Birkenfeld
Zwölf Pinnwände voll mit Hausaufgaben

Am Ende eines langen Workshoptags stellten alle Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse im Audi-Max vor - dabei kam Beachtliches auf den Tisch. 

Stefan Conradt

Birkenfeld - Reichlich Hausaufgaben gaben die Teilnehmer des Auftaktforums vor allem den Landesregierungen, dem Starterteam Nationalpark und der Kreisverwaltung mit auf den weiteren Weg. Rund 150 Bürger waren zum Workshop zum Umwelt-Campus Birkenfeld (UCB) gekommen und brachten ihr Fachwissen und Engagement in Arbeitskreise wie Naturschutz, Mobilität, Wildtiermanagement oder Entwicklung touristischer Angebote ein.

Von unserem Redaktionsleiter Stefan Conradt

Auch die Nationalparkversammlung und der geplante Beirat waren Themen: Hier waren sich die Arbeitsgruppen, in denen Politiker in der Minderzahl waren, einig, dass diese Gremien unverzüglich ins Leben gerufen werden müssen, um in die Planungsphase des länderübergreifenden Vorhabens lenkend eingreifen zu können.

Umweltministerin Ulrike Höfken hatte das Auftaktforum im Audi-Max des UCB eröffnet. Sie hat eine Aufbruchstimmung in der Region ausgemacht und verspricht „größtmögliche Transparenz“ beim Aufbau des Nationalparks. Roland Krämer, Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium, sprach von einer „enormen Strahlkraft in die Region“ des Projekts, das auch ein „Anstoß für die Regionalentwicklung sein soll“.

Egidi: Naturerleben im Fokus

Im Anschluss gab Projektleiter Dr. Harald Egidi einen Einblick in die „Projektwerkstatt“: Parallel zum Gesetzgebungsverfahren werden zum Beispiel neue Verordnungen zur Jagd erarbeitet, eine Wildtier- und eine Waldinventur sind bereits in Auftrag gegeben. Mit diesen Daten soll dann die Zonierung des Schutzgebietes vorgenommen werden: Wo werden Ruhezonen eingerichtet, wo Wander- oder Radwege zum Naturerleben? Egidi machte deutlich, dass Ziel des Nationalparks neben dem Schutz auch das Erleben der Natur ist. Dazu sei neben dem Nationalparkplan auch ein ausgeklügelter Wegeplan zur Besucherlenkung vonnöten.

Schließlich ging der NP-Koordinator auch auf die geplanten Parkgremien ein: In der Nationalpark-Versammlung, die bei allen Entscheidungen rund um die Einrichtung zustimmen muss, sollen neben Land, Kreisen und Kommunen auch Bürger vertreten sein. Im Beirat, der Nationalpark-Verwaltung und -Versammlung berät, soll das geballte Fachwissen der Region – vom Naturschutz über Landwirtschaft bis hin zu Wissenschaft und Wirtschaft – vertreten sein. Das alles sei aber noch offen und müsse möglichst breit diskutiert werden, unterstrich Egidi.

Genau das wurde anschließend in 15 Arbeitsgruppen getan. Bei der Vorstellung der Ergebnisse am späten Nachmittag gab es einige Überraschungen. So wurden zum Beispiel die Themen Bürgerforen und Bürgerbeteiligung gar nicht beackert. Auch bei der Arbeitsgruppe Wirtschaft blieb die Pinnwand leer: Zwar sei das Thema „absolut wichtig“, auf der anderen Seite habe sich aber kein einziger Unternehmer in der AG eingebracht – möglicherweise sei das Thema in den großen Unternehmen noch nicht angekommen, konstatierte Sprecher Stefan Billert. Aus seiner Sicht sei es wichtig, vor allem die kleineren, mittelständischen Betriebe in der Region mitzunehmen und besser zu vernetzen.

„Wir sind Nationalpark“

Auf zwölf Pinnwänden gab es dann aber eine Fülle von Ansatzpunkten, Vorschlägen und Hausaufgaben für die Nationalparkplaner. Und es gab auch Kritik: Etwa, dass das Thema Kultur noch nicht ausreichend ins Konzept Eingang gefunden habe. Konkret vorgeschlagen wurde eine Beteiligung der Nationalpark-Region am Kultursommer des Landes Rheinland-Pfalz.

Die AG Tourismus konstatierte, dass es noch ein weiter Weg sei hin zu einer funktionierenden attraktiven Infrastruktur für Gäste. Sprecher Raphael Kuhn (Achatschleife Edendell) rief alle Beteiligten zu einer engeren Zusammenarbeit auf, das Burgdenken in der Region müsse ein Ende haben.

Die Arbeitsgruppe Modelldörfer verwies darauf, dass jedes Dorf einen eigenen Charakter habe, man mit allgemeinen Konzepten nicht weit komme. Vorgeschlagen wurde ein „Handwerkerdorf“ Leisel und ein „Märktedorf“ Veitsrodt. Sprecher Philippe Devaud mahnte in Richtung Mainz: „Ohne Geld in die Hand zu nehmen, wird da wenig zu machen sein.“ Gleich in mehreren Arbeitskreisen wurde mehr Gemeinschaftsgefühl, mehr Identifikation mit der Heimat gefordert – und ein erster Marketingslogan geprägt: „Wir sind Nationalpark.“

Landrat Dr. Matthias Schneider zeigte sich in seinen Schlussworten begeistert vom „Ideenreichtum, mit dem die Menschen der Region das Projekt voranbringen“. Er mahnte aber an: „Das alles wird ohne ein Regionalmanagement nicht zu machen sein.“

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