. Foto: Stefan Munzlinger

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Trüb die Szenerie: weiße, schlichte Leichtbauwände in einem Gewerbebau, der arg gelitten hat. Zu sehen am hässlich-grauen Boden, der hier und da durch den abgelaufenen Kunststoffbelag dringt. Und trotzdem ist diese Halle ideal für die Impfungen wie die Bilder, weil zentral an der B 41 gelegen.

Ein echter Lichtblick: Farbiges Wetter, ein vierteiliges Werk von Gernot Meyer-Grönhof aus Bad Kreuznach, ist an einer Wand des Check-ins im Impfzentrum angebracht. Foto: Stefan Munzlinger

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Wenngleich: Um Ästhetik ging es im November/Dezember 2020, als das Land dem Kreis den Aufbau- und Organisationsauftrag für das Zentrum erteilte, nicht. Sondern nur um eines: die 160.000 Köpfe große Kreisbevölkerung rasch zu impfen.

Komposition: Auch Quodlibet ist von Barbara Langhans. Foto: Stefan Munzlinger

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Termine, Betreiber, Ablauf, Parkplätze, Helfer, Sanitäreinrichtungen, Brandschutz, Versorgung. Das Sächliche war schnell gestemmt. Und das Seelische? Blieb außen vor. Zunächst. Bis Martina Hassel sich zu Hause an den PC und ans Telefon setzte und sie allesamt anschrieb, ansprach.

Auch die Teichblüten von Ursula Reindell bringen Farbe ins Impfzentrum. Kunst heißt nicht: alles schön bunt. Aber Farben hellen die Stimmung auf. Foto: Stefan Munzlinger

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Überzeugungsarbeit war nicht nötig, sie machten sofort mit. Die Sparkasse Rhein-Nahe half mit 2500 Euro für die ersten Aufwände. Jedem Künstler wurden zehn laufende Meter Ausstellungsfläche mit klein-, mittel- und großformatigen Bildern in den acht Wartebereichen angeboten.

Der Blick geht hinauf zum Firmament: Sternenzähler (50 Zentimeter groß) heißt ein weiteres Werk von Bildhauerin Rosi Röhm. Foto: Stefan Munzlinger

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Einbezogen wurden vier Nachwuchskünstler und, dank der Eberhard-und-Barbara-Linke-Stiftung, zwei Skulpturen schaffende Frauen aus Rheinhessen.

Anfangs waren 89 Werke zu sehen, heute sind es 118. Alle stehen zum Verkauf. Sechs haben bereits den Eigentümer gewechselt, für drei der Werke laufen die Verkaufsgespräche. Gut, sagt Martina Hassel, wenn sich ein kleiner monetärer Erfolg einstellt, erwartet wurde und wird er jedoch nicht.

160.000 Euro sind alle Werke zusammen wert, rund um die Uhr werden sie bewacht. Denn für das Impfzentrum ist ein Sicherheitsdienst tätig. Und dennoch braucht es eine Versicherung. Mithilfe des Bad Kreuznacher Kunstvereins um Kurt Reiner Seuser konnte sie eine Verbandsversicherung abschließen; sie ist günstiger als eine „normale“ Police.

Wegwarte von Barbara Langhans aus Münchwald ist ebenfalls zu sehen. Foto: Stefan Munzlinger

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Die mit „Lichtblicke“ überschriebene Ausstellung sieht Martina Hassel in Corona-Zeiten als einen „Tropfen in der Wüste“ und freut sich über die gute Resonanz. Nicht, dass sich alle Impflinge intensiv mit der Kunst an den Wänden beschäftigten, aber der ein oder andere lasse bei Wartezeiten dann doch einmal den Blick schweifen oder bediene sich am Tisch mit den Flyern und Informationen über die Künstler.

Gerne hätte sie ein Gästebuch ausgelegt, indem sich Kunstinteressierte über die Ausstellung verewigen, doch daraus wurde nichts, weil das Buch von vielen angefasst worden wäre – was wiederum der Kontaktauflagen wegen verboten ist. Doch ein Buch für alle Künstler wird Martina Hassel am Ende dennoch erstellen. Stefan Munzlinger

Verfremdetes Foto: Barack Obama von Jannis Hassel. Foto: Stefan Munzlinger

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