Hackenheim
10.000 Euro vom Schwarm für den Traum von der eigenen CD

Ralf Frohnhöfer setzt optimistisch auf den Stichtag 10. Juli. Denn dann will er genug Geld für sein Projekt gesammelt haben. Und in einem Mainzer Tonstudio sein erstes eigenes Musikalbum produzieren. Foto: Jean M. Laffitau

Hackenheim. Ralf Frohnhöfer ist Jazzsaxofonist. Und hat einen Traum namens "Blaupunkt". Denn so soll seine erste eigene Solo-CD heißen. Doch die Produktion eines Musikalbums kostet Geld, viel Geld. Und das will sich Frohnhöfer nun auf einem eher ungewöhnlichen Weg besorgen.

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Von unserem Redakteur Dominic Schreiner

Seit dem 11. Mai läuft auf der Internetplattform www.startnext.com eine Crowdfundingkampagne – eine sogenannte Schwarmfinanzierung – für Frohnhöfers Traum. Jeder Jazzfan oder einfach jeder, der dem Hackenheimer bei der Realisierung seines Albums helfen will, kann ihm dort eine variable Geldsumme zusichern. Bis zum 10. Juli sollen so insgesamt 10.000 Euro zusammenkommen – das ist die Hälfte der Produktionskosten. Wird diese Summe aber bis zum Stichtag nicht erreicht, ist die Crowdfundingkampagne gescheitert. Die Spender müssten dann ihren avisierten Betrag nicht überweisen. Und Frohnhöfers Traum wäre erst einmal geplatzt.

„Auf die Idee, die Produktion eines Albums durch Crowdfunding zu finanzieren, hat mich Maria Schneider gebracht“, erklärt Frohnhöfer. Schneider ist eine in den USA lebende Jazzkomponistin, mit der Frohnhöfer in New York in Kontakt kam, als er mit einem dreimonatigen Gasthörerstipendium an der renommierten Manhattan School of Music studierte. Frohnhöfer zufolge ist Schneider eine der Mitbegründerinnen des Crowdfundings.

Die Jazzerin, die in der Szene als eine der originellsten Komponistinnen des zeitgenössischen Big-Band-Jazz gilt, hat mittlerweile selbst vier CDs über Crowdfunding finanziert. „Dieser Weg, seine Musik selbst zu finanzieren, ist eine Form des Ausbruchs aus dem traditionellen Musikbusiness“, betont Frohnhöfer. Also aus einem Business, in dem Jazz eine Nebenrolle spielt, weil es über eine kleinere Fangemeinde verfügt als andere, populärere Musikstile und somit auch für die großen Plattenlabels nicht richtig interessant, weil weniger lukrativ ist.

Daher nehmen Jazzer seit einigen Jahren verstärkt die Produktion und Finanzierung ihrer Musik selbst in die Hand. Und auch den Vertrieb ihrer Werke: Sollte das Album produziert werden, wird „Blaupunkt“ hauptsächlich über Frohnhöfer selbst zu beziehen sein. Und auch über den Klangraum in Mainz – so heißt wiederum das Tonstudio, in dem der Saxofonist seine acht Titel gern einspielen, abmischen und auf Rohlinge brennen lassen würde. Die drei Betreiber des Studios, die ihr Geld hauptsächlich mit Filmmusik verdienen, sind nebenberuflich ebenfalls Jazzer und wissen um die Schwierigkeiten, als solcher einen einigermaßen vernünftig dotierten Plattenvertrag abzuschließen oder gar Fördermittel zu ergattern.

Daher sind sie ihm auch ein gutes Stück mit den Produktionskosten entgegengekommen. „Normalerweise kostet eine Studioproduktion gut 30.000 Euro“, erklärt der 37-Jährige, der regelmäßig mit Jazzgrößen wie Peter Herbolzheimer, Sebastian Sternal oder Mathias Rüegg auf der Bühne stand und steht. Bei Klangraum wird sie 20.000 Euro kosten. Zu den 10.000 Euro, die sich Frohnhöfer aus dem Crowdfunding erhofft, würde er aus seinem eigenem Vermögen die zweite Hälfte beisteuern. Aktuell haben ihm immerhin bereits 31 Unterstützer 2071 Euro zugesichert.

Info: Die Kampagne von Frohnhöfer findet man unter www.startnext.com/Ralf-frohnhoefer.

Crowdfunding heißt, aus dem Englischen übersetzt, Schwarmfinanzierung. Unternehmer oder eben auch Künstler stellen Projekte im Internet vor, an denen sich jeder finanziell beteiligen kann. Dabei ist die Phase für das Geldeinsammeln zeitlich begrenzt. Erst – und nur dann – wenn das vorgegebene Mindestkapital zum vorgegebenen Zeitpunkt erreicht wird, müssen die Spender die von ihnen in Aussicht gestellte Summe überweisen, und das Projekt wird realisiert. Für sein Geld erhält der Spender stets eine Gegenleistung. Diese zweckgebundene Form der Finanzierung, die besonders bei Start-ups beliebt ist, gibt es seit 2003. Besonders junge Firmen aus der Technologiebranche nutzen sie gern. Im ersten Quartal 2016 konnten 226 deutsche Crowdfundingkampagnen 2,6 Millionen Euro einnehmen.

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