Ortsspitze zweifelt nun an Zuverlässigkeit des Steinbruchbesitzers
Zweifel an Zuverlässigkeit des Steinbruchbesitzers: Ellweilerer reagieren auf Skandal im Saarland

Symbolbild.

dpa

Eine Affäre, die zurzeit im Saarland sehr hohe Wellen schlägt, wird vor allem in der Trauntalgemeinde Ellweiler sehr aufmerksam verfolgt. Denn bei dem schlagzeilenträchtigen Geschehen im Nachbarbundesland spielt auch der Besitzer des auf Ellweilerer Gemarkung liegenden Steinbruchs, der Bauunternehmer Martin Gihl aus Eppelborn (Kreis Neunkirchen), eine nicht unwesentliche Rolle.

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Schlüsselfigur in diesem Fall ist allerdings Martin Welker. Der inzwischen beurlaubte Geschäftsführer der Saarbrücker Wirtschaftsförderungsgesellschaft GIU steht unter Korruptionsverdacht. Ihm wird vorgeworfen, dass es beim Umbau des Ludwigsparkstadions – für dieses Projekt war die GIU verantwortlich – illegale Preisabsprachen gegeben haben soll.

Deshalb wird von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken gegen Welker wegen des „Anfangsverdachts der wettbewerbsbeschränkenden Absprachen bei Ausschreibungen“ sowie wegen „Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr ermittelt“, wie die „Saabrücker Zeitung“ zunächst berichtet hatte.

Demnach habe Welker einen befreundeten Bauunternehmer darüber informiert, dass es bei der Ausschreibung für die Verkehrs- und Außenanlagen des Fußballstadions ein günstigeres Angebot gebe. Der Firmenchef habe daraufhin sein Angebot angepasst und schließlich als bester Bieter den Zuschlag erhalten, so die „Saarbrücker Zeitung“.

Bei dem erwähnten Bauunternehmer handelt es sich um Martin Gihl, gegen den die Staatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt. Das hat dessen Rechtsanwalt Christoph Clanget der „Saarbrücker Zeitung“ auf Anfrage bestätigt. Clanget betonte weiter, dass sein Mandant mit den Ermittlungsbehörden kooperiere, man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nichts zu den erhobenen Vorwürfen sagen könne, da man sie nicht im Detail kenne.

Ominöser Geldkoffer gefunden

Im besagten Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ vom 22. November wurden aber neue pikante Erkenntnisse in der Affäre publik. Demnach habe es im April 2021 eine Hausdurchsuchung durch die Steuerfahndung in einem Anwesen des GIU-Chefs Welker gegeben, und dabei sei unter anderem ein Koffer mit Bargeld in Höhe von 389.000 Euro gefunden worden.

Welker selbst hatte diesen Sachverhalt gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“, seinerseits aber Vorwürfe gegen Gihl erhoben. Als der befreundete Eppelborner Unternehmer an Silvester 2020/2021 bei ihm im Gästezimmer übernachtet habe, habe Gihl den Umschlag mit der hohen Geldsumme unbemerkt in einen von Welkers Koffer und in der Abstellkammer seines Hauses deponiert, um auf diese Weise Schwarzgeld beiseitezuschaffen. So schildert der beurlaubte GIU-Chef der „Saarbrücker Zeitung“ seine Version des Geschehens und weist in dem Bericht zugleich alle Schuld von sich.

Mit Argusaugen werden die skandalträchtigen Vorfälle im Saarland direkt hinter der rheinland-pfälzischen Landesgrenze in Ellweiler beobachtet. Denn dort ist die Firma AWS Gihl GmbH seit 2009 Besitzerin des Steinbruchs Haumbach, der direkt neben der B 41 liegt. Auf dem Gelände soll eine circa 7,8 Hektar große Grube mit einem Gesamtfassungsvermögen von 1,6 Millionen Kubikmetern zu einer Bauschutt- und Erdmassendeponie der Klasse 1 (DK 1) umgewandelt werden.

Diese Pläne der Firma Gihl werden vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Nationalparkreises Birkenfeld (AWB) unterstützt, der die Notwendigkeit zur Einrichtung einer solchen Deponie als gegeben ansieht. Aus der Anrainergemeinde Ellweiler kommt diesbezüglich hingegen schon seit Jahren heftiger Widerstand.

Gestützt auf eine Bürgerumfrage, die eine eindeutige Kontrastimmung ergeben hat, sprechen sich die Verantwortlichen des Trauntaldorfs weiterhin vehement gegen die Verwirklichung des Vorhabens aus. Die aktuellen Schlagzeilen über die Vorfälle im Saarland, bei denen den Protagonisten Bestechlichkeit und illegale Preisabsprachen vorgeworfen werden, haben Ortsbürgermeisterin Ellen Breuer und den Ersten Beigeordneten Holger Spreier nun zu einer gemeinsamen Stellungnahme veranlasst.

Streit um geplante Abfalldeponie

Beide betonen gegenüber der NZ zunächst noch einmal ausdrücklich, „dass es für die ablehnende Haltung der Ortsgemeinde Ellweiler gegenüber der Einrichtung einer DK-1-Deponie genügend fachliche Gründe gibt, die schon mehrmals öffentlich diskutiert wurden.“ Vor dem Hintergrund der nun eingeleiteten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und der medialen Berichterstattung geben Breuer und Spreier zudem einen weitergehenden Kommentar ab.

Sie betonen: „Wenn dieser Anfangsverdacht und die beschriebenen Aussagen zutreffend sind, empfinden wir das als einen absoluten Hammer, und wir sind erschüttert. Weiterhin würde uns die Angelegenheit jedoch auch Anlass zu großer Sorge im Hinblick auf die Zuverlässigkeit und die Vorgehensweisen des geschäftsführenden Gesellschafters Martin Gihl geben.“

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